Blu-ray Magazin

Glengarry Glen Ross

- LARS ZSCHOKE

Dave Moss (Ed Harris), Shelley Levene (Jack Lemmon), George Aaronow (Alan Arkin), James Lingk (Jonathan Pryce) und Ricky Roma (Al Pacino) sind amerikanis­che Immobilien­makler. Ihre Geschichte wird in „Glengarry Glen Ross“erzählt. Es handelt sich hierbei um die Umsetzung eines Theaterstü­ckes des Autoren David Mamet, das 1983 uraufgefüh­rt wurde. Die Geschichte handelt von einer Grundstück­sfirma, die am Rande des Bankrotts steht. Nur noch zwei Mitarbeite­r sind für für das Unternehme­n tragfähig, der Rest soll gehen. Um das Ganze etwas „amerikanis­cher“zu gestalten, wird aus der Not eine Tugend gemacht und ein Wettbewerb in die Runde geworfen. Die beiden Mitarbeite­r, die zuerst ein wertloses Anwesen aus dem Archiv an den Mann bringen können, dürfen in der Firma bleiben. Dem Ersten winkt ein Cadillac als Belohnung, dem Zweiten zumindest ein paar Steakmesse­r, die restlichen Dritten dürfen sich über eine Kündigung freuen. Das Rennen ist eröffnet. „Glengary Glen Ross“ist eine bitterböse Parabel auf den amerikanis­chen Traum und die wirtschaft­sliberale Lebensweis­e. Friss oder stirb! Sei besser als die anderen oder geh zu Grunde! Ein halbes dutzend Arbeiter kämpfen um ihre Existenz in diesem irrwitzige­n Wettstreit. Natürlich ist es gewollt paradox, dass die Immobilien­firma kein Geld für einen weiteren Mitarbeite­r zurücklegt, sich aber einen Cadillac leisten kann. Das Gesicht des Unternehme­ns wird durch den bitterböse­n und aggressive­n Chef Blake (Alec Baldwin) perfekt in Szene gesetzt. Blake gibt die nötige Exposition und macht gleichzeit­ig klar, wie wertlos seine Angestellt­en für ihn und die amerikanis­che Wirtschaft sind. Fluchend und beleidigen­d wütet er in seiner Ansprache durch das Büro wie Gny. Sgt. Hartman in „Full Metal Jacket“.

Überlebens­kampf in der Arbeitswel­t

„Glengarry Glen Ross“ist ein düsteres Stück Fiktion, dass mehr mit der Realität zu tun hat, als einem lieb ist. Amerika ist das Land, das den Neoliberal­ismus lebt wie kein zweites. Krankenkas­se und Versicheru­ngen sind da ein teures Gut. Nur wer sich gut verkauft, kann sich einen Platz an der Spitze sichern. Dabei ist sich jedoch jeder selbst der Nächste. Ein guter Mensch zu sein, tut nichts zur Sache. Die Familie ist nur ein Hindernis, wie die Figur Shelley Levene unliebsam feststelle­n muss. In der Figur des George wird deutlich, dass jeder, der nicht selbständi­g denken kann, nur ausgenutzt wird. Es ist nicht verwunderl­ich, dass der charismati­sche Ricky die Nummer 1 unter den Mitarbeite­rn ist.

Autor David Mamet beschreibt eine kalte Welt. In dem Theaterstü­ck ist es der Aussage entspreche­nd Winter. Der Film wurde im Sommer gedreht. Doch Regisseur James Foley wollte ein ähnlich kaltes und unangenehm­es Gefühl erzeugen, welches das Bühnenstüc­k so effektiv machte. Also ließ er aufwendige Regenmasch­inen installier­en, die einen Großteil des 12,5 Millionen Dollar Budgets ausmachten. Nun regnet es in vielen Szenen. Außerdem spielt der Beginn der Handlung meist in der Nacht. In der kalten Atmosphäre kommen die abschätzig­en zwischenme­nschlichen Beziehunge­n voll zur Geltung. Ähnlich wie Sidney Lumets „Die 12 Geschworen­en“spielt auch „Glengarry Glen Ross“überwiegen­d in Innenräume­n. Er hat auch eine ausschließ­lich männliche Besetzung aus verschiede­ne Schauspiel­generation­en. Neben den Altstars Jack Lemmon und Alan Arkin bringt der Film damalige Größen wie Al Pacino, Ed Harris, Jonathan Price und Alec Baldwin zusammen. Auch war dieser Streifen der Startschus­s für Kevin Spaceys Karriere. Die Inszenieru­ng ist schnell und wirkungsvo­ll, da es sich hierbei um ein dialoglast­iges Personendr­ama handelt, angereiche­rt mit einem schnellen Schnitt und zahlreiche­n Kamerafahr­ten. So bleibt der informatio­nshaltige Film über seine Länge hinweg interessan­t.

 ??  ?? In „Glengarry Glen Ross“standen sich 1992 Jung- und Altstars gegenüber. Während Jack Lemmon bereits auf über 40 Jahre Schauspiel­karriere zurückscha­uen konnte, stand Kevin Spacey noch am Anfang
In „Glengarry Glen Ross“standen sich 1992 Jung- und Altstars gegenüber. Während Jack Lemmon bereits auf über 40 Jahre Schauspiel­karriere zurückscha­uen konnte, stand Kevin Spacey noch am Anfang
 ??  ??
 ??  ?? An Ed Harris kommt aufgrund seiner unzähligen Filmrollen kein Hollywood-fan vorbei
An Ed Harris kommt aufgrund seiner unzähligen Filmrollen kein Hollywood-fan vorbei
 ??  ?? Passend zur Story spielt der Titel „Glengarry Glen Ross“auf eine Immobilien­adresse an
Passend zur Story spielt der Titel „Glengarry Glen Ross“auf eine Immobilien­adresse an
 ??  ?? OT: Glengarry Glen Ross L: US J: 1992 V: Studio Hamburg B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 2.0 R: James Foley
D: Al Pacino, Jack Lemmon, Kevin Spacey
LZ: 100 min FSK: 12 W-cover: ja
VÖ: 23.07.21
×1
Extras: 0,5/10
OT: Glengarry Glen Ross L: US J: 1992 V: Studio Hamburg B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 2.0 R: James Foley D: Al Pacino, Jack Lemmon, Kevin Spacey LZ: 100 min FSK: 12 W-cover: ja VÖ: 23.07.21 ×1 Extras: 0,5/10
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany