Endless – Nachricht von Chris I Still Believe
Fantasy/drama
OT: Endless L: US J: 2020 V: Eurovideo
B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Scott Speer
D: Alexandra Shipp, Nicholas Hamilton, Famke Janssen LZ: 95 min FSK: 12 W-cover: ja
Riley hat ein rundum sorgloses Leben. Ihre Eltern gehören zur gehobenen Mittelklasse. Damit hat sie den Zugang zu einer Vielzahl von Berufen. Da sie eine ausgeprägte Affinität zum Malen hat, arbeitet sie in ihrer Freizeit an der ein oder anderen Graphic Novel. Auch in ihrem Liebesleben läuft alles glatt – ihr Freund Chris ist nämlich cool. Doch eines Tages geschieht ein Unglück. Ein Autounfall (Originalzitat aus dem Film: „Ahhh... der Klassiker!“) trennt die beiden voneinander. Riley überlebt, aber Chris muss von nun an als Geist in der Gegend herumspuken. Im Verlauf der Handlung versuchen beide wieder miteinander Kontakt aufzunehmen. Regisseur Scott Speer ist eher für Musikvideos von Ashley Tisdale und durchchoreografierte Filme wie „Step Up – Miami Heat“(2012) verantwortlich. Dennoch ist er dem romantischem Genre nicht fern, wie „Midnight Sun – Alles für dich“von 2018 beweist. Letztgenanntes trifft auch für „Endless“zu. Speer arbeitete hierbei mit den Autoren Andre Case und Oneil Sharma zusammen. Beide haben noch nicht so viel Erfahrung mit Filmdrehbüchern und dieses Manko merkt man dem Endprodukt an. Spätestens zur Filmhälfte gehen dem kreativen Team die Ideen aus, um Riley und Chris miteinander kommunizieren zu lassen. Und ja, es gibt einen Film, der da mehr zu bieten hat. Der deutsche Titelzusatz ‚Nachricht von Chris‘ kommt nicht von ungefähr. „Ghost – Nachricht von Sam“, der 1990 mit Demi Moore und Patrick Swayze in den Kinos anlief, liefert eine klare Vorlage für „Endless“und hat obendrein mehr erinnerungswürdige Szenen zu bieten. Aber Stopp – wer jetzt denkt, dass „Endless“nur ein bloßer Abklatsch von „Ghost“ist, der liegt falsch. Scott Speers Film baut eine ganz eigene Atmosphäre mit eigenem Rhythmus auf. Sein Werk versucht nicht, den Klassiker Bild für Bild zu rezitieren, sondern seine ganz eigene Dynamik und Tonalität zu gestalten.
Kitsch ist kein Trumpf
Wenn er auch kein sonderlich gutes Exemplar seiner Gattung ist, versucht sich der Film von unnötigem Kitsch fernzuhalten, um gleichzeitig eine authentische, glaubhafte Geschichte zu erzählen. Es muss nicht befürchtet werden, dass einen der Zuckerschock trifft. Keine flauschigen Einhörner, die auf Wolken aus Zuckerwatte herum tänzeln, erwarten uns hier, nur die triste, graue Realität... mit Ausnahme der Geisterwelt natürlich. Aber selbst die scheint nur ein lahmes Fegefeuer zusein. Leider hilft es der Geschichte nicht, dass diese Geisterwelt nur vage definiert ist. Was sind die Regeln, was die Pflichten? Hätte man sich im Laufe der Handlung etwas mehr mit der Geisterwelt beschäftigt, wären den Autoren vielleicht auch mehr Möglichkeiten in den Sinn gekommen, die beiden Protagonisten miteinander kommunizieren zu lassen. Und wir als Zuschauer hätten wohl definitiv mehr Spaß und Unterhaltung am Film.
So sind es die Schauspieler, welche die Handlung auf ihren Schultern tragen. Protagonistin Riley Jean Stanheight wird verkörpert von Alexandra Shipp, die viel Schauspielerfahrung vorweisen kann. Zu ihren bekanntesten Rollen gehört in den letzten Jahren sicherlich die der Ororo Munroe, besser bekannt unter ihrem Superheldenpseudonym „Storm“, in den beiden „X-men“produktionen „Apocalypse“(2016) und „Dark Phoenix“(2019). Auch in Dramen wie „Straight Outta Compton“(2015) kann man sie sehen. Sie nimmt ihre Rolle als Riley durchaus ernst und liefert eine glaubhafte, dramatische Performance ab. Ganz anders sieht es dabei mit ihrem Co-star Nicholas Hamilton aus. Mag es der Mangel an Erfahrung sein oder ein gewisses Desinteresse, Hamiltons Leistung bewegt sich stark im unterdurchschnittlichen Qualitätsspektrum. Sein Chris bleibt dem Film über emotional stark distanziert und unterkühlt.
