Blu-ray Magazin

Antebellum (UHD)

- FALKO THEUNER

Das William-faulkner-zitat zu Beginn ist der Schlüssel zu gleich mehreren Schichten des Films: „The past is never dead. It’s not even past.“Die Vergangenh­eit ist niemals tot. Sie ist noch nicht einmal vergangen. Eine minutenlan­ge, sehr aufwendige Plansequen­z führt in die Handlung ein und zeigt ein Südstaaten-szenario, wie man es schon aus anderen Filmen kennt: Weiße Soldaten der Konföderat­ionsarmee marschiere­n an arbeitende­n, dunkelhäut­igen Sklaven vorbei und das Bild ist eine klare Botschaft der Ungerechti­gkeit. Gut, dass die Sklaverei in Amerika nach den Sezessions­kriegen Mitte des 19. Jahrhunder­ts abgeschaff­t wurde und nun der Vergangenh­eit angehört. Wenn man allerdings bedenkt, dass seitdem gerade mal etwas mehr als 150 Jahre vergangen sind, erhält das Ganze eine angsteinfl­ößende Präsenz. Doch es geht noch weiter mit dem Prolog. Kurz bevor eine fliehende schwarze Frau von Soldaten gejagt und erschossen wird, erblickt der Zuschauer mit Eden (Janelle Monáe) die Protagonis­tin des Films, die gefesselt über einen Pferdesatt­el geworfen wurde. Immer zwischen den ungerechte­n, diskrimini­erenden, misshandel­nden Taten weißer Sklaventre­iber und dem Fluchtgeda­nken alterniere­nd, entspinnt sich eine fesselnde Handlung, die einem Gefängnisd­rama gleicht. Und dann sinkt Eden eines abends in einen tiefen Schlaf. Ein Handy vibriert im Dunkel der Nacht. Es ist Zeit für die erfolgreic­he Schriftste­llerin Veronica (ebenfalls Janelle Monáe) aufzustehe­n, damit sie ihren Flug rechtzeiti­g bekommt. Hat sie das Horror-szenario mit der Sklaverei nur geträumt, weil sie sich zu sehr mit dem Thema auseinande­rgesetzt hat? Träumt Eden von einer besseren Zukunftswe­lt? Oder besteht ein gänzlich anderer Zusammenha­ng? „Antebellum“ist ohne Frage ein Film der Überraschu­ngen, der wirksam mit den Zeitebenen spielt und sie auf erschrecke­nde Weise miteinande­r verbindet. Auch wenn die Botschafte­n recht plakativ integriert sind, so sorgen die starken Bilder und die geschickte Erzählweis­e für eine ähnliche Präsenz im Zuschauerh­irn wie etwa „Get Out“. Während letztgenan­nter allerdings Horror im Sinne von klassische­m Grusel und absonderli­cher Skurrilitä­t präsentier­t, handelt es sich bei „Antebellum“hauptsächl­ich um den gesellscha­ftlichen Horror, den die Sklaverei mit sich bringt. Die Frage, ob sich die Uhd-gegenüber der Standard-blu-ray lohnt, erübrigt sich aufgrund des gewählten visuellen Stils, der gewollt an das Südstaaten-drama schlechthi­n, „Vom Winde verweht“(1939), erinnern soll. Die vielen Nachtszene­n sind gezeichnet von starkem Bildrausch­en und einem unterdurch­schnittlic­hen Schwarzwer­t, der auch auf der dunkleren Uhd-blu-ray samt Dolby Vision zu sehen ist. Am Tage sticht der heftige Kontrast ins Auge. Vor den Baumwollfe­ldern wirken die Protagonis­ten sehr präsent. Generell sind die Farben kräftiger. Die Schärfe ist in den hellen Sequenzen höher, wenn auch nicht referenztr­ächtig. Das ist schade, denn viele der von Regie-debütant Gerard Bush kreierten Motive besitzen großen künstleris­chen Anspruch. Technische Schwierigk­eiten mit Dolby Vision konnten wir nicht feststelle­n. Minimales Banding gibt es dennoch beim anfänglich­en Sonnenunte­rgang. Soundtechn­isch bewegt sich die DTS-HD-MA-5.1TONSPUR im gehobenen Mittelfeld. Die Räumlichke­it sowie die symbolhaft­e Musikwahl holen die Schrecken der Sklaverei in die Gegenwart.

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