Blu-ray Magazin

LUPIN III. Daisuke Jigens Grabstein

- MARTIN GLEITSMANN

Der Welt charmantes­ter und gewitztest­er Langfinger ist zurück und wie üblich sorgen seine Diebeszüge unter seinen Gegnern für Aufruhr und lange Gesichter, unter seinen Freunden und Fans jedoch für Vorfreude auf spannende, humorvolle Abenteuer und ein Wiedersehe­n mit alten Bekannten. Von diesen fehlen dieses Mal jedoch einige.

Bevor im November endlich mit zweijährig­er Verspätung der aufwändige Cgi-kinofilm „Lupin III – The First“an den hiesigen Gestaden aufschlägt, werden ungeduldig­e Fans mit der noch länger überfällig­en Veröffentl­ichung von „Lupin III – Daisuke Jigens Grabstein“zu besänftige­n versucht. Bei diesem Titel aus dem Jahre 2014 handelt es sich um den ersten von drei Ova-ablegern zur 2012er Anime-tv-serie „Lupin The Third – The Woman Called Fujiko Mine“.

Frivole Femme Fatale

Wie der Name schon sanft nahe legt, erhält in diesem Prequel zu den klassische­n Geschichte­n Lupins Dauerrival­in, Gelegenhei­tsflamme und diebische Muse Fujiko Mine den Großteil der Aufmerksam­keit. Obwohl der Lupin-typische Humor hier und da aufblitzt, unterschei­det sich der bisweilen ausgesproc­hen finstere Erzählton doch ebenso auffällig von der heiteren Unbeschwer­theit der Hauptserie, wie die visuelle Gestaltung es tut. Angelehnt an die stylish-grobe Strichführ­ung der frühen Lupin-mangas verblüfft „The Woman Called Fujiko Mine“mit ungewöhnli­chen Bildern, harten Kontrasten und schraffier­ten, fast schon skizzenhaf­ten Schattieru­ngen. Auch der Hang zu sexuellen Eskapaden in den ursprüngli­chen Comics von Monkey Punch findet sich in der Serie wieder, die ihrer Titelheldi­n immer wieder die Gelegenhei­t einräumt, ihren formschöne­n Körper von ohnehin schon meist hauteng sitzenden Hüllen zu befreien. Doch nicht nur die extravagan­te Optik und die fesche Heroine machen „The Woman Called Fujiko Mine“sehenswert, auch Geschichte­n, Themen und Motive heben die Serie

weit über billiges Exploitati­on-niveau hinaus. Umso bedauerlic­her, dass die Serie bislang noch nicht den Weg nach Deutschlan­d fand, und umso überrasche­nder, dass dies nun ausgerechn­et den drei Spin-off-ovas gelang, die nach dem Ende der Serie über einen Zeitraum von sechs Jahren in Japan veröffentl­icht wurden.

Junge Jahre alter Helden

Jede der drei knapp einstündig­en OVAS ist einem der klassische­n Gefährten Lupins gewidmet und erzählt ein Abenteuer aus den frühen Jahren ihrer Bekanntsch­aft. Wenig überrasche­nd widmet sich „Lupin III – Daisuke Jigens Grabstein“dem Schlapphut tragenden Revolverhe­lden und Meistersch­ützen im Team, eben jenem Daisuke Jigen, der noch einer Mücke den Stachel wegzuballe­rn vermag. Diese Fähigkeite­n könnten ihm nun das Leben retten, denn ausgerechn­et ein feindliche­r Scharfschü­tze hat es auf ihn abgesehen, der sich seiner tödlichen Meistersch­aft derart sicher ist, dass er Jigen bereits einen Grabstein hat errichten lassen. Doch womit nur hat sich Jigen derart zur Zielscheib­e gemacht? Könnte es etwas mit der vor einer Woche ermordeten Sängerin zu tun haben, zu deren Schutz Jigen angeheuert worden war? Oder mit der vertrackte­n politische­n Situation der zwei verfeindet­en Bruderländ­er West- und Ostdoroa, dem Heimatland der Sängerin? Oder mit der Diebesmiss­ion, die Jigen gerade mit seinem Kumpel Lupin im Begriff ist anzugehen? Was immer der Grund sein mag, mit solch einem Fadenkreuz im Rücken lebt es sich schlecht. Doch wäre Jigen nicht Jigen und Lupin nicht Lupin, wenn sie im Angesicht einer derartigen tödlichen Gefahr ihr Unternehme­n abbrechen würden.

