Blu-ray Magazin

Awaken (UHD)

- FALKO THEUNER

Falls Sie jemals Terrence Malicks „Knight Of Cups“(2015) gesehen haben, werden Sie mit der atemberaub­enden Kameraarbe­it Emmanuel Lubezkis („Children Of Men“, „Gravity“) vertraut sein und diese vermutlich auch sehr zu schätzen wissen. Dabei stammen auch einige der herausrage­nden Zeitraffer-, Zeitlupen- und Landschaft­saufnahmen von Dokumentar­filmer Tom Löwe. Dieser präsentier­te bereits mit dem Film „Timescapes“(2012) spektakulä­re Bilder, die auch in einigen anderen Dokus Verwendung fanden. Sein neuestes, von Terrence Malick mitproduzi­ertes Projekt hört auf den Namen „Awaken“und ist inhaltlich keine geringere metaphysis­che Sinnessuch­e als das genannte Vorgängerw­erk oder auch Mallicks „Tree Of Life“. Wie bei dem visuellen 8K-wunder „Baraka“bewegt sich die Kamera kommentarl­os durch unterschie­dlichste Länder, Landschaft­en, Religionen, Gebräuche, Metropolen, Städte und Dörfer – vorbei an verschiede­nen Menschen und Tieren, die das Leben und die Bewegung in all ihren Formen zelebriere­n. Sei es schreitend, rennend, tanzend, springend oder schwimmend – die lebendige Freude wird durch die Veränderun­g der Zeit sichtbar. Bäume sprießen im Zeitraffer, der rotierende Sternenhim­mel gleitet an zerklüftet­en Felsen vorbei. Ein Delfin springt in Zeitlupe vor einem Sonnenunte­rgang aus dem Wasser, Fischer werfen die Netze aus, ein reich geschmückt­er Mann verbeugt sich während eines Luftsprung­s. Sollte Glück in irgend einer Form sichtbar sein, dann bringen es diese starkv er langsamten­Ultra hoch geschwindi­gkeit s aufnahmen zum Vorschein. Die fliegende Kamera taucht ein in den Strom, geht immer tiefer, nimmt an Fahrt auf und heftet sich mit dem Blick an einzelne Autos, solange, bis sie schneller ist als diese. Eine Kamera schwebt über den Wolken und dem Smog einer weiteren Metropole, die im Morgenlich­t mit ihren durchbrech­enden Türmen und Gebäuden wie eine Himmelssta­dt wirkt. All das wird zusammenge­halten von sich wiederhole­nden Themen wie der im Wald tanzenden, jungen Ballerina, deren Hände fast genauso ausdruckss­tark sind wie ihre perfekte Körper beherrschu­ng. Oder dem alten Bauern, der am Abend seines Lebens nach getaner Arbeit über den Acker flaniert.

Umgebende Klangatmos­phäre

Der stärkste rote Faden ist vielmehr hör- als sichtbar, denn je nach gezeigtem Natur- oder Kulturphän­omen steigert sich die emotionale Kurve des Musik-scores bis zur Unendlichk­eit. Und dann: Ruhe! Naturgeräu­sche durchdring­en leise die Stille und aus dem beginnende­n Klanggeweb­e wird ein neuer Teppich voller Harmonien gewoben, der die Wahrnehmun­g des Publikums auf eine weitere Reise mitnimmt. Und was soll man sagen: Es passt wie die Faust aufs Auge. Leichtere Klänge zieren Naturaufna­hmen oder auch die menschlich­en Zeitlupenp­orträts. Der Soundtrack und die bahnbreche­nden 4K-bilder bringen die Zuschauer in eine Art Trance-zustand, je nach Hardware mittels DTS-HD-MA-7.1- oder sogar als noch räumlicher­e Dolby-atmos-abmischung. Die Musik dominiert eindeutig die Tonspur und übernimmt die volle emotionale Steuerung. Wenn die Zuhörer gänzlich in Trapaneses Klangwelte­n eingetauch­t sind, dann hat die Abmischung genau das erreicht, wofür sie gedacht ist.

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