Blizzard Of Souls
Regisseur Dzintars Dreibergs legt mit diesem Anti-kriegsfilm seinen erstes fiktives Werk vor, nachdem er bislang ausschließlich an Sportdokumentationen arbeitete. Doch ganz aus der Luft gegriffen ist die Handlung seines Dramas nicht, da sie sich auf die Kriegs-schilderungen Aleksandrs Grīns beruft, welche dieser in seinem Roman „Dvēseļu Putenis“(1934) niederschrieb. Perspektivgeber ist der 16jährige Junge Arturs (Oto Brantevics), der sich zusammen mit seinem Vater (Martins Vilsons) und seinem Bruder (Raimonds Celms) bei der Armee Litauens verpflichtet, die dem Einzug der Deutschen entgegentreten soll. Eine andere Wahl bleibt ihnen nicht, nachdem ihre Mutter erschossen wurde und sie ihren eigenen Hof abbrennen mussten, um der einfallenden Wehrmacht keine Ressourcen für ihren Vormarsch zu liefern. Und so erlebt er die Schrecknisse des Krieges, das Leid und das Trauma zum Mörder zu werden, am eigenen Leibe. Dreibergs Film ist am besten mit „Im Westen nichts Neues“(1930) zu vergleichen, da er eine Vater-sohnbeziehung in den Mittelpunkt rückt und die bekanntesten Motive des Ersten Weltkriegs, z. B. den ersten Mord mit dem Bajonett an einem Jungen, der genauso viel Angst hat wie er, oder den Einsatz von Giftgas systematisch abhandelt, ohne auch nur eine Unze Heldentum oder unpassende Ästhetisierung zu integrieren. Im Krieg gibt es keine Helden, nur Opfer, soweit die Aussage des Films, der anders als Pauls Tod in Lewis Milestones Klassiker mit einer Heimkehr endet. Die abschließenden Text-tafeln relativieren dies jedoch mit dem Hinweis darauf, dass der Autor Aleksandrs Grīns zwar den Ersten Weltkrieg überlebt und diese Geschichte geschrieben habe, jedoch bereits wenige Jahre später dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. Technisch herausragend inszeniert zieht der Film aus Litauen den Zuschauer in das Kriegsgeschehen hinein und stellt die Schrecknisse vom ersten Feuergefecht im Schnee an schockierend authentisch dar