Vier im roten Kreis (UHD)
Der von Buddha persönlich gezogene rote Kreis ist das Symbol eines unausweichlichen Schicksals. „Wenn verschiedene Menschen dazu bestimmt sind, sich an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit zu treffen, dann werden sie dies tun, egal welchen Weg sie dorthin auch beschreiten werden.“So behauptet es zumindest ein buddhistisches Sprichwort, das der Film zu Beginn zitiert. Mit der mathematischen Präzision eines Billard-spielers stößt die Handlung die erste Kugel an: Der Meisterdieb Corey (Alain Delon) steht kurz vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Ein Wärter unterbreitet ihm das Angebot, einem Juwelen-raub beizuwohnen. Corey, der den Vorschlag zunächst ablehnt, saust auf die metaphorische Bande zu, bevor er nach seiner Entlassung auf den flüchtigen Strafgefangenen Vogel (Gian Maria Volontè) trifft. Dieser sollte mit dem Nachtzug in Begleitung Kommissar Matteis (Bourvil) überführt werden. Ihm gelang allerdings die Flucht, weshalb er sich verfolgt durch zahlreiche Polizisten mit Suchhunden an einer Raststätte im Kofferraum von Coreys Auto versteckt. Es dauert nicht lang, bis dieser ihn entdeckt und sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Zusammen mit dem ehemaligen Polizisten und Meisterschützen Jansen (Yves Montand) entscheiden sie sich doch für den Juwelen-coup, der ihre Geldnot beseitigen soll. Da Verfolger Matteis die symbolische 8er-kugel in einem Billardspiel wäre, nimmt er ebenfalls unweigerlich Kurs auf den roten Kreis, der die finale Einbuchtung des Billard-tisches umrandet.
Schicksal oder freier Wille?
Der vorletzte Film des französischen Meisterregisseurs Jean-pierre Melville ist ein klassischer Heist-movie, bei dem weniger gesprochen und mehr körperlich gehandelt wird. Die ersten 7 Minuten vergehen ganz ohne ein gesprochenes Wort. Auch später ist nur wenig Musik zu hören und die Dialoge sind sehr ökonomisch angelegt. Das Publikum wird quasi permanent aufgefordert mitzudenken. Ohne Pathos oder ästhetische Überhöhungen werden die Charaktere zusammengeführt, um in einem meisterhaft geplanten Diebstahl zu brillieren. Als brillant kann man das 2020 restaurierte 1.85:1-Bild dann bezeichnen, wenn man sieht, was aus dem Material von 1970 herausgeholt wurde. Der größte Unterschied zwischen Uhd-blu-ray und Standard-blu-ray ist der Kontrast. So zeigt das deutlich dunklere UHD-BILD auch an Stellen, an denen das Schwarz der Blu-ray zu einem milchigen Hellgrau verkommt, Details verschlingende Dunkelheit. Die riesigen Schatten sind z. B. in der 93. Minute, in der die beiden Diebe die Wendeltreppe hoch und auf den Dachboden schleichen, perfekt schwarz. Der Dachboden ist nun so dunkel, dass man auf der Blu-ray fast mehr erkennt. Ebenso überzeugen die Öffnung der Tresortür in Minute 114 und das sang- und klanglose Finale bei Nacht im Gegensatz zur Sdrversion beim Kontrast. Zusätzliche Schärfe lässt sich vorrangig bei den Kanten erkennen. Schärfere Details wie etwa bei Haarstrukturen etc. gibt es leider nicht. Dunkle Frisuren lassen sowieso oft nur eine einheitliche Dunkelfläche erkennen. Das feine Filmkorn ist durch den höheren Kontrast und die höhere Schärfe präsenter als bei der Bluray. Die Farben sind hier etwas kräftiger, weshalb Hauttöne gesünder und die Bäume bzw. Grünflächen saftiger erscheinen. Der Ton liegt in DTS-HD MA 2.0 vor. Auf den Filmdiscs ist ausschließlich der rund 42-minütige Bonusbeitrag „Der perfekte Kreis“enthalten. Die Bonus-blu-ray liefert zusätzlich vier weitere Beiträge: „Codename: Melville“(ca. 77 Min.), Interviews mit Bernard Stora (ca. 31 Min.) und Jose Giovanni (ca 15 Min.) sowie eine Einführung mit Ginette Vincendeau (ca. 21 Min.). Das beiliegende Booklet ergänzt die vielfältigen Einblicke der Featurettes.