U-235 – Abtauchen, um zu überleben
Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“wohl in einer belgischen Variation aussehen würde, bekommt bereits nach gut zehn Minuten von „U-235 – Abtauchen, um zu überleben“eine wunderbare Vorstellung davon. Die belgischen Mistkerle stehen zumindest in Sachen Kompromisslosigkeit den Kollegen in nichts nach. Wir schreiben das Jahr 1941, der Zweite Weltkrieg ist im vollen Gange und die Widerstandsgruppe um Stan (Koen De Bouw) kämpft hinter den feindlichen Linien. Von Anfang an geht es entsprechend hart zur Sache. Nach nur wenigen Minuten fliegen bereits die ersten Raketen, Nazis fallen wie die Fliegen und der ein oder andere Kopf muss rollen. Natürlich darf auch eine gehörige Portion schwarzer Humor nicht fehlen. Wie gut, dass die Rasselbande, genannt „die Verrückten“, mit Nadine (Ella-june Henrad) wenigstens etwas Charme und Grazie im Team besitzt. Als die alliierten Führungskräfte nach Freiwilligen für ein Himmelfahrtskommando suchen, scheint es keine bessere Mannschaft für die geplante Selbstmord-mission zu geben. Mit Aussicht auf lukrative Entlohnung und die Möglichkeit, reichlich Nazis zu töten, begibt sich die Gruppe in den von Belgien besetzten Kongo. Dort angekommen gehen sie an Bord eines gestohlenen deutschen U-boots. Die Mission lautet, das Boot samt dem darin gelagerten spaltbaren Uran in die USA zu manövrieren. Da keiner auch nur die leiseste Ahnung von U-booten hat, soll der gefangene deutsche Kapitänsleutnant Franz Jäger (Thure Riefenstein) die Männer innerhalb weniger Wochen ausbilden. Was so schon unmöglich klingt, da selbst erfahrene Offiziere dafür mindestens ein Jahr benötigen, erscheint geradewegs aussichtslos, als sich nach wenigen Tagen die Nazis unter dem Befehlshaber Kriechbaum (Martin Semmelrogge) dem U-boot in den Weg stellen. Nun gilt es, eilig abzutauchen und auf der langen Strecke zwischen belgisch Kongo und den USA die deutschen Streitkräfte hinter sich zu lassen.
Torpedos bereit... Feuer!
Das belgische A-team legt sich ordentlich ins Zeug. Natürlich kommt man nicht um die stereotypen Charaktere herum, wenngleich diese zum Teil eine positive Weiterentwicklung im Film erfahren und von einer Gruppe Nazis-jagender Rotzbengel zu einer eingeschworenen Einheit werden, die sich auch selbst reflektieren. Auch in Sachen Spannung bekommt man einiges mehr geboten, als es noch zu Beginn den Eindruck macht. Die Dramatik zieht insbesondere dann an, wenn es auf Tauchfahrt geht. Die immer wiederkehrenden humoristischen Einlagen und die leicht übertriebene Action bilden dabei einen unterhaltsamen Mix, der über die gesamten 103 Minuten Laufzeit anhält. Ähnliches gilt im Hinblick auf die technische Umsetzung des Films. Hier muss sich Regisseur Sven Huybrechts, der neben Johan Horemans auch für das Drehbuch verantwortlich war, nicht verstecken. Vor allem die Szenen bei Tageslicht wissen zu überzeugen. In dem 2.39:1 Bildverhältnis kommen die weiten Aufnahmen an Land und vor allem zu Wasser wunderbar zur Geltung. Gleiches gilt für die ausgezeichneten Farben. Ob es nun das bedrohliche Signalrot der Naziflaggen oder die natürlichen Hauttöne sind. Weniger gut fallen die Bilder unter Wasser und im Dunkeln aus. Hier stößt die Kompression an ihre Grenzen. Die Tonspur überzeugt dafür nahezu durchweg. Dank DTS-HD MA 5.1 bekommt der Zuschauer starke raumfüllende Geräusche. Egal, ob Explosionen, das Geheul von Maschinengewehren oder einfache Schritte. Der Klang erscheint dort, wo man ihn erwartet. Insgesamt ein nicht nur aus technischer Sicht sehenswerter U-boot-film, der mit Humor und Dramatik glänzt. Einzig die Ausstattung der Bluray enttäsucht. Außer dem Trailer zum Film wurde kein Bonusmaterial beigelegt.
