Wonder Woman 1984
DCS Superheldin landet in den 80ern
Die Fortsetzung des Dc-mega-erfolges „Wonder Woman“(2017) konnte in Folge der Corona-situation Ende 2020 gerade einmal rund 166 Mio. Us-dollar von den ca. 200 Mio. Us-dollar hohen Produktionskosten einspielen. Samt den verhaltenen Kritiken ist das ein Debakel für einen ebenso schönen wie intelligenten Superheldenfilm.
Im Vergleich zum Konkurrenten „Captain Marvel“(2019) lebt und atmet Patty Jenkins neuester Superhelden-streifen die 1980er Jahre. Kaufhäuser, Werbespots, die Musik, die Mode, die Games … ja selbst die Darstellung der Hauptcharaktere scheinen dermaßen aus dem grellen Jahrzehnt der Schulterpolster und Vokuhilas zu stammen, dass aktuelle realistischere Darstellungsformen und Erzählmechanismen hierfür sogar ausgesetzt werden. Schwingt Wonder Woman (Gal Gadot) ihr Lasso der Wahrheit da etwa mit größerem Enthusiasmus als vorher? Und zieht der Gürteltasche tragende Steve Trevor (Chris Pine) da echt eine „Zurück in die Vergangenheit“bzw. „Quantum Leap“-nummer ab? So, wie die Amazone manchmal zutiefst entschlossen auf die Kamera zustürmt, scheint sie ihre Fähigkeiten direkt von der 1970er-wonderwoman Lynda Carter geerbt zu haben, die im neuen Film übrigens als Asteria zu sehen ist. Und die Bösewichte … solch tragische Paradiesvögel wie Cheetah (Kristen Wiig) und kreativ böse Unholde wie Maxwell Lord (Pedro Pascal) hat man bestimmt seit über 30 Jahren nicht mehr auf der Leinwand gesehen. Der auslösende Stein der Wünsche erscheint dabei als verbildlichendes Utensil des Überschwangs und Verschwendungsgedankens der 1980er, in denen einfach alles möglich schien. Wer gewillt ist, sich auf diese Zeitreise einzulassen, wird hiermit seinen Spaß haben. Action gibt es neben der romantischen „Dramödie“zwischen Diana und Steve natürlich auch. Diese wird von einer gewissen Leichtigkeit getragen. Ein geringer Härte-anstieg ist dann erst im letzten Drittel zu verzeichnen, wobei der „Endkampf“auf ähnlich abstrakter Ebene durchgeführt wird wie bei so mancher „Doctor Who“-folge. „Wonder Woman“ist und bleibt eben eine optimistische Heldin, die sich angenehm von ihren düsteren Dc-kollegen abhebt. Und hier bleibt sie mit ihrem finalen konsum- und kapitalismuskritischen Statement sogar überraschend gewaltarm.
Im futuristischen Orwell-jahr
Wer 3D- und Uhd-kompatible Hardware besitzt, steht vor der Qual der Wahl, welche Version nun die beste für ihn ist. Lohnen sich 3D und UHD überhaupt? Zunächst einmal liegt die Standardblu-ray samt dem Bonusmaterial jeder Variante bei. Es ist auch so, dass die beiden Handlungsumklammernden Imax-szenen in allen Versionen im 1.90 : 1-Format dargestellt werden. Es gibt also nur zwei Bildformatwechsel am Anfang und am Ende – und niemand muss darauf verzichten. Durch diese visuelle Klammer wird auch die generelle Botschaft des Erfassens der Wahrheit, des Akzeptierens und Loslassens unterstützt. Eine deutsche sowie englische Dolby-atmos-tonspur bieten sowohl die UHD- als auch die Standardblu-ray. Alternativ sind dort ebenfalls entsprechende Dd5.1-abmischungen anwählbar. Nur die 3D-variante ist ausschließlich mit einem DTS-HDMA-5.1-MIX dabei. Die Abmischung der ersten Filmminuten klingt bei allen Versionen seltsam, was die Synchronstimme der jungen Diana anbelangt, die hier zu sehr in den Hintergrund gesetzt wurde. So viel zu den übereinstimmenden Faktoren. Kommen wir nun zu den Unterschieden. Der Film wurde auf Wunsch von Regisseurin Patty Jenkins hauptsächlich mit analogen Kameras gedreht. Digitale Kameras kamen bei den Luftaufnahmen zum Einsatz, Imax-kameras bei den entsprechenden Imax-szenen – also beispielsweise bei der Eröffnungssequenz mit den „Olympischen Spielen“der Amazonen. Dementsprechend variiert die visuelle Qualität zwischen den einzelnen Szenen. Nun muss man sich vorstellen, dass es von der Kameraaufnahme bis zur Blu-ray ziemlich viele Zwischenschritte gibt, die die Bildauflösung bzw. -qualität beeinflussen: bei der Postproduktion, den einzelnen Digitalisierungsprozessen, dem Anfertigen des Masters. Dabei werden auch Maßnahmen ergriffen, die alles wie aus einem Guss erscheinen lassen, damit die Effekte nicht herausstechen und die Szenenübergänge organisch wirken. Dementsprechend lässt sich hier nur schwerlich feststellen, welche Kamera wo verwendet wurde und die Analog-aufahmen wurden in jedem Fall digitalisiert und herunter gerechnet.
