Blu-ray Magazin

Aladin – Tausendund­einer lacht!

- FALKO THEUNER

OT: Les Nouvelles Aventures d’aladin L: FR J: 2015

V: Square One B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Arthur Benzaquen D: Kev Adams, Vanessa Guide, Jean-paul Rouve, Michel Blanc LZ: 106 min FSK: 12 W-cover: ja

VÖ: 10.09.21 ×1 Extras: 2/10

Hat Guy Ritchie nicht schon 2019 die überaus erfolgreic­he Realverfil­mung des Disney-klassikers umgesetzt? Jetzt tun es ihm die Franzosen gleich und müssen auch noch eine „Aladin“-komödie auf den Markt bringen … könnte man zumindest denken, wenn Arthur Benzaquens humorvolle­r Streifen nicht schon 2015 über die französisc­hen Leinwände gelaufen und die schlechter­e Fortsetzun­g „Alad’2“(2018) nicht genauso erfolgreic­h gewesen wäre. Im zweiminüti­gen Making-of des Films gibt Regisseur Arthur Benzaquen zu, dass er entgegen des bekannten Pixar-mottos einen Erwachsene­nfilm drehen wollte, der Kindern gefällt, und dass er sich auch gerne mal hinter der Kamera ins Fäustchen lacht. Das sind zwei ziemlich gute Voraussetz­ungen, um eine ordentlich­e Komödie zu zaubern, was in diesem Fall sogar gelungen ist. „Aladin“beginnt wie in „Tausendund­einer Nacht“: Um seinen Hals zu retten, erzählt der Taschendie­b Sam (Kev Adams) von den „Neuen Abenteuern Aladins“– nicht die klassische von Sheherazad­e erzählte Version. Als Kaufhauswe­ihnachtsma­nn in der Gegenwart muss er statt eines Königs fremde Kinder bei Laune halten, damit sein geplanter Diebeszug nicht auffällt. Weil diese überhaupt keinen Bock haben und lieber Märchen wie „Schneewitt­chen“oder „Iron Man“hören wollen, schmückt er die Erzählung mit einigen modernen Neuerungen, Action, Humor, Romantik, blutigen Wendungen und einem Schneewitt­chen-gastauftri­tt aus – mit Erfolg. Und natürlich sind alle Märchenfig­uren mit realen Personen besetzt, sodass später ein Bogen zur Rahmenhand­lung geschlagen werden kann. Was Arthur Benzaquen und Drehbuchau­tor Daive Cohen hier machen, ist nichts Geringeres, als „Die nackte Kanone“ins „Aladin“-gewand zu kleiden. Der Humor ist infantil (fliegenden Teppich kurzschlie­ßen), geht unter die Gürtellini­e (gleichzeit­ig flöten und Seil hochklette­rn) und bewegt sich häufiger auf der Metaebene (unbewusste Selbstgesp­räche des bösen Wesirs), als man bei solch einem Film vermuten würde.

Einen Dschinn Tonic, bitte!

Mit den Darsteller­n Kev Adams und William Lebghil wurde ein brillantes Comedy-duo aufgestell­t. Ihre nicht minder komischen weiblichen Pendants sind Vanessa Guide und Audrey Lamy als Prinzessin und Hofdame. Alle vier müssen sich allerdings vor den herrlichen Leistungen der alteingese­ssenen Comedy-stars Michel Blanc als geldgierig­er sowie ignoranter Sultan und dem fabelhafte­n Jean-paul Rouve als selbstverl­iebten Wesir verneigen. Rouve hat so viel Spaß mit seiner zynischen Bösewicht-rolle, dass er ohne große Anstrengun­g das Publikum auf seine Seite zieht. Immer wieder vergessen die Figuren auch ihr Zeitkolori­t, weshalb sie im „Fly-inn“Burger bestellen und anachronis­tischerwei­se behaupten: „Würde ich in über tausend Jahren leben, würde ich vom antiken Griechenla­nd sprechen – jetzt spreche ich von Griechenla­nd.“Wenn sie nicht gar gelangweil­t auf ihre nicht vorhandene Armbanduhr starren, die erst noch erfunden werden muss. Vieles erinnert an die guten alten „Asterix“comics, in denen Goscinny und Uderzo ebenso heitere Anachronis­men versteckte­n und die Prügeleien ganz ähnlich inszeniert­en. Hier ist es Sams mangelndem Erzählgesc­hick verschulde­t, dass diese Fehler überhaupt passieren. Manchmal gelingt ihm eine kreative Korrektur, die den Bälgern gewiss nicht auffallen wird. Damit man nicht zwischen den Zeitebenen durcheinan­derkommt (moderne Kleidung und die Sackmode aus dem 11. Jahrhunder­t scheinen noch nicht als Unterschei­dungsmerkm­al auszureich­en) ist die gegenwärti­ge Rahmenhand­lung mit einem schwarz umrahmten verkleiner­ten Bild versehen, während die Haupthandl­ung in Bagdad die volle Breite des 2.35:1-Formats ausfüllt. Die großflächi­gen bunten Farben erledigen den Rest.

 ??  ?? Tausendund­eine Nacht nach franzözosc­her Art und à la Leslie Nielsen. Dabei will Erzähler Sam mit seiner klamaukige­n Variante der „Aladin-geschichte nur von seinem eigenen Coup ablenken
Tausendund­eine Nacht nach franzözosc­her Art und à la Leslie Nielsen. Dabei will Erzähler Sam mit seiner klamaukige­n Variante der „Aladin-geschichte nur von seinem eigenen Coup ablenken
 ??  ?? Michel Blanc ist seit den 1970ern ein französisc­her Comedy-star – hier spielt er den Sultan
Michel Blanc ist seit den 1970ern ein französisc­her Comedy-star – hier spielt er den Sultan
 ??  ?? Der böse Großwesir wird von Schauspiel­er Jeanpaul Rouve herrlich zynisch dargestell­t
Der böse Großwesir wird von Schauspiel­er Jeanpaul Rouve herrlich zynisch dargestell­t
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