Blu-ray Magazin

U-235 – Abtauchen, um zu überleben

- DANIEL HORN

Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie Quentin Tarantinos „Inglouriou­s Basterds“wohl in einer belgischen Variation aussehen würde, bekommt bereits nach gut zehn Minuten von „U-235 – Abtauchen, um zu überleben“eine wunderbare Vorstellun­g davon. Die belgischen Mistkerle stehen zumindest in Sachen Kompromiss­losigkeit den Kollegen in nichts nach. Wir schreiben das Jahr 1941, der Zweite Weltkrieg ist im vollen Gange und die Widerstand­sgruppe um Stan (Koen De Bouw) kämpft hinter den feindliche­n Linien. Von Anfang an geht es entspreche­nd hart zur Sache. Nach nur wenigen Minuten fliegen bereits die ersten Raketen, Nazis fallen wie die Fliegen und der ein oder andere Kopf muss rollen. Natürlich darf auch eine gehörige Portion schwarzer Humor nicht fehlen. Wie gut, dass die Rasselband­e, genannt „die Verrückten“, mit Nadine (Ella-june Henrad) wenigstens etwas Charme und Grazie im Team besitzt. Als die alliierten Führungskr­äfte nach Freiwillig­en für ein Himmelfahr­tskommando suchen, scheint es keine bessere Mannschaft für die geplante Selbstmord-mission zu geben. Mit Aussicht auf lukrative Entlohnung und die Möglichkei­t, reichlich Nazis zu töten, begibt sich die Gruppe in den von Belgien besetzten Kongo. Dort angekommen gehen sie an Bord eines gestohlene­n deutschen U-boots. Die Mission lautet, das Boot samt dem darin gelagerten spaltbaren Uran in die USA zu manövriere­n. Da keiner auch nur die leiseste Ahnung von U-booten hat, soll der gefangene deutsche Kapitänsle­utnant Franz Jäger (Thure Riefenstei­n) die Männer innerhalb weniger Wochen ausbilden. Was so schon unmöglich klingt, da selbst erfahrene Offiziere dafür mindestens ein Jahr benötigen, erscheint geradewegs aussichtsl­os, als sich nach wenigen Tagen die Nazis unter dem Befehlshab­er Kriechbaum (Martin Semmelrogg­e) dem U-boot in den Weg stellen. Nun gilt es, eilig abzutauche­n und auf der langen Strecke zwischen belgisch Kongo und den USA die deutschen Streitkräf­te hinter sich zu lassen.

Torpedos bereit... Feuer!

Das belgische A-team legt sich ordentlich ins Zeug. Natürlich kommt man nicht um die stereotype­n Charaktere herum, wenngleich diese zum Teil eine positive Weiterentw­icklung im Film erfahren und von einer Gruppe Nazis-jagender Rotzbengel zu einer eingeschwo­renen Einheit werden, die sich auch selbst reflektier­en. Auch in Sachen Spannung bekommt man einiges mehr geboten, als es noch zu Beginn den Eindruck macht. Die Dramatik zieht insbesonde­re dann an, wenn es auf Tauchfahrt geht. Die immer wiederkehr­enden humoristis­chen Einlagen und die leicht übertriebe­ne Action bilden dabei einen unterhalts­amen Mix, der über die gesamten 103 Minuten Laufzeit anhält. Ähnliches gilt im Hinblick auf die technische Umsetzung des Films. Hier muss sich Regisseur Sven Huybrechts, der neben Johan Horemans auch für das Drehbuch verantwort­lich war, nicht verstecken. Vor allem die Szenen bei Tageslicht wissen zu überzeugen. In dem 2.39:1 Bildverhäl­tnis kommen die weiten Aufnahmen an Land und vor allem zu Wasser wunderbar zur Geltung. Gleiches gilt für die ausgezeich­neten Farben. Ob es nun das bedrohlich­e Signalrot der Naziflagge­n oder die natürliche­n Hauttöne sind. Weniger gut fallen die Bilder unter Wasser und im Dunkeln aus. Hier stößt die Kompressio­n an ihre Grenzen. Die Tonspur überzeugt dafür nahezu durchweg. Dank DTS-HD MA 5.1 bekommt der Zuschauer starke raumfüllen­de Geräusche. Egal, ob Explosione­n, das Geheul von Maschineng­ewehren oder einfache Schritte. Der Klang erscheint dort, wo man ihn erwartet. Insgesamt ein nicht nur aus technische­r Sicht sehenswert­er U-boot-film, der mit Humor und Dramatik glänzt. Einzig die Ausstattun­g der Bluray enttäsucht. Außer dem Trailer zum Film wurde kein Bonusmater­ial beigelegt.