In diesem Kleinstadt-krimi passiert erst einmal nichts Außergewöhnliches. Alte Menschen sterben an Herzversagen und alle gehen von einem natürlichen Tod aus. Als die Frau des ermittelnden Polizisten Ryan Barnes (Matt Hookings) nach einem Unfall ins Koma fällt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Zu allem Übel liegt in ihrem Krankenbett ein kleines Büchlein mit den Worten „Lass sie gehen“. Wer auch immer dies dort hin gelegt hat, mischt sich immens ins Leben der des Ehepaares ein. Ryan beginnt daher, nach dem Besucher zu fahnden, der dieses „Geschenk“hinterlassen hat. Zugleich tauchen neue Todesfälle auf. Wieder sind es ältere Menschen, ein Angler und die demente Frau des ersten Film-opfers. Letztere weist eine mikroskopisch kleine Einstichwunde hinterm Ohr auf, weshalb nun der toxikologische Befund Aufschluss geben muss. Ist es Mord oder gar eine ganze Mordserie? Geübten Krimischauern fallen die beiden
Hauptthemen früh ins Auge. Da wäre zum einen Trunkenheit am Steuer und zum anderen unheilbare Krankheiten wie fortschreitende Demenz. Ein mögliches Mord-motiv liegt daher schnell auf der Hand und wird ungefähr ab der Hälfte des Films von den Ermittlern in Betracht gezogen. Oder steckt doch etwas anderes dahinter?
Erste Gehversuche
Für Drehbuch-autor Owen Williams ist „Winter Ridge“der erste Langfilm, während Regisseur Dom Lenoir seiner Filmografie das dritte abendfüllende Werk beisteuert. Man kann also behaupten, dass beide mit diesem klassischen „Whodunit“-krimi im Tv-stil vor allem selbst Erfahrungen sammeln. Viel Budget braucht man dafür nicht, solange die Handlung in der Gegenwart spielt und man die Darsteller bezahlen kann. Zudem ist ein Krimi eine sichere Nummer, wenn der Rätselcharakter stimmt. Und so gelingt es den Filmschaffenden, verschiedene Verdachts-personen ins Spiel zu bringen bzw. falsche Fährten zu legen, während Ryans aussichtsloser Kampf gegen das Schicksal seiner Frau die Handlung immer wieder ausbremst. Fällt dann doch mal unerwartet ein Schuss, erhält der Zuschauer fast selbst einen Herzkasper, da hier mittels heftiger punktueller Dynamik auf einen Jump-scare abgezielt wurde. Die Auflösung ist zudem weniger überraschend als gedacht, obwohl es mehr als nur einen spannenden Höhepunkt voller handgreiflicher Auseinandersetzungen gibt.
Columbo? Monk? Dexter?
Welche Art von Ermittler wohl der trotz seiner sechsjährigen Ehe relativ junge Ryan Barnes ist? Er besitzt weder ein markantes Äußeres, noch zeigt er irgendwelche Marotten. Er scheint auch sonst nicht besonders genial zu sein oder spezielle Fähigkeiten zu haben. Eben ein ganz normaler Schnüffler, wie es ihn auch in der echten Welt geben könnte. Neben den Verhören mit Betroffenen und Verdachtspersonen findet er kleinste Indizien, hat aber auch eine Menge Unbewusstes in Träumen zu verarbeiten, was ihn auf die Fährte der Wahrheit führt. Hauptdarsteller Matt Hookings, der zuvor meist sehr kleine Rollen in immerhin sehr bekannten Filmen wie
„Edge Of Tomorrow“oder „Kingsman“spielte, agiert einigermaßen souverän, aber ohne viel Glanz. Da sind andere Darsteller wie Michael Mckell, der Barnes’ Mentor John Faulkner spielt, authentischer. Aber es geht auch bedeutend schlechter, wie Ryans Kollege Tom Harris (Justin Mcdonald) beweist. Unterm Strich ist „Winter Ridge“ein überraschungsfreier Krimi, der kaum heraussticht, aber dennoch unterhalten kann. Die Optik erinnert an Schweden-krimis und bietet triste Bilder mit ungesättigten Farben und hohem Kontrast. Die Audio-abmischung könnte mit ihrer Flachheit, der im Durchschnitt eher geringen Dynamik und den gut verständlichen Dialogen aus einem Standard-„tatort“stammen.