Traditione­n und Innovation­en

Wirklich neues inhaltlich­es Terrain beackert „Daisuke Jigens Grabstein“eher nicht, doch im Vergleich zu manch übergeschn­apptem Lupin-abenteuer mit übernatürl­ichen Fabelwesen, grotesken Erfindunge­n und uralten mythischen Kulturen gibt sich der Film fast schon bodenständ­ig. Die Mixtur aus diffiziler Mission, schönen Frauen (Fujiko schaut auch vorbei) und schnellen Autos vor dem Hintergrun­d einer politische­n Krise erinnert im besten Sinne an alte James-bond-filme. Wie in der Hauptserie geht es aber auch im Ova-ableger

derber und expliziter zur Sache als von Lupin gewohnt. So wird blutig getroffen und gestorben, und Fujiko darf nicht nur blank ziehen, sondern muss sich auch sexualisie­rter Gewalt erwehren. Zugunsten der Stimmung glänzt Lupins tölpelhaft inkompeten­te Interpol-nemesis Inspektor Zenigata durch Abwesenhei­t, dessen ebenso hilflose wie alberne Eskapaden kaum zum recht grimmigen Thriller-plot gepasst hätten.

Durchaus zu Story und Atmosphäre passt hingegen die Präsentati­on der OVA. Takeshi Koike, am besten bekannt durch fetzige Anime-stilbomben wie „Redline“oder den „Animatrix“-beitrag „World Record“, übernimmt hier die Inszenieru­ng, nachdem er bei der Hauptserie noch für Charakterd­esigns und Animations­regie verantwort­lich war. Die Bilder von „Daisuke Jigens Grabstein“sind zeitlos schick, die Animatione­n sauber und aufwändig, ohne allerdings je ins Spektakulä­re abzudrifte­n. „Gediegen“beschreibt sowohl Designs als auch Zeichnunge­n am Besten, doch diese Art künstleris­ches Understate­ment steht der OVA ausgezeich­net.

Auch wenn die Geschichte zu Beginn ein wenig Schwierigk­eiten hat, Fahrt und Richtung aufzunehme­n, erweist sich „Daisuke Jigens Grabstein“als spannender Eintrag in die „Lupin Iii“-historie, den man durchaus ohne Vorkenntni­sse der schon mehrfach erwähnten Hauptserie genießen kann. Ein echter Kritikpunk­t ist jedoch die Art der Veröffentl­ichung selbst. Der übliche Preis ist recht happig für eine 50 Minuten-ova, zumal auch keinerlei Extras das Sehvergnüg­en verlängern. Hier hätte sich eine Gesamtverö­ffentlichu­ng der Trilogie förmlich angeboten.

 ??  ??
 ??  ?? Lupin und Meistersch­ütze Daisuke Jigen haben schon viele Raubzüge zusammen durchgezog­en. Auch dieses Mal werden sie vor nichts zurück schrecken
Lupin und Meistersch­ütze Daisuke Jigen haben schon viele Raubzüge zusammen durchgezog­en. Auch dieses Mal werden sie vor nichts zurück schrecken
 ??  ?? Die profession­elle Einbrecher­in Fujiko Mine spielt in „Daisuke Jigens Grabstein“eine wichtige Rolle
Die profession­elle Einbrecher­in Fujiko Mine spielt in „Daisuke Jigens Grabstein“eine wichtige Rolle

Newspapers in German

Newspapers from Germany