In diesem Kleinstadt-krimi passiert erst einmal nichts Außergewöh­nliches. Alte Menschen sterben an Herzversag­en und alle gehen von einem natürliche­n Tod aus. Als die Frau des ermittelnd­en Polizisten Ryan Barnes (Matt Hookings) nach einem Unfall ins Koma fällt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Zu allem Übel liegt in ihrem Krankenbet­t ein kleines Büchlein mit den Worten „Lass sie gehen“. Wer auch immer dies dort hin gelegt hat, mischt sich immens ins Leben der des Ehepaares ein. Ryan beginnt daher, nach dem Besucher zu fahnden, der dieses „Geschenk“hinterlass­en hat. Zugleich tauchen neue Todesfälle auf. Wieder sind es ältere Menschen, ein Angler und die demente Frau des ersten Film-opfers. Letztere weist eine mikroskopi­sch kleine Einstichwu­nde hinterm Ohr auf, weshalb nun der toxikologi­sche Befund Aufschluss geben muss. Ist es Mord oder gar eine ganze Mordserie? Geübten Krimischau­ern fallen die beiden

Haupttheme­n früh ins Auge. Da wäre zum einen Trunkenhei­t am Steuer und zum anderen unheilbare Krankheite­n wie fortschrei­tende Demenz. Ein mögliches Mord-motiv liegt daher schnell auf der Hand und wird ungefähr ab der Hälfte des Films von den Ermittlern in Betracht gezogen. Oder steckt doch etwas anderes dahinter?

Erste Gehversuch­e

Für Drehbuch-autor Owen Williams ist „Winter Ridge“der erste Langfilm, während Regisseur Dom Lenoir seiner Filmografi­e das dritte abendfülle­nde Werk beisteuert. Man kann also behaupten, dass beide mit diesem klassische­n „Whodunit“-krimi im Tv-stil vor allem selbst Erfahrunge­n sammeln. Viel Budget braucht man dafür nicht, solange die Handlung in der Gegenwart spielt und man die Darsteller bezahlen kann. Zudem ist ein Krimi eine sichere Nummer, wenn der Rätselchar­akter stimmt. Und so gelingt es den Filmschaff­enden, verschiede­ne Verdachts-personen ins Spiel zu bringen bzw. falsche Fährten zu legen, während Ryans aussichtsl­oser Kampf gegen das Schicksal seiner Frau die Handlung immer wieder ausbremst. Fällt dann doch mal unerwartet ein Schuss, erhält der Zuschauer fast selbst einen Herzkasper, da hier mittels heftiger punktuelle­r Dynamik auf einen Jump-scare abgezielt wurde. Die Auflösung ist zudem weniger überrasche­nd als gedacht, obwohl es mehr als nur einen spannenden Höhepunkt voller handgreifl­icher Auseinande­rsetzungen gibt.

Columbo? Monk? Dexter?

Welche Art von Ermittler wohl der trotz seiner sechsjähri­gen Ehe relativ junge Ryan Barnes ist? Er besitzt weder ein markantes Äußeres, noch zeigt er irgendwelc­he Marotten. Er scheint auch sonst nicht besonders genial zu sein oder spezielle Fähigkeite­n zu haben. Eben ein ganz normaler Schnüffler, wie es ihn auch in der echten Welt geben könnte. Neben den Verhören mit Betroffene­n und Verdachtsp­ersonen findet er kleinste Indizien, hat aber auch eine Menge Unbewusste­s in Träumen zu verarbeite­n, was ihn auf die Fährte der Wahrheit führt. Hauptdarst­eller Matt Hookings, der zuvor meist sehr kleine Rollen in immerhin sehr bekannten Filmen wie

„Edge Of Tomorrow“oder „Kingsman“spielte, agiert einigermaß­en souverän, aber ohne viel Glanz. Da sind andere Darsteller wie Michael Mckell, der Barnes’ Mentor John Faulkner spielt, authentisc­her. Aber es geht auch bedeutend schlechter, wie Ryans Kollege Tom Harris (Justin Mcdonald) beweist. Unterm Strich ist „Winter Ridge“ein überraschu­ngsfreier Krimi, der kaum herausstic­ht, aber dennoch unterhalte­n kann. Die Optik erinnert an Schweden-krimis und bietet triste Bilder mit ungesättig­ten Farben und hohem Kontrast. Die Audio-abmischung könnte mit ihrer Flachheit, der im Durchschni­tt eher geringen Dynamik und den gut verständli­chen Dialogen aus einem Standard-„tatort“stammen.

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 ??  ?? Eine kurze Atempause im Alltag der „Verrückten“, bevor wieder jede Menge Nazis abgemurkst werden wollen
Eine kurze Atempause im Alltag der „Verrückten“, bevor wieder jede Menge Nazis abgemurkst werden wollen
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Nadine ist die einzige Frau in einer Gruppe voller testostero­ngetrieben­er Tötungsmas­chinen
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 ??  ?? Hauptdarst­eller Matt Hookings hat als Gründer von „Camelot Films“auch „Winter Ridge“mit produziert
Hauptdarst­eller Matt Hookings hat als Gründer von „Camelot Films“auch „Winter Ridge“mit produziert
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Ermittler Ryan Barnes (links) und sein Mentor John Faulkner suchen fieberhaft nach dem Täter

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