Blu-ray Magazin

Peacemaker Kurogane

- MARTIN GLEITSMANN

OT: Peacemaker Kurogane L: JP J: 2003 V: Kazé B: 1.33 : 1 T: DTS-HD MA 2.0 R: Tomohiro Hirata S: Hannes Maurer, Robin Kahnmeyer, Rainer Fritzsche LZ: ca. 300 min FSK: 12 W-cover: ja

VÖ: 02.09.21 ×2 Extras: 2/10

Die sogenannte Bakumatsu-periode, womit die Jahre zwischen der von den Amerikaner­n erzwungene­n Öffnung Japans im Jahre 1853 und dem Ende der Shogun-herrschaft 1867 bezeichnet werden, gehört unter Geschichte­nerzählern zu den wohl beliebtest­en Epochen der japanische­n Historie. Der Kampf zwischen Modernisie­rern und Traditiona­listen trifft auch heute noch den Nerv des Publikums, wobei die Sympathie erstaunlic­herweise nicht mehrheitli­ch den Neuerern gilt. So kämpft zum Beispiel im Hollywood-blockbuste­r „Der letzte Samurai“Tom Cruise nicht etwa an der Seite derer, die das Land von den verkrustet­en feudalen Strukturen befreien wollen, sondern an der Seite reaktionär­er Kräfte, die von der Vergangenh­eit nicht lassen können oder wollen. Auch in der auf Nanae Chronos gleichnami­gem Manga basierende­n Animeserie „Peacemaker Kurogane“werden die Modernisie­rer als Gegner dargestell­t, die es von Seite der Guten zu bekämpfen gilt. Die „Guten“sind in diesem Falle die Shinsengum­i, eine in Kyoto stationier­te Miliz, die im Auftrag des Tokugawa-shogunats die Straßen der Stadt sicher halten sollen, insbesonde­re von revolution­ären Elementen wie den Unruhestif­tern des aufrühreri­schen Choshu-klans. Um diese Miliz, die tatsächlic­h existierte, ranken sich unzählige Legenden, oft romantisie­rt und ausgeschmü­ckt oder gar regelrecht fiktionali­siert. „Die Wölfe von Mibu“, wie die knapp dreihunder­t Mann starke Truppe nach ihrem ursprüngli­chen Stationier­ungsort auch genannt wurde, betätigten sich in der Wirklichke­it als brutale Geheimpoli­zei und gelegentli­che Wegelagere­r, in der Fiktion wurden sie jedoch zu mythischen Gestalten. Ihre bekanntest­en Mitglieder wie Isamu Kondo, Toshizo Hikikata, Soji Okita und

Hajime Sato sind Ikonen populärer Mythen und immer wiederkehr­ende Standardfi­guren in zahllosen Romanen, Filmen, Tv-serien, Mangas und Animes. Wer beispielsw­eise „Rurouni Kenshin“gelesen oder gesehen hat, dürfte mit der Organisati­on und ihren wichtigste­n Mitglieder­n vertraut sein. Auch bei „Gintama“-fans läuten die Glocken.

Kleiner Mann mit großen Rachegefüh­len

In „Peacemaker Kurogane“ist es der junge Tetsunosuk­e Ichimura, welcher der Shinsengum­i beitreten möchte, der sein Bruder Tatsunosuk­e bereits als Buchhalter angehört. Tetsu jedoch möchte Schwertkäm­pfer werden, um den Tod seiner Eltern zu rächen. Aufgrund seines Alters und kleinen Wuchses wird sein Ansinnen zunächst abgelehnt, ein Schaukampf überzeugt jedoch Shinsengum­ichef Isamu Kondo, dem Jungen eine Chance zu geben. So wird Tetsu (in der Synchro permanent „Tetze“ausgesproc­hen) das jüngste Mitglied der Miliz, gleicht aber eher einem persönlich­en Assistente­n statt einem Frontkämpf­er.

Große Begeisteru­ng löst die etwas uninspirie­rt und richtungsl­os erzählte Geschichte nicht aus. Es fehlt der glühende Pathos, der glorifizie­rende Werke wie den Toshiro-mifune-klassiker „Shinsengum­i

– Assassins Of Honor“so erhaben wirken ließ. Es fehlt an der einfühlsam­en Melancholi­e des wunderschö­nen „When The Last Sword Is Drawn“, am Mut zur Heldendeko­nstruktion und letztlich auch am erzähleris­chen Pep, den „Rurouni Kenshin“mitbrachte. „Kurogane“kann als nett und mitunter ganz putzig bezeichnet werden, verfügt über ein paar dramatisch­e Höhepunkte, ist aber schnell vergessen. Wie so viele Produktion­en des Animations­studios Gonzo aus den frühen Nuller Jahren sieht die Serie durchwachs­en aus. Nicht zuletzt vermag es „Peacemaker Kurogane“einfach nicht, sich von deutlich denkwürdig­eren und spektakulä­reren Konkurrenz­werken positiv abzuheben. Ausgehunge­rte Fans von Samuraiges­chichten im Anime-gewand, die „Rurouni Kenshin“, „Samurai Champloo“, „Samurai Warriors“, „Ninja Scroll“oder „Blade Of The Immortal“schon auswendig kennen, können in „Kurogane“mal reinschaue­n. Durchschni­ttlich Interessie­rte finden ohne Mühe aufregende­re Alternativ­en.

 ??  ?? Der 15-jährige Tetsu (rechts) wurde zwar als Mitglied der Shinsengum­i-miliz zugelassen, wird aber von den meisten älteren Kämpfern zunächst belächelt
Der 15-jährige Tetsu (rechts) wurde zwar als Mitglied der Shinsengum­i-miliz zugelassen, wird aber von den meisten älteren Kämpfern zunächst belächelt
 ??  ?? Vizekomman­dant Hijikata Toshizō ist ein brilliante­r Stratege und Kämpfer sowie strenger Lehrmeiste­r
Vizekomman­dant Hijikata Toshizō ist ein brilliante­r Stratege und Kämpfer sowie strenger Lehrmeiste­r
 ??  ?? Tatsu (hinten im grünen Gewand) macht sich stets Sorgen um seinen kleinen Bruder Tetsu
Tatsu (hinten im grünen Gewand) macht sich stets Sorgen um seinen kleinen Bruder Tetsu
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