Amazonen auf dem Mond
Der Sohn des Unsichtbaren glaubt, er habe die Formel seines Vaters entschlüsselt und treibt nun nackt sein Unwesen – nur dass er komplett sichtbar bleibt. Eine Beerdigung wird zur Bühne einiger Komiker, um der Witwe die Trauer zu erleichtern. Dem Zuschauer wird erklärt, dass jeder siebente in Amerika geborene Schwarze angeblich keine Seele besitze – und schon taucht ein schwarzer Schmusesänger auf. In der Serie „Bullshit Or Not“erfährt man, das Loch Ness in Wahrheit Jack The Ripper war. Außerdem sieht man, wie ein Arzt versucht, einer frischgebackenen Mutter seine Faust als ihr Baby zu verkaufen. Dabei geht es eigentlich um den Spielfilm „Amazonen auf dem Mond … oder warum die Amis den Kanal voll haben“. Aber kaum beginnt dieser „spannende“B-movie, folgt auch schon die erste Unterbrechung. Entweder gibt es technische Probleme oder Werbespots bzw. Sketche, die verhindern, dass der Film in Ruhe geschaut werden kann. Dabei kommen sexy Amazonen darin vor, die ihre Welt vor den drei ersten Männern auf dem Mond verteidigen müssen.
Komische, satirische Gesellschaftskritik
Der Film „Amazonen auf dem Mond“von 1987 ist eine Fortsetzung des Filmes „The Kentucky Fried Movie“von John Landis aus dem Jahr 1977. Die Filmbranche fürchtete damals aufgrund des boomenden Home Video Systems (VHS), dass ihre Einnahmen zurückgehen wegen der zunehmenden Raubkopien. Außerdem kam die Fernbedienung auf und es gab immer mehr Tv-kanäle. Somit konnte nicht nur die nervige Werbung weggedrückt, sondern auch zwischen verschiedenen Sendungen hin und hergeschaltet werden. Das alles mit nur einem Klick. Das „Zappen“war erfunden und das wird auch im Film „Amazonen auf dem Mond“angewandt. Ein Zuschauer, der wegen seiner Fernbedienung im Fernseher landet und dank seiner Frau durch verschiedene Filme, Werbespots und Sketche geschickt wird, verkörpert das sprunghafte Hin- und Herschalten des Publikums. Landis hatte zu der Zeit schon Fuß in Hollywood gefasst und kannte verschiedene Schauspieler und Regisseure. Da er bereits für Universal Pictures arbeitete und wegen einiger Projekte zeitlich sehr eingespannt war, fragte er Kollegen wie etwa Joe Dante, Carl Gottlieb und Peter Horton, dessen damalige Ehefrau Michelle Pfeiffer ebenfalls mitspielt, ob sie an dem Projekt mitarbeiten möchten, was sie dann auch taten. Es fällt auf, dass die Sketchsammlung von Personen zusammengestellt wurde, die schon viele Filme gesehen und auf dem Gebiet der Medien Erfahrungen gesammelt haben. Genau da liegt auch die Herausforderung für den Zuschauer. Schaut man sich den Film über 30 Jahre später an, ist er zwar nette Unterhaltung, aber viele Witze und satirische Kommentare sind nicht mehr verständlich. Hintergrundwissen zum 1980er-jahre-fernsehen ist ratsam, wenn man die Pointen und die Satire hinter dem Projekt besser nachvollziehen möchte. Die unterschiedlichen Segmente sind nicht immer von gleicher Qualität und von verschiedener Länge, aber bei allen ist die Medien- und Gesellschaftskritik zu spüren. Die bildliche Darstellung und auch der musikalische Hintergrund versetzen den Zuschauer zurück in die Zeit der 1980er. Der Ton ist vergleichsweise leise abgemischt. Der Film ist in Stereo und es fehlt eine gewisse Dynamik. Die Farben sind passend für eine typische Sketchshow und es sind eher einfach gehaltene Bilder. Bei dem Film und den Zwischensegmenten ist keine große akustische Räumlichkeit vorhanden und auf einen detailreichen Hintergrund wurde weitgehend verzichtet. Schließlich sollen sich die Zuschauer auf die satirische Komik konzentrieren. „Amazonen auf dem Mond“kann als leichte Unterhaltungslektüre für einen entspannten Filmabend gesehen werden. Vor allem dann, wenn man noch einmal im Jahrzehnt der Grenzenlosigkeit und des Überschwangs schwelgen möchte.