Science-fiction-horror
OT: Breach L: US J: 2020 V: Dolphin Media
B: 2.39 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: John Suits
D: Bruce Willis, Thomas Jane, Ralf Möller, Timothy V. Murphy LZ: 92 min FSK: 16 W-cover: ja
VÖ: 21.10.21 ×1 Extras: k.a.
Im Jahr 2242 bricht die „Herkules“als eine Art Weltraum-arche auf, um eine neue Heimat für die Menschheit zu finden. Die Erde ist maßlos überbevölkert, weshalb die letzte Hoffnung in der Flucht zu den Sternen liegt. 300000 Personen befinden sich an Bord im Kälteschlaf. Sie wurden aus Millionen von Menschen für dieses Programm ausgewählt. Alle übrigen haben das Nachsehen, darunter auch der werdende Vater Noah (Cody Kearsley), dessen schwangere Freundin Hayley (Kassandra Clementi) zu den selektierten Herkules-passagieren gehört. Dass sie die Tochter des verantwortlichen Admirals (Thomas Jane) ist, dürfte hier nachgeholfen haben. Um bei ihr sein zu können, schmuggelt sich Noah als Junior-hausmeister an Bord des Schiffes. Dort trifft er den griesgrämigen Mechaniker Clay (Bruce Willis), der ihn unter seine Fittiche nimmt. Als eines der Crewmitglieder nach einem schlechten Bier explodiert, beginnt ein schwarzschleimiger Horrortripp, in dem Menschen von außerirdischen Parasiten zu organlosen Untoten zerfressen werden.
Die Alkohol-bombe
„Breach“, wie der Film im Original heißt, gehört zu den Bruce-willis-filmen, die 2020 in kurzer Folge kreiert wurden, und zu denen auch der Science-fiction-streifen „Cosmic Sin“zählt. Produktionstechnisch ist das gar keine so schlechte Idee, da sich so beispielsweise dunkle Raumschiffkorridore mehrmals wiederverwenden ließen. Auch fürs Drehbuch sind die gleichen Autoren, Edward Drake und Corey Large, zuständig. Auf dem Regiestuhl sitzt mit John Suits ein junger Nachwuchsfilmer, dessen Erfahrungen
teilweise aus dem Horror-sektor („No Exit“(2008), „Pandemic: Fear The Dead“(2016)) sowie dem Science-fiction-bereich („The Scribbler“(2014), „3022“(2019)) stammen. Auch, wenn sich die gesamte Handlung gefühlt im gleichen Korridor abspielt, gelang ihm mit „Breach“der vermutlich beste Beitrag der Reihe. Und das ist überraschenderweise Hollywood-urgestein Bruce Willis zu verdanken, der in diesem Film seit Langem mal wieder ausgelassen lächelt und mehr als nur seinen steinharten „Yippie-yaist-mir-schnuppe-yay“-gesichtsausdruck trägt. Vielleicht ist es auch der Alkohol, den sein Filmcharakter dauernuckelnd zu sich nimmt, der ihm zur Ausgelassenheit verhilft. Zu seinem Charakter Clay – einem zynisch lässigen, der Gefahr ins Gesicht spuckenden, alten Hasen – passt das jedenfalls gut. Als krasser Gegenpol dazu erscheint der eigentliche Perspektivgeber Noah, der von einem nichtssagenden Cody Kearsley gespielt wird. Dieser ist dermaßen fehl am Platze, dass sich das Publikum immer wieder fragen muss: Na warum schleifen diese ganzen Haudegen denn nun den Trottel überhaupt mit sich? Was ist denn so wichtig an ihm, dass Clay andauernd seinen hohen Wert für die Mission beteuern muss? Unter den markigen Gesichtern von Willis, Thomas Jane (der hier eine solch coole Socke ist, dass er die meiste Zeit im Kryoschlaf verbringt und eine Sonnenbrille trägt), Callan Mulvey („300“) und Timothy V. Murphy („Sons Of Anarchy“) erscheint Noah wie ein Schuljunge, der nur verwundert glotzen oder fliehen kann. Sogar die Bordärztin Chambers (Rachel Nichols) hat mehr Eier in der Hose als dieser Typ. Als er seinen Moment im Film bekommt, führt die Darstellerleistung Kearsleys leider auch nicht zur Glorie. Glücklicherweise retten Willis, Murphy und Jane den Tag und bringen eine Prise auflockernden Comic-humor mit ins Spiel. Vielleicht ist auch genau das die Intention, die hinter dem Einsatz einer relativ passiven Flachzange als Perspektivgeber steckt. Je weniger Persönlichkeit ein Hauptcharakter besitzt, desto mehr Zuschauer können sich schließlich in ihn hineinversetzen und durch seine Augen die wahren Helden und Antihelden des Films bei der Arbeit bewundern.
Romeo und Julia?
Für einen Indie-science-fiction-film ist „Anti-life“durchaus unterhaltsame Kost, vorausgesetzt man erwartet keine hochqualitativen visuellen Effekte und ist monoton klaustrophobischen Schauplätzen gegenüber aufgeschlossen. Die Bedrohung durch den außerirdischen Parasiten ist stets spürbar, nur könnte hier Drehbuchtechnisch noch weitaus kreativer vorgegangen werden. Anleihen von John Carpenters „Das Ding“von 1981 sind hier genauso wenig zu spüren wie andere Unterwanderungsbemühungen oder gar Körperhorror. Wer den Parasiten in sich trägt, gehört einfach zu den „Anderen“, ist schwer zu töten und sabbert schwarzes Zeug. Nicht mehr und nicht weniger. Immer wenn man übrigens glaubt, einen Zusammenhang zwischen dem außerirdischen Eindringling und dem exzessiven Alkohol-konsum im Film zu entdecken, passt es doch irgendwie nicht zusammen, was schade ist, da hier sehr leicht eine interessante Struktur unter der offensichtlichen Struktur hätte aufgebaut werden können. Und dass mal jemand aus Versehen einen nicht befallenen Menschen abmurkst, kommt ebenso nicht vor – Tschüss, moralisches Zerwürfnis! Die Menschen in den Kryokapseln spielen ebenfalls kaum eine Rolle. Dafür gibt’s immerhin eine monströse Überraschung zum Ende hin, die trotz des überschaubaren Effekt-budgets vergleichsweise gut umgesetzt wurde.
Bei einem solchen Film, bei dem das Hauptpaar aus einer wohlsituierten Admiralstochter und einem verarmten Arbeiter besteht, läge normalerweise auch ein gesellschaftskritischer Klassenkampf im Stile von „Snowpiercer“oder „Metropolis“nahe – zumal die Weltraumarche ja ein kleines Modell der Weltbevölkerung darstellt. Darauf verzichtet der Horror-streifen aber fast gänzlich, denn den Monstern gilt die volle Aufmerksamkeit. Das ist auch im weitesten Sinne legitim, denn wenn sich die illegalen Schnapsbrenner schon gegenseitig dezimieren, dann sollte dies auch unter einer bedrohlichen Atmosphäre geschehen. Und die gilt es konsequent aufzubauen sowie beizubehalten. Wer also nach 92 Minuten leichter Bruce-willis-unterhaltung mit lockeren Sprüchen, Weltraumzombies, einer Prise Monstern und weit entfernter „Alien“-atmosphäre sucht, der kann sich „Anti-life“ruhig mal anschauen. Neben der Blu-ray erscheint am 21. Oktober auch eine auf 2000 Stück limitierte Uhd-variante.