Der Chef – Un Flic
Es mag sich um einen französischen Film handeln, doch ist „Der Chef“auch ein klassischer amerikanischer Gangsterstreifen. Es ist die letzte Arbeit des legendären französischen Regisseurs Jean-pierre Melville. Wie schon bei zwei seiner beliebtesten Kriminalfilme, „Der eiskalte Engel“(1967) und „Vier im roten Kreis“(1970), arbeitet Melville hier wieder mit einer weiteren Ikone des französischen Kinos zusammen – dem Schauspieler Alain Delon. Mit von der Partie ist auch Richard Crenna (bekannt in seiner Rolle als Trautman aus der „Rambo“-trilogie) als Bandenchef Simon. An die großen Werke Frankreichs oder auch nur Melvilles kommt „Der Chef“zwar in keiner Kategorie heran, kann durch aufwendige Sequenzen dennoch an Reiz gewinnen. Als Highlight wird an dieser Stelle an den Zugüberfall verwiesen, den Simon mit seinen Handlangern begeht. Die Überfallsequenz, die zur Filmmitte geschieht, dauert 20 Minuten in Echtzeit. In dieser Zeit wird Punkt für Punkt des Überfallprotokolls abgehakt und auf der Leinwand gezeigt. Das gilt auch für das mehrmalige, minutenlang dauernde Umziehen von Simon.
Der restliche Film ist scheinbar um diese aufwendige Szene drumherum gedreht worden. Bei all dem technischen Geschick seitens der Filmemacher handelt es sich hierbei jedoch um einen festgefahrenen Genre-film. Alain Delon als Commissaire Edouard Coleman ist ein einsilbiger, harter Bulle, der schon alles gesehen und erlebt hat. Seine Figur gleicht denen von Hollywoodschauspieler
Humphrey Bogart. Im Allgemeinen setzt der Film eher auf die Gesichter seiner Hauptdarsteller als auf den Dialog. Auch Catherine Deneuve hat als Liebchen Cathy nicht viel zu vermelden.