Against All Enemies
In Benedict Andrews Drama werden die drei wohl schlimmsten Jahre im Leben der Schauspiel-ikone Jean Seberg verarbeitet. Die gezeigte Zeitspanne umfasst jene Jahre, die sie für Hollywood arbeitete, sich aber gleichzeitig für die Black-panther-party und die Belange des Aktivisten Hakim Jamal einsetzte und Letzteren nicht nur mit großzügigen Spenden unterstützte, sondern auch eine Affäre mit ihm begann. Das FBI ist den Aktivisten auf der Spur und so gerät auch Seberg ins Fadenkreuz der Regierungsbehörde. Der Film wurde jedoch nicht in typischer Biopicmanier gedreht, sondern es gibt zwei Handlungsstränge: einmal aus der Sicht von Jean Seberg (Kristen Stewart) mit den wichtigen Abschnitten und Stationen ihres Lebens, und zum anderen aus der Perspektive des Fbi-agenten Jack Solomon (Jack O‘connell), eines Mitarbeiters der Einheit „COINTELPRO“. Die Protagonistin und ihre Verfolger werden also gleichrangig nebeneinander gestellt. Die beiden Sichtweisen sorgen zwar für mehr Dynamik und Spannung einerseits, andererseits geht so aber auch wertvolle Bildschirmzeit von Kristin Stewart verloren, die in „Against All Enemies“einfach nur alle Kollegen an die Wand spielt. Sie schafft es, sich Jean Sebergs Mimik und Gestik sowie ihrer Leichtigkeit zu eigen zu machen. Doch noch viel beeindruckender ist es, wie sie die Charakterentwicklung darstellt: von einem Mädchen voller Leichtigkeit, Elan und dem Willen, etwas in dieser Welt zu ändern, hin zu einer verzweifelten jungen Frau, die überall Feinde sieht und nicht mehr ein noch aus weiß. Stewart bringt Sebergs Angst, Paranoia und Verzweiflung perfekt zum Ausdruck – das Publikum leidet förmlich mit. Regisseur Benedict Andrews ermöglicht den Zuschauern auch einen direkten Vergleich zwischen den beiden Schauspielerinnen. Im Film sind immer wieder bekannte Szenen von Jean Seberg verbaut, jedoch gespielt von Kristen Stewart. Im Bonusmaterial sind dann eben jene Szenen im Original mit der echten Seberg zu finden. Neben diesen Szenen gibt es auch noch ein kurzes Interview mit Kristen Stewart, in dem sie von ihren Erfahrungen mit Regisseur Andrews und den Schwierigkeiten berichtet, einen Charakter zu spielen, der dem ihren so entgegengesetzt ist und sich innerhalb des Films in solch großem Maße verändert.
Gegensätze ziehen sich an
„Against All Enemies“lässt das Publikum abtauchen in die bunte und farbenfrohe Welt der 1960er und 1970er Jahre in Hollywood. Die bunten Kostüme und Kleider der Filmbranche stehen im krassen Gegensatz zu den Grau-, Schwarz-, und Weißtönen des FBI und den illegalen Aktivitäten des „COINTELPRO“, ebenso wie dem gedeckten Farbspektrum der Black-panther-party. Das Dekor, die Frisuren und Kulissen sind zwar das, was uns vermittelt, in welchem zeitlichen Rahmen der Film spielt, aber in Erinnerung bleibt trotzdem das hingebungsvolle und leidenschaftliche Spiel von Kristen Stewart, die immer wieder gekonnt von der Kamerafrau Rachel Morrison (die auch für „Black Panther“, also den Marvel-film verantwortlich war) in Szene gesetzt wird. Vor allem der Kontrast und der
Schwarzwert beeindrucken bereits in der ersten Einstellung des Films, eine Szene in der Kristen Stewart die berühmte Scheiterhaufen-szene aus „Die heilige Johanna“(1957) darstellt. Die musikalische Untermalung des Films hat Jed Kurzel übernommen, der auch für eine gelungene und mitnehmende Dynamik sorgt. Insgesamt ist „Against All Enemies“also eine spannende Mischung aus Biopic und Thriller, wobei sich der Zuschauer durchaus mehr Biopic wünscht, denn nach allem, was das FBI Jean Seberg angetan hat, ist zu bezweifeln, dass die Agenten jemals ein Fünkchen Mitleid hatten. Aber allein schon Kristin Stewart mit ihrer Performance macht den Film sehenswert.