Brave Mädchen tun das nicht
Die Violinistin Lucy Neal (Lucy Hale) kann in ihrem Leben nichts so leicht überraschen. Alles ist genau festgehalten auf unzähligen Klebezetteln und To-do-listen. Doch ihre Welt wird komplett auf den Kopf gestellt, als sie ihren Freund Jeff (Stephen Friedrich) beim Anschauen eines Sexfilms ertappt. Sie, die beim Sex Einkaufslisten vervollständigt, stellt ihn vollkommen überfordert vor die Wahl: Pornos oder sie. Die Antwort fällt eindeutig aus und Jeff braust schneller aus ihrer heilen, verklemmten Welt davon, als sie gucken kann. Die Aussagen und die irritierten Reaktionen von Paul (Adhir Kalyan), Pricilla (Mindy Cohn) und Nessa (Jackie Cruz), ihrer drei Freunde vom Streichquartett, bringen Lucy ins Grübeln. Sie ist doch keine prüde Pornophobe - falls es das Wort überhaupt gibt. Kurzerhand macht sie das, was sie am besten kann: Sie zückt einen Block und verfasst eine neue 12-Punkteliste. Dieses Mal führt sie ihre Liste in die Welt der Sexshops, Erotikmessen und Stripclubs. Immerhin braucht sie offensichtlich den Rat von Profis. Tatkräftige Unterstützung findet sie bei ihren Freunden, die sie bei all ihren Ausflügen begleiten. Lucy lernt nicht nur, dass Vaginalcreme besser nicht auf die Lippen gehört, sondern trifft auch auf den attraktiven Architekten Grant (Leonidas Gulaptis), der ihr sofort ein paar Eiswürfel reicht. Waren das Hochzeitsglocken im Hintergrund? Offenbar lässt der gute Grant nicht nur das Eis bei Lucy schmelzen.
Girls Just Wanna Have Fun?
Der Eindruck von Cindy Laupers bekanntem Song will sich über 90 Minuten lang nicht ganz einstellen. Woher kommt der urplötzliche Drang, sich kopfüber so intensiv mit Sex auseinanderzusetzen, wenn Lucy das Thema mit eigenen Worten als „ekelig“beschreibt? Als Vorlage für die Romantikkomödie diente das 2007 erschienene Sachbuch „Pornology: Der Pornoführer für anständige Mädchen“von Ayn Gailey. Darin schildert die Us-autorin, wie sie von ihrem Ex-partner als pornophob bezeichnet und verlassen wurde. Danach arbeitet sie gewissenhaft eine sich selbst auferlegte Porno-to-do-liste ab. Nur dass in „Brave Mädchen tun das nicht“aus der Autorin eine Post-it vernarrte Violinistin geworden ist. Besonders glaubwürdig muten ihre Abenteuer jedenfalls nicht an, wenn sie ihre 12 Punkte durch geht wie eine gewöhnliche Putzliste. Ein Mädchen muss eben tun, was ein Mädchen tun muss, ohne zu erklären, warum eigentlich. Dazu zählt offenbar Sexspielzeug im Schlafzimmer aufzureihen, als würde es Dekorationszwecken dienen und eine Stripperin nach ihrem Trainingsplan zu fragen. Lucy Hale („Pretty Little Liars“, „Fantasy Island“) wirkt bei allem, was sie ausprobiert, immer etwas hölzern und wie im falschen Film. Ein wenig mehr Pepp bringen da die drei Freunde rein, denen das im Gegensatz zu Lucy tatsächlich Spaß zu bringen scheint. Allen voran Mindy Cohn („The Facts Of Life“) und Jackie Cruz („Orange Is The New Black“) machen mit einem Augenzwinkern Lust auf mehr und zeigen, dass man sich eben nicht dafür unter einer übergroßen Häkeldecke verstecken muss. Auf diese Weise versprühen sie einen zarten Hauch
„Sex And The City“-charme. Schlussendlich verpufft trotz Potenzial die Auseinandersetzung mit der eigenen sexuellen Befreiung und alles läuft auf den Prinzen hinaus, der dem Mädchen am Ende unerwartet über den Weg läuft, und sei es in einem Sexshop. Bei aller Frivolität mag das für eine seichte, romantische Komödie aber durchaus funktionieren.
„Brave Mädchen tun das nicht“zeigt sich auf Blu-ray nicht als Feuerwerk technischer Möglichkeiten, dennoch wirken die Bilder natürlich und warm. Die Schärfe wurde offensichtlich etwas nach unten gedreht. Das zaghafte Weichzeichnen wiederum passt perfekt zum Gesamtkonzept des Films.