Die purpurnen Flüsse
(2. Staffel)
Wo ist diese Anti-aging-klinik und wie kann ich mich dort anmelden? – hört man sich denken, wenn man die scheinbar vierzigjährige, in Wirklichkeit aber siebzigjährige Frau zum Pool laufen sieht. Erst als sie das Badetuch ablegt und der wirklich faltige und mit Altersflecken übersäte Körper zum Vorschein kommt, lässt sich ihr wahres Alter erahnen. Offenbar schlägt die Revitalisierung-plus-therapie der Professorin Vialle (Christiane Paul) enorm gut an. Sterben müssen die Kundinnen der Verjüngungskur dennoch, wie die im Dampfbad gegarte Leiche einer 69jährigen zeigt … die ganzkörperlich zwanzig Jahre jünger aussieht. Auch in der zweiten Staffel gibt es also für die beiden Mordermittler Pierre Niémans und Camille Delaunay (Erika Sainte) alle Hände voll zu tun. Neben dieser tödlichen Hexenverfolgung müssen sie nämlich auch noch drei weitere Fälle lösen, die jeweils eine Doppelfolge (von ca. 50Min.) spendiert bekamen.
Der Vorteil einer solchen spielfilmartigen Struktur ist, dass die Zuschauer sowohl Abwechslung als auch tiefgründige Krimis zu sehen bekommen. So handelt „Zeit der Bestrafung“von einem falsch herum gekreuzigten Pfarrer, über den es allerlei Gerüchte gibt. In „Das Ritual“finden zwei Jungs eine nackte Frau afrikanischer Herkunft in einem stillgelegten Gebäude. Ihr Körper wurde vollständig ausgeweidet und mit rituellen Symbolen überhäuft. „Das Geheimnis des Blutes“betrifft wiederum Camille persönlich, da sie ihrem Sohn Léo auf eigene Faust hinterher jagt. Zeitgleich taucht vor einer wohlhabenden Villa ein junger Mann auf, der sich als Herminien, dem seit sechs Jahren vermissten Sohn der dort ansässigen Familie, ausgibt. Handelt es sich dabei um Léo, der Identitätsraub begeht?
Die Schöne und der Knittrige
Nach wie vor ist Pierre der knallharte und beärbeißige Hund, während Camille die unscheinbare, analysierende Begleiterin mimt. Sie selbst geht aber auch nicht zimperlich vor. Beide sind wortkarg und öffnen ihren Mund nur dann, wenn sie die richtigen Fragen stellen. Dadurch steigt das Tempo der Ermittlung auf angenehme Weise, da kaum unnötige Handlungsstränge bemüht werden. Von den lokalen Polizisten erwarten sie nicht weniger als die beste Leistung, die sie erbringen können. Eine Regel, die auch für sie gilt. Dieses effiziente Vorgehen, bei dem alles Unnötige ausgeschlossen wird, führt dann auch meist zur Überführung der Täter. Wie Jean-christophe Grangés Romane, die ebenfalls den beiden Kinofilmen mit Jean Reno als Vorlage dienten, ist die Serie sehr düster und atmosphärisch. Wirken Schwedenkrimis meist recht unterkühlt, übertrifft „Die purpurnen Flüsse“diese Düsternis mit einer dunklen Coolness, die die Franzosen einfach drauf haben. Die vier in sich abgeschlossenen Handlungen der zweiten Staffel inszenieren das abgebrühte Ermittlerduo als eine Art Vater-tochter-gespann, dem man lieber nicht begegnen möchte. Warum die Doppel-episoden nun in eine andere Reihenfolge gebracht wurden als ursprünglich vorgesehen, ist unbekannt, zeigt aber auch, wie unabhängig die einzelnen Geschichten voneinander sind. Als staffelübergreifender Drehbuchautor war diesmal nicht der Jeanchristophe Grangé zuständig, sondern sein Sohn Louis, der einen echt guten Job machte. Wer also bereits die erste Staffel der französischen Zdfkoproduktion mochte, wird bei der Fortführung keinen gravierenden Unterschied merken. Bis auf das gelegentlich auftretende Banding und dem nicht immer optimalen Schwarzwert ist das Bild meistens kontraststark und scharf. Zu hören gibt es die bewährte Krimiserien-abmischung ohne große Aufregung. Auf der zweiten Scheibe wäre übrigens genug Platz für Bonusmaterial gewesen wie das bereits ausgestrahlte Tv-interview zur Staffel 2 mit Jean-christophe Grangé. Doch auch dieses hat es nicht auf die Disc geschafft.