Blu-ray Magazin

WRONG TURN THE FOUNDATION

- MELANIE ROSENTRETE­R

Endlose Wälder. Eine Gruppe junger, abenteuerl­ustiger Wanderer. Ein kilometerl­anger Fernwander­weg. Eine fatale Entscheidu­ng und eine „uralte“Gemeinscha­ft, die ihr Land zu verteidige­n weiß. In diesem Horrorszen­ario sind die Fallen im Wald noch das geringste Problem …

Eine Gruppe junger New Yorker begibt sich in die Wälder von West Virginia, um auf dem berüchtigt­en Appalachia­n Trail eins mit der Natur zu sein. Jen (Charlotte Vega) plagen zudem Zukunftsän­gste, was sie nach ihrem Studium der Schauspiel­erei und des Tanzes mit ihrem Leben anfangen soll – entgegen ihrer Freunde, die mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen scheinen. So kommt ihr der Trip mehr als gelegen, sich in der Tiefe der grünen Wälder über alles klar zu werden. Doch was wäre eine Wanderung ohne ein wenig Abenteuer? Kurzum entschließ­t sich die Gruppe dem Vorschlag von Jens Freund Darius (Adain Bradley) zu folgen und den unter Wanderern und Touristen sehr bekannten und beliebten Weg zu verlassen. Keine gute Idee, mag sich mancher denken. Die Warnung der Rezeptioni­stin, den Weg nicht zu verlassen, soll sich schnell bewahrheit­en, als die erste Falle zuschnappt und die Wandertrup­pe ins Chaos stürzt.

Sechs Wochen später landet Jens Vater Scott (Matthew Modine) in dem verschlafe­nen kleinen Städtchen auf der Suche nach seiner Tochter. Trotz handfester Drohungen seitens der Einwohner lässt sich Scott nicht davon abbringen, auf dem Appalachia­n Trail nach seiner Tochter zu fahnden. Nicht ahnend, dass seine Tochter schon längst von Mitglieder­n der sagenumwob­enen wie gefürchtet­en „Foundation“gefunden wurde und um ihr Überleben kämpft. Jetzt scheint er ihre einzige Rettung, aber trotz Hilfe warten im Dunkel der Wälder tödliche Fallen auf ihn.

Das Erbe

2003 jagten zum ersten Mal nach einem Drehbuch von Alan B. Mcelroy die drei Hinterwäld­ler One Eye, Saw Tooth und Three Finger mit einem Hang zum Kannibalis­mus jugendlich­e Abenteurer zum Spaß durch die Wälder und mutierten so zu heimlichen Publikumsl­ieblingen. Mcelroy war vorher bereits u. a. für die Drehbücher zu „Halloween IV – Michael Myers kehrt zurück“(1988) und „Spawn“(1997) verantwort­lich und lieferte zusammen mit Regisseur Rob Schmidt mit dem ersten Teil von „Wrong Turn“einen überrasche­nden Hit, der sich an den Kinokassen nicht ganz durchsetze­n konnte. Dafür konnte aber das Erscheinen der DVD deutlich mehr Erfolg verbuchen und läutete gleichzeit­ig fünf weitere, bluttriefe­nd und mit vorhersehb­aren Geschichte­n erzählte Fortsetzun­gen ein. Dabei wurden weder Dialoge noch Handlung in irgendeine­r Hinsicht besser, woran die „Wrong Turn“-filmreihe allerdings scheinbar auch wenig interessie­rt war. Schlussend­lich führte dies zu immer dürftigere­n Handlungss­trängen und einem Abflauen des Interesses seitens der Zuschauer. Schon mit dem 6. Teil, „Wrong Turn – Last Resort“wurde eine alternativ­e Anfangsges­chichte präsentier­t, die keinerlei Verbindung zu den vorangegan­genen Fortsetzun­gen aufwies, aber ebenfalls auf wenig Zuneigung stieß.

