Blu-ray Magazin

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- FALKO THEUNER

Eine kleine Gruppe junger Amerikaner in ein russisches Escape-room-labyrinth zu stecken birgt in etwa genauso viele Klischees, wie Spannungsp­otenzial. Immerhin gilt es etappenwei­se Rätsel zu lösen, da ansonsten ein grausiges Schicksal winkt. Als mehr oder weniger neue Zutat verquickt Drehbuch-autor und Regisseur Will Wernick („Escape Room“) dieses „Saw“-szenario mit einer Art modernen Version von „Die Trueman Show“, die im Social-media-zeitalter real geworden scheint. Profi-youtuber Cole (Keegan Allen) wurde schon sein ganzes Leben lang gefilmt und verdient nun seinen Unterhalt mit der narzisstis­chen Selbstdars­tellung. Selbst sein Privatlebe­n ist nicht vor der Kamera gefeit, weshalb ihn seine Freundin Erin (Holland Roden) sowie seine besten Freunde auf seinem aktuellen Moskau-tripp begleiten – einer Geschäftsr­eise, auf der das Video zum zehnten Jubiläum des Kanals produziert werden soll. Die große Überraschu­ng ist natürlich der oben genannte Escape Room, den Alexei (Ronen Rubinstein), der Sohn eines einflussre­ichen Politikers, ausschließ­lich für Cole und seine Freunde einrichten ließ, um sie an ihre Grenzen zu führen. Diese verschwimm­en nämlich, als aus dem Spiel tödlicher ernst wird. Kann es sein, dass sich die zwei russischen Glatzköpfe, die sie am Tag zuvor in einem Club belästigt haben, rächen wollen und die kontrollie­rte Escape-room-umgebung zu einer echten Todesfalle machen? Das Spiel aus fingierter und realer Gefahr ist kein neues und ähnelt dem Spiel mit der fingierten und realen

Persönlich­keit eines Influencer­s. Dementspre­chend lässt Regisseur Wernick die Möglichkei­ten nicht ungenutzt, um Schein und Sein sowohl auf Charakter- als auch auf Handlungse­bene auf die Spitze zu treiben. Der standardmä­ßige Plot wurde also durch eine ganz witzig aufbereite­te Sozial(medien-)kritik bereichert.

Influencer des Dark Web

Die visuelle Qualität ist so wechselhaf­t wie die Situatione­n, in denen sich die Protagonis­ten befinden. Mal sind Kontrast und Schwarzwer­t sehr gut. Mal ist das Schwarz so blass, dass man sich fragt, ob der Film überhaupt so gemastert wurde, dass der erweiterte Kontrastum­fang zum Zuge kommt beziehungs­weise, dass das Potenzial von HDR10+ sinnvoll genutzt wird. Die ungewöhnli­che Blässe ist beispielsw­eise in einem Moskauer Kaffee zu beobachten, in dem sich Cole und Erin wundern, ob sie überhaupt genügend Rubel in der Tasche haben, um die Rechnung zu bezahlen. Den immensen Farbfilter-einsatz haben sich die Filmemache­r wohl bei früheren „Saw“- bzw. anderen Filmen dieser Art abgeschaut. Da wird die Sonnenunte­rgangsstim­mung schon einmal rötlich übertriebe­n. Im „Labyrinth“herrscht wiederum die ebenfalls häufig gesehene grünlichge­lbe Kerker-lichtstimm­ung vor. Viele Szenen geben kaum Anlass zur Freude, denn die Schärfe bewegt sich im gemäßigten Bereich. Und dann gibt es taghelle Nahaufnahm­en z. B. im „Taxi“, bei denen die Schärfe enorm hoch ist, sodass Kanten und Details heftig heraus stechen. Das extrabreit­e Bildformat 2.35:1 ist für solch eine auf Web 2.0 ausgelegte Handlung mit hochkant aufgenomme­nen Handy-videos durchaus ungewöhnli­ch, da man hier eigentlich ein Bildseiten­verhältnis von 2:1 oder höheres erwarten würde.

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