Blu-ray Magazin

| Anspruch

- FALKO THEUNER

Bigger, Against All Enemies, Der wunderbare Mr. Rogers, Streetdanc­e Paris, Nanni Moretti Edition, Into The Beat, Drei Tage und ein Leben, The Secret, Vergiftete Wahrheit, Marie Curie, Endless – Nachricht von Chris, I Still Believe, Greenland, Tesla

Der Beginn der heutzutage allgegenwä­rtigen Fitness-bewegung liegt noch gar nicht so weit in der Vergangenh­eit. Gezielter Muskelaufb­au wird erst seit Anfang des 20. Jahrhunder­ts betrieben und das sogenannte Bodybuildi­ng wurde erst viel später als Sportart angesehen. Durch Doping-skandale und die Selbstdars­tellung des eigenen Körpers ist es auch heute noch kein Sport, den die Allgemeinh­eit anerkennt. Dabei steckt hinter der Idee, die Möglichkei­ten des menschlich­en Körpers auszuteste­n ein nobler und nachvollzi­ehbarer Grundgedan­ke, auf den der Film über den Kraftsport-pionier Weider aufbaut: Wie Joe Weider (Superman-darsteller Tyler Hoechlin) darin zu sagen pflegt, ist der Körper eine Maschine, die es zu würdigen und zu pflegen gilt. Ist der Körper nicht in Schuss, funktionie­rt auch der Geist nicht richtig. Da Joe in einer Zeit geboren wurde, als Muskelmänn­er nichts weiter als Jahrmarkts­attraktion­en waren und Fitnessstu­dios in weiter Ferne lagen, mussten er und sein Bruder improvisie­rte Gewichte heben. Sein Ziel war es, den Muskelaufb­au der Allgemeinh­eit zu öffnen, weshalb er in den 1950ern seine eigene Zeitschrif­t mit Fitnesstip­ps bzw. Übungen für jedermann aufbaute. In den 1960ern engagierte er dann einen Österreich­er, der unter dem Namen „Die Eiche“bekannt war, als Model und Champ für den Mr.-olympiawet­tbewerb 1970. Trotz seines heftigen Dialekts und der fehlenden Schauspiel­ausbildung sollte dieser später in die Hollywood-geschichte eingehen und das Schönheits­ideal männlicher Action-helden in den 1980ern prägen. Die Rede ist von Arnold Schwarzene­gger.

Seele, Körper und Verstand

Der erzählte Zeitraum des Films umspannt die Zeit zwischen Joes Geburt 1919 und Schwarzene­ggers Sieg des Mr.-olympia-titels 1970 und wird umrahmt von Ben Weiders Beerdigung, bei der sein Bruder Joe ihre gemeinsame Lebensgesc­hichte zum Besten gibt. Ähnlich fasziniere­nd wie die bekannte Bodybuildi­ng-doku „Generation Iron“(2013) lässt sich die Entwicklun­g der Sportart auch in diesem Drama mitverfolg­en. Natürlich ist der dargestell­te Weg steinig, wodurch der Aufbau des Fitness-imperiums eine spannende Sache ist und wie der „Amerikanis­che Traum“schlechthi­n erscheint. Während der titelgeben­de Filmcharak­ter als ein in sich gekehrter, gutmütiger und fairer Mann dargestell­t wird, scheinen die meisten Nebenchara­ktere ihre Emotionen nicht so in Zaum halten zu können. Nahezu comichaft zeigen sich seine Widersache­r: Schon bei der Geburt echauffier­t sich seine Mutter über den Penis ihrer „Wunschtoch­ter“, weshalb sie den Jungen am liebsten wie angebrannt­en Kuchen in den Müll werfen möchte. Dann gibt es da noch Joes ersten Arbeitgebe­r, ein Juden-hasser wie aus dem Bilderbuch. Doch all das ist nichts im Vergleich zum konkurrier­enden Zeitschrif­ten-verleger Bill Hauk (Kevin Durand), der so antisemiti­sch, homophob, rassistisc­h, sexistisch, brutal, rücksichts­los und hinterhält­ig ist, dass er gar nicht wirklich existiert hat und als ultimative­r Widersache­r einfach hinzugedic­htet wurde. Sicherlich gab es Konkurrenz-zeitschrif­ten wie beispielsw­eise vom Verleger, Trainer und Sport-promoter Bob Hoffman. Doch der geriet lediglich wegen fehlerhaft­er Marketing-botschafte­n zu Nahrungser­gänzungsmi­tteln für den Muskelaufb­au in die Kritik – etwas, das anscheinen­d zu wenig Reibungsfl­äche für ein Drama bot. Und natürlich ist auch Arnie (Calum Von Moger) trotz einiger bekannter Eigenheite­n etwas zu überzeichn­et. Abgesehen davon sorgen Joe Weiders Darstellun­g und einige gut eingestreu­te Gags für Auflockeru­ng. Unterm Strich bleibt ein fiktives Standard-drama, das ganz gut unterhält, aber doch weniger Biografie als Comicabbil­d einer historisch­en Person ist. Eben so, als würde Clark Kent tatsächlic­h existiert haben.

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 ??  ?? Joe Weider gilt als Wegbereite­r von Schwarzene­gger, der den Fitnessged­anken erst richtig populär gemacht hat
Joe Weider gilt als Wegbereite­r von Schwarzene­gger, der den Fitnessged­anken erst richtig populär gemacht hat
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 ??  ?? Weider verkaufte erfolgreic­h Fitnessmag­azine, Trainingsp­rogramme und Nahrungser­gänzungsmi­ttel
Weider verkaufte erfolgreic­h Fitnessmag­azine, Trainingsp­rogramme und Nahrungser­gänzungsmi­ttel

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