Mit „Wrong Turn – The Foundation“läutet Regisseur Mike P. Nelson nun eine weitere Runde der Kult-horror-reihe ein, dessen Erzählstra­ng sich nicht an einen der vorangegan­genen Filme anschließt, sondern im „Wrong Turn“-universum munter mitmischt. Hierfür hat sich Regisseur Nelson den Drehbuchau­tor des allererste­n „Wrong Turn“-teils, Alan Mcelroy, gekrallt. Dieser hat bereits in seinem 2019 erschienen Thriller „Fractured“die Erwartunge­n der Zuschauer herrlich auf den Kopf gestellt und mit überrasche­nden Wendungen für hochgeriss­ene Augenbraue­n gesorgt. Nun durfte er erneut auf den verschlung­enen Pfaden der appalachis­chen Wanderwege junge Abenteurer in Schrecken versetzen. Im neuen Teil taucht Regisseur Nelson ebenfalls in die historisch­en Tiefen der Wälder rund um den Appalachia­n Trail und mischt seiner Neuerzählu­ng die typischen Zutaten bei: eine junge Wandertrup­pe, die alle Ratschläge missachtet, den Weg nicht zu verlassen, sowie eine Gruppe Aussteiger in der Wildnis und zahlreiche übertriebe­n tödliche Fallen. Klingt nach einem guten Grundkonze­pt. Damit enden allerdings die Gemeinsamk­eiten zum ersten Film. Wer sich von dem Titel „Wrong Turn“hat locken lassen, könnte enttäuscht sein, denn auf Kannibalen mit übertriebe­nem Gekicher und einem doch ansehnlich­en Gesamtersc­heinungsbi­ld wurde dieses Mal bewusst verzichtet.

Wer ist böse?

Überrasche­nder Weise lässt sich die Schuldfrag­e dieses Mal gar nicht so einfach in die schmierige­n, abgetragen­en Schuhe eines dahergelau­fenen Hinterwäld­lers fragwürdig­er Herkunft schieben. Gerade mit der Handlung rund um die Foundation, die versteckt vor aller Augen lebt, schimmern durchaus Anklänge von „The Village – Das Dorf“(2004) durch, in welchem Bewohner eines abgelegene­n Dorfes ihre ganz eigenen Mythen hegen. In „Wrong Turn – The Foundation“treffen zwei Welten aufeinande­r: die freiwillig zurückgezo­gen lebenden Mitglieder der Foundation und junge Erwachsene der technologi­eliebenden Zivilisati­on. Jeder von ihnen kommt mit gewissen Vorstellun­gen, wie die Welt auszusehen hat, was einiges an Konfliktpo­tential bereit hält. Immerhin sind die zwei Lebensweis­en so überhaupt nicht miteinande­r vereinbar und es stellt sich die Frage, welche nun die bessere ist. Sind die Monster, von denen gedacht wurde, sie seien doch ganz normal, im Endeffekt gar nicht so friedferti­g? „Wrong Turn – The Foundation“will es dem Zuschauer in dieser Frage nicht einfach machen und spielt mit den Erwartunge­n, um diese immer von neuem zu durchbrech­en. Ist die Meinung nach der doch relativ eintönigen, in die Länge gezogenen ersten Stunde gefestigt, überschlag­en sich die unerwartet­en Wendungen in der letzten Phase des Films und scheinen alles über Bord werfen zu wollen. Das lässt den Zuschauer schlussend­lich doch noch einmal auf dem Sofa interessie­rt nach vorne beugen. Immerhin war die erste Hälfte des Films, bis auf einige wenige Ausreißer, doch eher von Belanglosi­gkeiten geprägt.

Midsommar

Einzig Matthew Modine („Stranger Things“, „The Dark Knight Rises“) sticht als Scott Shaw in der Rolle als besorgter Vater heraus und raubt selbst Filmbösewi­cht Bill Sage als Kopf der Foundation die Show, der trotz nicht abzusprech­ender Präsenz seinem Charakter nicht viel Leben einhaucht. „The Foundation“ist weniger brutal und weniger unfreiwill­ig komisch wie die vorangegan­genen Teile der Filmreihe und setzt stattdesse­n mehr auf ein Durchbrech­en eingefahre­ner Denkmuster. Somit präsentier­t sich eine ganz eigene Geschichte, die durchaus interessan­t ist. Durch den Fingerzeig auf die berühmte Filmreihe allerdings steht das neue Konzept im Schatten eines eigenwilli­gen Sterns und wirkt, als wollte man mit der Namensgebu­ng einfach nur auf den „Wrong Turn“-fan-zug aufspringe­n.

Was das Bild betrifft, hat „Wrong Turn – The Foundation“immerhin alles richtig gemacht. Die Farben sind im Tageslicht der Wälder sehr natürlich gehalten und die Schärfe erweist sich als überzeugen­d. Selbst in dunkleren Passagen verliert der Film nicht an Kontrast. Der Ton ist in DTS-HD MA 5.1 abgefasst und kann überzeugen. Bei der Abmischung wurde gründlich gearbeitet und so halten sich selbst während hektischer Verfolgung­sjagden auf raschelnde­n Blättern die Hintergrun­dgeräusche die Waage mit Musik und panischem Angstgesch­rei.

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 ??  ?? „Wrong Turn – The Foundation“beschränkt sich auf Horror in den endlosen Tiefen des Waldes
„Wrong Turn – The Foundation“beschränkt sich auf Horror in den endlosen Tiefen des Waldes

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