Blu-ray Magazin

Gozen – Duell der Samurai

- FALKO THEUNER

In japanische­n Filmen kann durchaus alles passieren. Wo westliches Kino versucht, selbst bei der buntesten Comic-verfilmung eine gewisse Authentizi­tät reinzubrin­gen, setzen sich japanische Schauspiel­er bunte Cosplay-perücken auf, posieren mit überdimens­ionierten Waffen und schmettern pathetisch­e Dialoge, ohne mit der Wimper zu zucken. So auch in dem 2019er Smurai-drama „Gozen“, das wie eine fürs Fernsehen produziert­e, unfreiwill­ig komische Verfilmung des Videospiel­s „Samurai Shodown“wirkt. Dieser Eindruck entsteht bereits in den ersten Minuten, in denen die Kämpfer eines Turniers vorgestell­t werden, als könnte man sich einen Favoriten auswählen, um den Arcade-modus eines Beat ’Em Ups zu bestreiten. Jeder von ihnen führt eine andere Waffe und ist dermaßen stereotyp, dass die seltsam künstliche­n Frisuren noch das natürlichs­te an der ganzen Sache sind. Held der Geschichte ist ein reiner Jüngling, der sein Katana mit der minimalist­ischen aber unglaublic­h flinken Schwertzie­htechnik führt, es also nur zieht, um zu töten, damit es nicht an Schärfe verliert. Dies wirkt zum einen mystisch und verhindert zum anderen, dass die günstige Produktion auf aufwendige Kampfchore­ografien setzen muss. Damit seine weiße Weste nicht mit Blut besudelt wird, sind Rinnosuke Aoyamas (Atsuhiro Inukai) Abenteuer trotz Waffenkämp­fe überrasche­nd unblutig. Das Drehbuch-debüt der Autorin Keiko Utsumi baut dabei auf keinerlei Innovation­en und stützt sich auf die bekannten Samurai-motive: Der Held Rinnosuke kämpft für seine große Liebe, die an einer tödlichen Krankheit leidet. Seine eigentlich­e Aufgabe ist es, für das Shogunat den angeblich Putsch planenden Futsuki-clan zu unterwande­rn, wofür er das anberaumte Turnier des Shoguns nutzt. Bleibt er zum Wohle der Mission eiskalt, als seine Kollegen massakrier­t werden, lässt ihn das Schicksal der wunderschö­nen Yae aus dem feudalen Hause Kamiya (Mio Yuki) nicht unberührt. Der beste Futsuki-kämpfer Jinpachiro stellt sich ihm in den Weg, denn auch er hat ein besitzergr­eifendes Auge auf die Schönheit geworfen. Unterstütz­ung erhält Rinnosuke vom Arzt des Ortes, der nicht ganz zufällig ebenfalls ein Spion ist, jedoch auch ganz eigene Pläne und Beweggründ­e hat.

Samurai-cosplay

Hinter dem für westliche Augen so befremdlic­hen Film steckt das Projekt „Toei Movie x Theatre“, das sowohl eine Film als auch eine Theater-bühnenausw­ertung vorsieht. „Gozen – Duell der Samurai“ist dabei nur der erste von zwei Teilen, die parallel produziert wurden. Fans des japanische­n Fernsehens, werden zahlreiche Darsteller aus den bekannten „Kamen Raider“-, „Super Sentai“- und „Sengoku Basara“-serien (allesamt Realversio­nen von Animes) wiedererke­nnen. Auch diese Serien besitzen Cosplay-, teilweise sogar „Power Rangers“-ästhetik, weshalb es als logischer Schritt erscheint, dieselben Darsteller in nicht minder drollige Kostüme zu stecken und keieswegs vor gewolltem Overacting zurück zu schrecken. Fans älterer Samurai-dramen wie „Ran“, „Lone Wolf And Cub“oder auch jüngerer Meisterwer­ke wie „Samurai Fiction“bzw. „Hara-kiri – Tod eines Samurai“werden sich bei „Gozen“also nicht so zuhause fühlen, wie möglicherw­eise ebenjenen Anime-fans, denen Realverfil­mungen der Zeichentri­ck-originale zusagen. Der günstige Tv-look impliziert weiches Licht, wie aus 1990erjahr­e-anime-produktion­en, sowie einen ohnehin schon sehr seichten Kontrast. Die Schärfe ist ordentlich, die Farben durch oben genanntes weiches Licht stilistisc­h ausgeblich­en. Der schnelle, unübersich­tliche Schnitt kaschiert während der Kämpfe die simplen Choreograf­ien. Kommentato­ren erklären den Zuschauern darüber hinaus, welch unglaublic­he Schwertkun­st sie da gerade (nicht) gesehen haben – ein beliebter Kniff aus Animes. Die günstig wirkende Synchronis­ation verstärkt den Eindruck einer Low-budget-produktion.

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 ??  ?? Wie in einem Prügelspie­l werden die Kämpfer einzeln vorgestell­t
Wie in einem Prügelspie­l werden die Kämpfer einzeln vorgestell­t
 ??  ?? Homoerotik ist in mehr Samurai-dramen enthalten, als man zunächst vermuten würde
Homoerotik ist in mehr Samurai-dramen enthalten, als man zunächst vermuten würde
 ??  ?? OT: Gozen: Jenren no ken 2019 Koch Films B: 1.85 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 Hidenori Ishida
D: Atsuhiro Inukai, Kôhei Takeda, Mio Yûki
LZ: 91 min FSK: 16 W-cover: k. A.
VÖ: 10.12.20
× 1
Extras: 0,5/10
OT: Gozen: Jenren no ken 2019 Koch Films B: 1.85 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 Hidenori Ishida D: Atsuhiro Inukai, Kôhei Takeda, Mio Yûki LZ: 91 min FSK: 16 W-cover: k. A. VÖ: 10.12.20 × 1 Extras: 0,5/10
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