Izetta – die letzte Hexe
Was „Maria – The Virgin Witch“(2015) für das Anime-frankreich des Hundertjährigen Krieges war, ist „Izetta“(2016) nun für das kriegsgebeutelte Europa Anfang des 20. Jahrhunderts. In einem romantisierten Zweite-weltkriegs-fantasy-szenario versucht die Armee Germanias die Legende der weißen Hexe zu ergründen, um deren Macht als Waffe zu missbrauchen. Per Zug transportieren sie einen mysteriösen Hightechsarkopharg Richtung Westria. An Bord befindet sich auch Prinzessin Finé, die mit dem Verteidigungsminister Britannias einen Militär-pakt gegen das in ihr Land einfallende germanische Reich aushandeln will. Doch das Dritte Reich entführt die Prinzessin und verlädt sie samt dem ominösen Sarg in ein Flugzeug nach Neu-berlin. Noch vor der geplanten Landung erfährt Finé zum Glück Rettung durch das darin enthaltene Militär-geheimnis: Izetta erwacht und ist ab sofort die treue Begleiterin der Prinzessin. Ihre mächtige Magie gilt natürlich als Kriegs-entscheidende Ressource. Abseits des Militär-trubels erlebt Izetta kleine Alltags-episoden, die sie beim Kaffee-kränzchen mit ihren neuen Freundinnen oder auch bei den obligatorischen Dusch- und Badeszenen zeigen. Gelegentlich gibt es sogar Busen-grabschereien zu entdecken, immerhin lassen sich die Kleidungsmaße auf keinem anderen Wege feststellen ... Die zwölfteilige Serie beinhaltet in etwa solch eine Militär-romantik wie die Videospiel-reihe „Valkyria Chronicles“, in der ebenfalls magische, weibliche Wesen den strategischen Ausschlag in den kriegerischen Auseinandersetzungen geben.
Die Darstellung des politischen Machtgefüges, der Liebe zum Volk sowie der Freundschaft zwischen der Prinzessin und Izetta erinnert wiederum stark an „Lady Oscar“(1979). Überhaupt sind die wichtigsten Positionen der Handlung mit weiblichen Protagonistinnen ausgefüllt, zwischen denen ein starkes Band mit nicht ganz unerotischen Gefühlen entsteht. Männer sind eher für die Gewalt zuständig. Statt einfacher Schwarz-weiß-charaktere bekleiden diese allerdings auch recht interessante, da ambivalente Charaktere. Nichtsdestotrotz lassen sich hier kaum die wahren Schrecken des Krieges erkennen. Trotz dieser Kritik versprechen die politischen Intrigen und die skrupellos agierende Führungsriege spannende, visuell ansehnliche Unterhaltung.
Hinter dem voll ausgeschrieben sehr umfangreichen Namen dieser zwölfteiligen Serie verbirgt sich eine ausgeklügelte Fantasygeschichte, die mit dem Ende der „Welt“zusammenhängt. Die Handlung setzt rund 500 Jahre nach der Apokalypse ein. Die Welt scheint sich in ein mittelalterliches Fantasy-szenario gewandelt zu haben und nahezu ohne Menschen auszukommen. Ein gutes Leben ist nur auf schwebenden Inseln möglich, die Oberfläche wurde von den riesigen Bestien besetzt, die damals alles zerstörten. Wer keine tierischen Merkmale wie Hörner, Katzenohren oder ähnliches besitzt, wird als „Unmarkierter“von der Gesellschaft ausgegrenzt. Zwei davon sind Willem Kmetsch und Chtholly Nota Seniorious, die sich zufällig auf einem Markt begegnen. Als Willem einen undurchsichtigen Job als Verwalter eines „Waffenarsenals“annimmt, staunt er nicht schlecht, vor Ort ein Mädcheninternat vorzufinden, das unter anderem auch Chtholly beherbergt. Als Kindergärtner und Teenager-seelsorger versteht er bald, warum das Haus ein Waffenlager sein soll. Natürlich hängt das alles mit den vergangenen Ereignissen zusammen. Aber auch Willem hat ein Geheimnis, das unmittelbar mit den Kämpfen vor der Apokalypse zusammenhängt. Zuschauer, die im gleichen Maße romantische wie abenteuerliche Fantasy-geschichten à la „The Vision Of Escaflowne“ lieben, werden sich auch in dieser Serie wohlfühlen. Der Zeichenstil erinnert an die Animes der 1990er Jahre. Die blassen Outlines verleihen den Bildern eine traumhafte Qualität, schmälern jedoch den Gesamtkontrast. Volume 1 enthält die ersten sechs Episoden, die eine erholsame Zeitreise bieten.