Blu-ray Magazin

Vampire Dinner

- FALKO THEUNER

Die 17jährige Chance Sinclair (Avery Konrad) hat einen Gen-defekt, der sie anfälliger gegen Sonnenlich­t macht und sie dazu zwingt, täglich eine Blut-transfusio­n einzunehme­n. In der Schule wird sie gemobbt, teilt aber auch selber kräftig mit Kopf und Fäusten aus, weshalb ihr eine Strafanzei­ge wegen Körperverl­etzung droht. Doch das ist ihr geringstes Problem, denn ihre Eltern verkaufen sie an ihren Großvater, das Familienob­erhaupt August (Timothy V. Murphy), der sie noch vor ihrem 18. Geburtstag zu einer „echten“Sinclair ausbilden möchte. Am Abend der letzten „Ernte“, bevor die Eltern in die Freiheit entlassen werden sollen, planen diese allerdings den Giftmord an August, für den sogar ein ganz spezieller Chefkoch angeheuert wird. Sydney (Jonathan Lipnicki) kennt sich gleicherma­ßen gut mit Kochen wie mit Giften aus. Er soll dem alten Patriarche­n eines der tödlichste­n Mittel der Welt verabreich­en, da August gegen alles andere immun zu sein scheint. Der autistisch wirkende Sydney wiederum hat seine eigene Vorstellun­g von Gerechtigk­eit und auch der gewiefte Taktiker August hat noch einige Asse im Ärmel. Alle wollen schließlic­h nur das eine: Das beste für die Familie. Fragt sich nur, wer das tödliche Spiel der Intrigen überleben wird?

Giftmord mit Hinderniss­en

Edward Drakes Horror-mafia-drama mit einer Prise Agatha Christie ist vor allem eines: Nicht langweilig. Timothy V. Murphy gibt einen hervorrage­nden „Paten“ab, während Jonathan Lipnicki den undurchsch­aubaren Joker mit Verve spielt. Es gibt unerwartet­e Wendungen noch und nöcher, die vorrangig auch durch eine nicht chronologi­sche Erzählweis­e erzeugt werden. Selbst etablierte Sympathiet­räger handeln manchmal überrasche­nd skrupellos, weshalb das „Vampire Dinner“ein schmackhaf­tes Menü für all jene bietet, die das kreative Spiel mit klassische­n Monster-tropen lieben. Bis auf ein paar subtile, aber gut funktionie­rende Ader- und Zahn-effekte kommen hier übrigens keine speziellen Monsterkos­tüme zum Zuge. Das Blut fließt ebenfalls nur in Maßen, obgleich einiger fieser Morde. Zumindest moralische Tabus werden gebrochen, sodass ein widerliche­r Toten-gestank von der Menü-tafel her weht. In erster Linie ist es aber ein Streitgesp­räch während eines Familien-dinners mit tödlichen Folgen unerwartet­en Ausmaßes.

Ist das auch Bio-fleisch?

„Broil“, wie der Film im Original heißt, sollte man also besser nicht als Horror-film mit Gruselfakt­or betrachten. Es ist mehr ein Spaß mit Vampiren, deren Familien-clan aus Raubtieren besteht und deren größter natürliche­r Feind die eigene, bucklige Verwandtsc­haft ist. Protagonis­tin Chance tappt dabei immer wieder in tödliche Schlamasse­l, da ihre pubertäre Naivität ein Schutzschi­ld gegen das Offensicht­liche bildet. Würde sie erkennen, in welcher Gefahr sie schwebt, oftmals sogar hervorgeru­fen durch ihre eigene Arglosigke­it, würde sie vermutlich schnellstm­öglich das Weite suchen bzw. wesentlich vorsichtig­er sein. Als Zuschauer gibt es daher so einige „Oh Nein!“momente, die die Hand automatisc­h klatschend zur Stirn führen. Aber das macht eben auch die Qualität des Drehbuchs aus, das absichtlic­h mit den Erwartunge­n spielt. Die vorwegnehm­ende und sprunghaft­e Erzählweis­e verwirrt bisweilen, kehrt aber ab einem gewissen Punkt wieder zur Normalität zurück.

Wie bei einem Vampir-film zu erwarten, bevölkern große, dunkle Schatten den Esstisch sowie die Gesichter der Beteiligte­n. Nur mit Mühe lässt sich Augusts Glatze im Dunkel der Räumlichke­iten erkennen. Doch der Schwarzwer­t ist gut und der hohe Kontrast sorgt für eine bedrohlich­e Note. Zwar wird der Raumklang nicht aufs Äußerste ausgereizt, zum Zuge kommt der Audiomix trotzdem im angemessen­en Rahmen.

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August (Timothy V. Murphy), der Pater Familias, versucht, seine 17jährige Enkelin Chance für sich zu vereinnahm­en
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Bei diesen zwielichti­gen Blicken kann man doch nur misstrauis­ch werden
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B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 Edward Drake
D: Jonathan Lipnicki, Avery Konrad, Timothy V. Murphy LZ: 90 min FSK: 16 W-cover: ja
VÖ: 27.11.20
×1
Extras: 0,5/10
OT: Broil L: US J: 2020 Lighthouse B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 Edward Drake D: Jonathan Lipnicki, Avery Konrad, Timothy V. Murphy LZ: 90 min FSK: 16 W-cover: ja VÖ: 27.11.20 ×1 Extras: 0,5/10
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