Dark Justice
Ist die Welt gerecht? Diese Frage wurde im Laufe der Geschichte ein ums andere Mal gestellt und wird wohl auch nicht so einfach beantwortbar sein. Wenngleich alle mit den gleichen Voraussetzungen geboren werden, sind die Umstände, in die man hineingeboren wird, stets verschieden. Macht und Geld auf der einen Seite, Angst und Armut auf der anderen: Die Privilegierten sind es, die die Welt lenken. Und ihnen obliegt es auch, ob aus dieser Welt eine bessere oder schlechtere wird. Was aber, wenn diese ihre Macht nur zum eigenen Vorteil nutzen und der Rest der Welt darunter leidet? Die Folgen sind verheerend und über kurz oder lang für alle spürbar. Egal ob es der Mangel an sauberem Trinkwasser, der Plastikmüll in den Ozeanen oder die Luftverschmutzung ist. Es geht stets zu Lasten des Planeten und letztendlich zu Lasten von allen. In Pol Cruchtens letzter Regiearbeit „Dark Justice“fokussiert er genau diese Thematik und gibt der breiten Masse in Form einer vierköpfigen extremistischen Aktivistengruppe die Macht und Entscheidungsgewalt. Zur Anklage stehen sinnbildlich für die Reichen und Mächtigen vier einflussreiche Persönlichkeiten. Der Vorstandschef eines multinationalen Konzerns, ein CEO aus der Ölindustrie, eine Umweltministerin und eine Beraterin aus dem Investmentsektor. Alle vier sind wohlsituierte und geachtete öffentliche Persönlichkeiten. Und alle haben Dreck am Stecken. Bewusst oder unbewusst beuten sie die Welt aus und gehen dabei mehr oder weniger über Leichen. Doch nun ist das „Jüngste Gericht“für die Vier gekommen. Eingesperrt in einem Schutzraum und gefilmt von Kameras werden ihre Taten durch Jake de Long (Martin Mccann), einem Programmierer, live im Internet angeprangert. Die weltweiten Zuschauer stehen dabei für die Jury und sie können zwischen schuldig und unschuldig wählen. Dabei werden zahlreiche erschreckende Machenschaften und tiefe moralische Abgründe aufgedeckt, die im Schatten ganz legaler Geschäfte vor sich gingen. Die Zeit ist gekommen, ein Urteil zu fällen. Doch auch die Geiselnahme selbst ist alles andere als moralisch vertretbar.
Justice.net
Der Originaltitel gibt die Marschroute vor. Über Jakes Website soll den Menschen die Gelegenheit gegeben werden, über die Schuld der vier Angeklagten zu entscheiden. Was zunächst nach einer interessanten Idee (aus der Krimi-serie „Luther“) klingt, wurde filmisch leider weniger fesselnd umgesetzt, als man es sich vielleicht erhofft, da der User-gemeinschaft kein Gesicht verliehen wird. Entsprechende Emotionen wie Anteilnahme, Wut oder Verzweiflung sind Fehlanzeige und was bleibt, sind zwei Zahlen auf einem Monitor. Ähnlich unspektakulär geht es bei der Arbeit der Polizei zu. Man möchte doch meinen, dass ein derart brisantes, weltweit gestreamtes Ereignis mehr als nur eine Hand voll kanadischer Polizisten und eine Privatmiliz auf den Plan ruft. Doch der Fokus liegt wohl vielmehr auf der Anklage und Rechenschaft der vier Entführten. Hier kommen zumindest ein paar unerwartete Momente vor, die ein wenig für Spannung sorgen und zum mitfiebern animieren. Bei lediglich 87 Minuten
Laufzeit hätte man aber durchaus noch ein paar Minuten investieren können, um die Geschichte abzurunden. Ähnlich wie der Plan der vier Aktivisten wirkt die Handlung nicht vollends durchdacht und es fehlt der letzte Schliff, um wirklich zu überzeugen. Dies tut der Film allein hinsichtlich seiner technischen Ausstattung. Die Bilder wirken klar und nahezu fehlerlos, die Gesichter und Umgebungen erscheinen natürlich und können sich von der Schärfe und dem Detailgrad durchaus sehen lassen. Die DTS-HD-MA-5.1-TONSPUR zeigt in den einzelnen intensiven Momenten, was sie hinsichtlich Dynamik und Räumlichkeit kann. Darüber hinaus ist der Film aber eher ruhig und von Dialogen geprägt.