Blu-ray 3D: Das größte Spektakel
Nur die Extremfälle fallen auf, im positiven Sinn, versteht sich. So ist der Imax-prolog ein absoluter Hingucker, so ultraklar, kontrastreich und plastisch wie er ist. Wer die 3D-variante besitzt, bekommt hier die beeindruckendste visuelle Performance geboten – ein wahres Fest für die Augen. Egal ob Nahaufnahme, Halbtotale oder Panorama, die stereoskopische Umsetzung bringt gerade bei der spektakulären Eröffnung so viel Plastizität ins Spiel, dass jede Kamerafahrt zu einem Achterbahnerlebnis führt. Auch später im schmaleren 2.39 : 1-Modus des Hauptteils sind beispielsweise der Flug durchs Feuerwerk oder auch die brachiale Auto-action in der Wüste (eine Hommage an „Indiana Jones“?) atemberaubende Höhepunkte, die in keiner anderen Version so immersiv sind und dermaßen gut zur Geltung kommen. Die Cgi-doubles von Wonder Woman und Co. sind zwar nach wie vor als solche erkennbar, doch durch die intensivere Führung des Blicks bleibt die Immersion erhalten. Nachteil dieses intensiven Filmerlebnisses ist die enorme Lauflänge von 151 Minuten, in denen die 3D-brille aufbehalten werden muss und Augen sowie Hirn stärker als bei den 2D-variaten beansprucht werden.
Uhd-blu-ray: Das angenehmste Erlebnis
Wer das nicht möchte, ist bei der Uhd-bluray besser aufgehoben, die mit Dolby Vision, HDR10+, der Uhd-auflösung und dem Dolbyatmos-sound das angenehmste Filmerlebnis bietet. Auch wenn es keinen wirklich wahrnehmbaren Schärfeunterschied zur Hd-variante gibt, so ermöglicht die höhere Auflösung eine bessere Darstellung des Filmkorns und somit auch eine sehr gute Annäherung an die von Patty Jenkins angestrebte analoge Qualität. Die Farbwiedergaben der SDR- und Hdr-fassung weichen minimal voneinander ab, letztere ist häufig farbneutraler sowie intensiver – manchmal aber auch kühler, wie an den weniger warmen Gesichtern in der Düsenjet-szene (71. Min.) erkennbar. Das HDR10-BILD ist dunkler, der Kontrast höher, Spitzlichter wie das Feuerwerk strahlen heller.
Boni
Viel Retro-zeugs und einiges zum Schmunzeln gibt es im Bonusteil. In die 1980er versetzen der fantastische „WW84 Retro Remix“(ca. 2 Min.), in dem der „Wonder Woman“-vorspann der 1970erjahre-serie mit den aktuellen „Wonder Woman“szenen nachgeahmt wird, inklusive Lynda Carter als Gaststar. Ähnliche Retro-vibes verbreiten der „Black Gold Werbespot“(ca. 2 Min.) sowie die Szenenstudie zum Einkaufszentrum (ca. 5 Min.). Hinter die Filmkulissen blicken die Szenenstudie zur Verfolgungsjagd (ca. 6 Min.), das Making-of (ca. 36 Min.), „Klein aber mächtig“(Einblick in die Eröffnungssequenz, ca. 11 Min.) und „Die Amazonen“(Videokonferenz mit allen Beteiligten, ca 21 Min.). Zu guter letzt zeigen „Spass mit Gal & Krissy“(ca. 1 Min. selbst von den Darstellerinnen gesungen), „Gal & Kristen – Freundinnen für immer“(ca. 5 Min.) und die verpatzten Szenen wie stimmig die Chemie zwischen den Hauptdarstellern war.