Das schönste Freudenhaus in Texas
Das „Hühnerhaus“, wie es liebevoll von allen genannt wird, ist kein einfaches Bordell. Es ist seit über 150 Jahren eine Institution. Ein Wahrzeichen in der Provinz Texas, das Generationen miteinander verbindet. Nicht nur unter den männlichen Gemeindemitgliedern genießt die „Chicken Ranch“einen herausragenden Ruf. Das mag vor allem auch an der charmanten Besitzerin Miss Mona (Dolly Parton) liegen, die ihr Haus mit viel Herz führt und die Stadt großzügig mit Spenden versorgt. Ihrem Charme ist selbst der hitzköpfige Sheriff Ed Earl Dodd (Burt Reynolds) erlegen, welcher mit ihr eine kleine heimliche Liaison hegt. Eines Tages jedoch wird der Frieden gestört, als das historische Etablissement in das Visier von dem selbsternannten Wachhund Melvin P. Thorpe (Dom Deluise) gerät. Der Fernsehprediger hat es sich zur Aufgabe gemacht, Missstände und Skandale medienwirksam in seiner schrillen Sendung aufzudecken. Das Hühnerhaus von Miss Mona ist ein nicht hinzunehmendes Übel, dessen sofortige Schließung mehr als überfällig für Melvin P. Thorpe erscheint. Sofort rückt er mit zahlreichen Kameras und eisernem Willen an, um ungefragt das Auge Amerikas in alle Ecken des Bordells zu halten. Dass ein Sheriff solch ein Freudenhaus billigt und bei einer Demonstration wortgewaltig aus der Haut fährt, sorgt für Unruhe in den Nachrichten und Ed Earl muss Stellung beziehen. Kann er das drohende Unheil abwenden und seiner Mona helfen? Es sieht aus, als wäre der ausgeheckte Plan perfekt. Doch als die dralle, mit einer glockenklaren Stimme gesegnete Miss Mona eine Bitte von ihm missachtet, scheint alles zu kippen und zu allem Übel wird die Beziehung zwischen ihr und Ed
Earl auf eine harte Probe gestellt. Regisseur Colin Higgins’ auf einem Musical beruhende Komödie „Das schönste Freudenhaus in Texas“wurde dank Us-country-ikone Dolly Parton zu einem Kassenschlager mit immerhin zwei Golden-globeund einer Oscar-nominierung.
Nothin’ dirty going on
Schon zwei Jahre zuvor hatte Colin Higgins der Sängerin in seiner kommerziell sehr erfolgreichen Komödie „Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?“eine Hauptrolle gegeben und sie gleichzeitig den Titelsong liefern lassen. Nun verlieh sie mit Liedern wie „A Lil’ Ole Bitty Pissant Country Place“und „Hard Candy Christmas“an der Seite von „Ein ausgekochtes Schlitzohr“-star Burt Reynolds seinem neuen Film eine ganz eigene liebevolle Note und schenkte der Geschichte rund um ein Bordell eine fast anheimelnde Stimmung trotz massiger Strapse und Plüsch. Vor allem, wenn Dolly Parton im Negligee und Burt Reynolds in Feinrippunterhose zu einem Musca-duett anstimmen, blüht das Zuschauerherz auf. Burt Reynolds’ Coolness sieht sich dadurch keinerlei Gefahr ausgesetzt. Immerhin kann er hemmungslos mit Sprüchen um sich werfen, mit quietschenden Reifen und Blaulicht um die Kurven jagen und in die Luft ballern. Als sein Filmrivale steht ihm niemand geringeres als Dom Deluise („Mel Brooks – Die verrückte Geschichte der Welt“) gegenüber, der ihm dank seiner brillant überdrehten Art beinahe die Show stehlen könnte. Beinahe!
Für das Alter des Films geht die Qualität des Bildes in Ordnung. Der legendäre Schnauzer von Burt Reynolds und die schillernden Outfits von Dolly Parton zumindest können in allen Einzelheiten bewundert werden, da besonders die Detailschärfe gut herausgearbeitet wurde. Leichtes Filmkorn sorgt zusammen mit hin und wieder auftretenden, teilweise recht starken Verschmutzungen für den nötigen Retrocharme. Die in DTS-HD MA 2.0 Mono vorliegende Tonspur lässt im Hintergrund trotz klarer Dialoge stets ein leises Rauschen hören, das den packenden wie bunten Musicaleinlagen jedoch nicht im Wege steht.