Wet Woman In The Wind
Ähnlich wie seine berühmteren Regie-kollegen Sion Sono („Love Exposure“, „Antiporno“) und Hideo Nakata („Ring“, „White Lily“) hat auch Akihiko Shiota („Dororo“, „Wet Woman In The Wind“) seine ganz eigene Herangehensweise an den Jubiläums-beitrag zu Nikkatsus „Roman Porno“-reihe. Diese Filmserie soll zur Feier des 100. Jubiläums des japanischen Filmstudios ebenjenes Genre feiern, das in den 1970er Jahren zu Nikkatsus finanziellem Rettungsanker wurde. Ganz im Stile dieser Softerotik-filme inszeniert auch Shiota seinen unkonventionellen Romantik-film freizügiger, als dies in gängigen Romanzen üblich ist. Hierfür konzentriert er sich auch ohne Umwege auf das Wesentliche: Der Schrottsammler Kosuke (Tasuku Nagaoka) lädt im Wald einen aussortierten Stuhl auf seinen Karren und macht eine Rast am Hafenpier. Plötzlich versenkt eine fremde Frau ihren Drahtesel mitsamt Fahrerin – sich selbst – im Wasser und stakst als „nasse Frau im Wind“wieder an Land. Kosuke zeigt sich angesichts ihrer entblößten Oberweite schüchtern, als sie ihr Shirt auswringt. Er nimmt Reißaus. Diese Form der Abweisung weckt Shioris (Yuki Mamiya) Interesse, weshalb sie Kosuke als Herausforderung für ihre „Liebesjagd“sieht und sich ihm sprichwörtlich an den Hals wirft. Nüchtern schmeißt der Gestalkte seine Verfolgerin in den Graben. Doch sie gibt nicht auf und begleitet ihn bis zu seiner notdürftig errichteten Hütte im Wald. Hier will der ehemalige Theater-schauspieler fernab jeglicher Frauen und anderer Einflüsse eigentlich zu sich selbst finden. Ein Kampf mit Stock und Stuhl entbrennt, es wird gerangelt und gerungen. Ist das jetzt schon eine Form der Leidenschaft oder doch eher häusliche Gewalt? Shioris nächster Versuch, den wortkargen Kosuke für sich zu gewinnen, geht über die Eifersuchtsschiene, die sie sehr „subtil“mit irgendeinem Surfer auf Kosukes Esstisch fährt. Zeit für einen Gegenschlag!
Kampf der Geschlechter
Shiota präsentiert das Ringen um Liebe, Sex und Leidenschaft als eine Art Machtkampf, dem sich Mann und Frau hingeben, um die Rollenkarte des „Hundes“zwischen sich hin- und herzuspielen. Wer hat das Ruder in der Hand? Wer begehrt und wer wird begehrt? Wer ist eifersüchtiger? Wer kann den anderen länger abweisen? Sobald Kosukes verflossene Flamme und Schauspielkollegin samt fünfköpfigem Theater-ensemble an dessen Tür klopft, zeigt auch der Mann, dass er die Ambitionen eines Liebesjägers in sich trägt. Der erste, der von den beiden Widersachern klein beigibt, verliert. Dieses Spiel verpackt der Regisseur in einer leichten Komödie, deren softer Erotik-pegel bis zum krönenden „Happy End“eine spürbare Steigerung erfährt. Anders als in Sion Sonos „Antiporno“ist dies auch tatsächlich sehr erotisch inszeniert. Von der nebensächlichen Erotik-pointe bis zur ausschweifenden Sexorgie ist es ein langer Weg, der in westlichen Augen fremd wirkt, jedoch ausgesprochen gut als „Spannungsbogen“funktioniert. Vergleichbar ist die Herangehensweise etwa mit der israelischen Komödien-reihe „Eis am Stiel“, die über 10 Jahre, von 1978 bis 1988, ganze acht Filme
hervor brachte. Gemixt wird das Filmerlebnis von „Wet Woman In The Wind“noch mit einem nüchtern-grobschlächtigen Humor „made in japan“sowie mit gelegentlich steif geratenen Dialogen. Warum diese Blu-ray genauso wie die Blu-ray zum 16er-film „Antiporno“allerdings eine Fsk-18-freigabe vorweist, bleibt zunächst schleierhaft, hängt aber möglicherweise mit den ebenfalls auf der Disc befindlichen Trailern zusammen. Bildtechnisch betrachtet fällt vor allem eine Szene auf, in der stilistisch zum grobkörnigeren, unschärferen Schmalspurfilm-look gegriffen wurde. Ansonsten sind die optischen sowie Ton-parameter guter Durchschnitt. Bonusfeatures gibt es leider keine.