Melodram/biografie
OT: I Still Believe L: US J: 2020 V: Studiocanal B: 2.40 : 1 T: DTS-HD MA 7.1 R: DTS-HD MA 7.1 D: K. J. Apa, Britt Robertson, Nathan Parsons LZ: 116 min FSK: 6 W-cover: k. A.
Autobiografien haben immer etwas Selbstverliebtes. Das muss nicht unbedingt schlimm sein, da man damit ja auch gewisse Lebensabschnitte verarbeitet und Erfahrungen teilt, dennoch sollte der Betrachter solcher Werke es immer im Hinterkopf behalten. In dem autobiografischen Roman „I Still Believe“beschreibt der christliche Sänger Jeremy Camp seine Beziehung zu seiner ersten Frau Melissa, mit der er im zarten Alter von 21 Jahren für gerade einmal dreieinhalb Monate verheiratet war. Der Grund: Melissa litt an Krebs und erlag der Krankheit kurz nach der Hochzeit. Knapp drei Jahre später heiratete der damals 25jährige seine zweite Frau, mit der er auch heute noch zusammen lebt und drei Kinder hat. Seinen ersten großen Erfolg als Musiker feierte er mit seinem Studio-album „Stay“2002, in dem er Melissas Tod verarbeitete. Die tragische Geschichte eilte der Musik-veröffentlichung noch zu ihren Lebzeiten voraus. 2004 folgten sein zweites und drittes Studioalbum, die den Erfolg des Erstlings zumindest in evangelischen Kreisen fortsetzten und erneut seinen Leidensweg und die Erlösung durch den Glauben beschrieben. Seitdem stehen seine Produkte regelmäßig im Zweijahrestakt auf Platz eins der christlichen Us-charts. Die Verfilmung der Biografie, die den Namen seines Songs „I Still Believe“(2020) trägt, dürfte ein Höhepunkt in seiner Karriere sein. Anders als beispielsweise „The Big Sick“(2017), in dem der Komiker Kumail Nanjiani eine recht ähnliche Geschichte von einer Fast-beziehung erzählt, die durch die schwere Krankheit seiner Angebeteten eine unerwartete Wendung erfährt, geht „I Still Believe“den Weg einer typischen Filmromanze. Wo Kumail Wert auf authentische Augenblicke legt, erscheint Jeremy Camps Beschreibung wie ein Märchen. Das Filmdrama der Gebrüder Jon und Andrew Erwin ist zudem eindeutig an ein evangelisches Publikum gerichtet. Und es ist ein Produkt eines ganzen Sortiments bestehend aus Musik-alben, Musik-video, Biografie, Film sowie demnächst sogar ein Musical.
Christliches Musical-melodram
Blendet man diesen ganzen Hintergrund aus, bleibt ein Romantik-drama, das alles hält, was der Trailer verspricht: Eine junge Liebe wird durch eine tödliche Krankheit auf die Probe gestellt. Der traumatische Tod führt zur Glaubenskrise, aber auch zu neuer Stärke – die Liebe obsiegt über den Tod im übertragenen Sinne und der Zuschauer kann daraus für sich selber Hoffnung schöpfen. Garniert ist das ganze mit eingängigen Songs von Jeremy Camp. Und die Kern-botschaft „Glaube = Liebe = Hoffnung“wird nie aus den Augen verloren. Auch wenn die beiden Hauptdarsteller K. J. Apa und Britt Robertson („A World Beyond“) den realen Personen in keinster Weise ähneln, erledigen sie ihren Job recht gut. Je nach Glaubensrichtung wirken sich die religiösen Elemente allerdings anders auf den Zuschauer aus. So wird beispielsweise während Melissas Operation festgestellt, dass sie trotz offensichtlicher Geschwulst völlig Krebs-frei sei. Ein medizinisches Wunder? Ihr kurze Zeit später diagnostizierter, inoperabler Krebs sowie der rasche Tot lassen die naheliegende Vermutung einer Fehldiagnose zu. Dass der Glaube der Todgeweihten Stärke gibt, ebenso wie die spontane Entscheidung zu heiraten, dürfte wiederum für jeden nachvollziehbar sein. Ebenso muss das Publikum die musikalischen Liebesbekundungen an Gott akzeptieren, wenn es den Film genießen möchte. Wer keine rührseligen Dramen voller Hyperromantik, fehlerloser Märchen-charaktere und bodenloser Tragik mag, sollte ohnehin Abstand nehmen. Evangelische Zuschauer und Romantik-liebhaber erhalten ein handwerklich solide produziertes Melodram, das immerhin die Fließband-werke des christlichen Us-fernsehens visuell und schauspielerisch übertrifft.