Captive State
Die USA in einer unbestimmten Zukunft: Nach einem verlustreichen Krieg gegen außerirdische Kolonialmächte, wird ein Pakt zwischen Menschen und Invasoren geschlossen. Von nun an leben die Erdenbewohner gefangen in ihren Städten unter der Beobachtung der stellaren Besatzer, welche Legislatoren (die Gesetzgebenden) genannt werden. Die USA werden zum Vereinigten Staat von Amerika. Der junge Afroamerikaner Gabriel Drummond (Ashton Sanders) bekommt eines Tages Besuch von seinem großen Brunder Rafe (Jonathan Majors). Dieser bietet ihm an für eine Widerstandsgruppe im Untergrund zu arbeiten. Beide Brüder eint der gewaltsame Tod der Eltern, verursacht durch die Legislatoren. Durch Rafe werden Gabriel wie auch die Zuschauer in die Organisation der Widerstandskämpfer eingeführt. Auf der andere Seite dieser Gesellschaft stehen die Diener des Staates, vertreten durch William Mulligan (John
Goodman) und Commissioner Eugene Igoe (Kevin Dunn). John Goodman übernimmt dabei im Übertragenen Sinne die Rolle des Hauptmanns Gerd Wiesler, der in „Das Leben der Anderen“(2006) von Ulrich Mühe dargestellt wird. Beide Figuren haben kein eigenes Leben, keine Familie und keine Liebschaften. Ihre einzige Lebens-aufgabe ist es, den Staat mit allen Mitteln zu schützen. Die Figur wurde eins zu eins in diesen Film übertragen. Wer bei „Captive State“außerdem noch an „Staatsfeind Nr.1“denken muss, der liegt gar nicht mal so falsch. Viele Szenen in denen die Überwacher unseren Protagonisten verfolgen, sind aus der Vogelperspektive gedreht worden und erinnern unmittelbar an die Bruckheimer-produktion.
Gefangen im Unrechtsstaat
Der Protagonist in „Captive State“repräsentiert die afroamerikanische Minderheit in den USA, die zumeist in der Arbeiterklasse anzutreffen ist. Das Thema „Black Lives Matter“ist so aktuell wie je. Für viele Schwarze lebt es sich sehr gefährlich in manchen Teilen ihres Landes. Das staatliche System hat etwas außerirdisches für die ein oder andere gescholtene ethnische Gruppe. Genau wie die Protagonisten im Film, sind sie in ihrer eigenen Heimat Gefangene.
Doch schafft es Regisseur Rupert Wyatt, der zusammen mit seiner Frau Erica Beeney das Drehbuch verfasste, nicht, dem Zuschauer die gepeinigten Charaktere wirklich nahe zu bringen. Und das ist durchaus überraschend, hat Wyatt doch schon Erfahrung mit dem Thema Revolution sammeln können. Leider sind hier die Menschen nicht so interessant in Szene gesetzt, wie die tierischen Protagonisten in „Planet der Affen: Prevolution“(2011).
Die Seite des emotionalen Widerstandes wirkt genauso farblos und kalt, wie die Seite des emotionslosen Staatsapparates. Das wird vor allem daran liegen, dass wir nichts über die Figuren wissen. Die Zuschauer kommen gar nicht dazu, sie als Menschen kennen zu lernen, sondern nur als eine Gruppe von Widerstandskämpfern. Das lässt sich in der inhaltlich sehr ähnlichen Serie „Colony“leichter nachvollziehen. Und was ist mit den Besatzern? Tatsächlich kommen die Aliens im Film so selten vor, dass man sich anfängt zu fragen, warum es denn unbedingt Außerirdische sein müssen und nicht menschliche Eindringlinge. In „Captive State“kann der Bösewicht problemlos ausgetauscht werden, ohne größere Logiklöcher zu hinterlassen – anders als in „District 9“(2009), wo die Kreaturen ein eigenes Kastenwesen besitzen und auch keine typischen Aggressoren sind. Auch wenn das Design der Wesen hier interessant aussieht, haben wir im Endeffekt nicht viel davon. Der semi-dokumentarische Stil mit Handkamera, präsentem Bildrauschen und einer blassen Farbpalette lässt den Film dagegen nicht von anderen ähnlichen Genre-vertretern unterscheiden.