Wise Man’s Grandchild
Wie rar sind doch Anime-serien, die so effizient erzählt sind, dass kein Wort zu viel und auch keine Szene überflüssig erscheint. „Wise Man’s Grandchild“ist solch ein Juwel, das in jeder einzelnen Minute clevere Dialoge und pure Unterhaltung liefert. Schon die erste Folge bietet so viel Inhalt, das allein damit eine ganze Staffel gefüllt werden könnte. Dass die Handlung jetzt unbedingt in der realen Alltagswelt beginnen muss, in der ein junger, familienloser Workaholic von einem Auto erfasst wird, um danach als Baby in einer Fantasy-welt wiedergeboren zu werden, ist momentan noch der einzige Punkt, über dessen Sinnhaftigkeit gestritten werden könnte. Dieser Umstand soll wohl Fans von „Sword Art Online“, „Overlord“oder „Re:zero“abholen. In den späteren Folgen wird klar, dass Shins Vorstellungskraft und damit auch sein magisches Potenzial auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner früheren Alltagswelt zurückzuführen sind.
So wie die Handlung anfangs durch die Jahre springt, in denen der Protagonist wie beiläufig bei Opa Merlin den Einsatz mächtigster Magie und Kampfkunst lernt, scheint das in dieser Welt keine große Sache zu sein. Mit 8 Jahren tut es Shin (jap. für Wahrheit) einem gewissen Obelix gleich und jagt Wildschweine im angrenzenden Wald. Mit 10 erlegt er den mächtigen Dämonenbären. An seinem 15. Geburtstag präsentiert der Jungspund seinen Gästen, darunter Oma Melida (die Exfrau Merlins), Onkel Dis (König Diseum von Earlshide) sowie Trainer Michel (Ex-general des Ritterordens von Earlshide), seinen neuesten Zaubertrick: Einen Feuerzauber mit der Wucht einer Wasserstoffbombe. Schnell erkennen die Weisen der Geburtstagsrunde, dass Shins Macht ein regelrechter Kriegsgrund sein könnte, wenn andere Länder oder das Militär davon erfahren. Da sie ihn nicht so einfach auf die Welt loslassen können, stecken sie ihn einfach in Onkel Dis’ Magie-hochschule, in der ausschließlich eigene Fähigkeiten zählen anstatt irgendwelcher Adels-ränge. Und da Shin bislang kaum Kontakt zur Außenwelt hatte, steht dem Anime-publikum ein amüsantes Isekai-abenteuer bevor. Wie bei „One-punch Man“und „Mob Psycho 100“besteht Shins Aufgabe darin, seine immensen, allmächtigen Fähigkeiten in Zaum zu halten. Und da er null Ahnung von zwischenmenschlichem Verhalten hat, behandelt er einfach alle gleich.
Brillante, leichte Unterhaltung
Die Verfilmung der Light Novel von Tsuyoshi Yoshioka (Autor) und Seiji Kikuchi (Illustrator) ist eine sehr angenehme Abwechslung von den manchmal nervig quirligen Charakteren anderer Fantasyanimes. Kenntnisse über japanische Rollenspiele sind nicht von Nöten, aber empfehlenswert, um alle eingeflochtenen Gags zu verstehen. Die erste Liebe gehört natürlich auch zur Erfahrungswelt des Teenies, weshalb mit Sizilien (so der Name des Mädchens, nicht des Landes) ein Liebesinteresse eingeführt wird, wie es unschuldiger und liebenswürdiger kaum sein könnte. Zu Shins ersten Freunden zählt zudem sein Cousin „Aug“(Prinz August von Earlshide), dem die Falschheit mit der dem Königssohn andere gegenübertreten mächtig auf den Zeiger geht. Zusammen mit dem gutherzigen Shin kann dieser aber endlich einfach mal Teenager sein. Im Laufe der Serie gesellen sich auch noch ein paar Finsterlinge hinzu, die von unserem Helden besiegt werden müssen. Doch erst mal wird eine Lerngruppe rund um Shin gegründet, die sich der ultimativen Magie verschreibt und später noch beim Schutz der Akademie eine zentrale Rolle spielt. Das Blu-ray-volume 1 enthält die ersten vier äußerst unterhaltsamen Episoden von insgesamt zwölf, weshalb die Aufteilung der ersten Staffel auf drei Volumes hinaus läuft, von denen der finale Teil am 18. Februar erscheint. Als Extras gibt es ein Poster, einen Schuber für die restlichen Volumes und ein 20-seitiges Booklet mit Episoden- und Charakter-guide.