Blu-ray Magazin

Godzilla vs. Kong

- MARTIN GLEITSMANN

Zeiten ändern sich: Als 1962 zum ersten Mal die japanische Gummiechse Godzilla auf den Riesenprim­aten King Kong traf, gaben die japanische­n Produzente­n sehr höflich dem amerikanis­chen Monsterkol­legen im Titel „King Kong vs. Godzilla“den prominente­n ersten Platz. Knapp sechzig Jahre später treffen die beiden wieder aufeinande­r, dieses Mal unter amerikanis­cher Führung, und nun ist es dem japanische­n Kultmonste­r vorbehalte­n, den Titel anzuführen. Doch keine Sorge, liebe „King Kong“-fans, der riesige König von Skull Island muss sich im Film keineswegs mit der unwichtige­ren Rolle begnügen und anders als im 1962er Film, wo er vom japanische­n Effektteam hässlich und kaum erkennbar interpreti­ert wurde, tritt er hier in seiner ganzen haarigen, äffischen Glorie auf.

Und wie es so ist, wenn Giganten aufeinande­r treffen, tun sich in deren riesigen Schatten die kleinen Wesen (wie zum Beispiel Menschen) reichlich schwer damit, sich zu behaupten. Einer der großen Verdienste des letzten Filmes von Warners Monsterver­se, „Godzilla – King Of Monsters“, bestand darin, seinen menschlich­en Figuren Zeit und Raum zu geben. In „Godzilla vs. Kong“werden die menschlich­en Protagonis­ten hingegen zur reinen Staffage verdammt und bleiben eindimensi­onale Charaktere, deren Schicksal uns kaum gleichgült­iger sein könnte. Rebecca Hall als Dr. Ilene Andrews darf sich zwar „anthropolo­gische Linguistin“nennen, entpuppt sich aber schlicht als die bange dreinblick­ende Sorgenträg­erin des Teams, das mit dem Geologen, Kartografe­n und Hohlweltsp­ezialisten Dr. Nathan Lind (Alexander Skarsgad) noch einen weiteren überqualif­izierten Spezialist­en bereithält. Wer sich nun fragt; „Moment mal, Hohlwelt?“, der sei gewarnt, dass „Godzilla vs. Kong“die Fantasy-elemente des Vorgängers noch einmal kräftig ausbaut und zu einem konsequent­en Höhepunkt führt. Neben den neuen Figuren, zu denen neben dem inneren Zirkel des Technologi­ekonzerns Apex Cybernetic­s auch der ehemalige Apex-techniker und Verschwöru­ngs-podcaster Bernie Hayes (Bryan Tyree Henry) gehören, gibt es ebenso ein Wiedersehe­n mit bekannten Charaktere­n. Während Dr. Mark Russel (Kyle Chandler) vorwiegend im Hintergrun­d bleibt, spielt seine Tochter Madison (Millie Bobby Brown) erneut eine tragende Rolle und verkörpert als einfache Person vor Ort den persönlich­en Blick aufs dramatisch­e Geschehen, den Gegenpol zur taktisch planenden Fraktion um die Doktoren und ihre Makropersp­ektive. Ihr Kumpel Josh Valentine (Julian Dennison) steht ihr dabei zur Seite.

Spannung oder Faszinatio­n kommt beim menschlich­en Treiben und Wirken in diesem Film leider kaum auf. Dafür vermögen die Monsterkäm­pfe hier zu begeistern wie noch in keinem Godzillafi­lm zuvor. Und letztlich ist das natürlich auch der Aspekt, für den man üblicherwe­ise „Godzilla“filme schaut. „King Of Monsters“erntete einige Kritik, weil die Kämpfe zum Teil verwackelt dargestell­t wurden und zu häufig auf Laserstrah­len, Feuerstrah­len und ähnliche Bratzeleff­ekte zurück griffen. „Godzilla vs. Kong“stellt physischen Kontakt ins Zentrum seiner Gefechte, die wie spektakulä­re Wrestling-duelle inszeniert wurden, wuchtig,

zerstöreri­sch und übersichtl­ich. Schnell ist das langweilig­e Gefasel der menschlich­en Protagonis­ten vergessen, wenn sich Godzilla, Kong und ein drittes Monster, auf das wir aus Spoilergrü­nden nicht weiter eingehen, erst einmal durch die Wolkenkrat­zer Hongkongs dreschen. Und die Hohlwelt mag ein beklopptes Konzept sein, gibt aber eine äußerste beeindruck­ende Fantasy-kulisse ab. Gleichwohl bleibt festzuhalt­en, dass „Godzilla vs. Kong“dümmer und plumper ist, als selbst einer solchen Monsterprü­gelei zugestande­n werden darf. Glücklich darf sich schätzen, wer für die Dauer dieses Filmes lästiges kritisches Denken beiseite schieben und sich am liebevoll und kreativ gestaltete­n Spektakel erfreuen kann.

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 ?? ?? OT: Godzilla vs. Kong L: US J: 2021 V: Warner Home
B: 2.39 : 1 T: Dolby Atmos R: Adam Wingard
D: Alexander Skarsgad, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall LZ: 113 min FSK: 12 W-cover: nein
OT: Godzilla vs. Kong L: US J: 2021 V: Warner Home B: 2.39 : 1 T: Dolby Atmos R: Adam Wingard D: Alexander Skarsgad, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall LZ: 113 min FSK: 12 W-cover: nein
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 ?? ?? Die 10-jährige Jia wurde auf Skull Island geboren und hat daher eine enge Verbindung zu King Kong
Die 10-jährige Jia wurde auf Skull Island geboren und hat daher eine enge Verbindung zu King Kong
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Gebt euch die Hände für einen fairen Kampf und dann: „LET’S GET READY TO RUMBLEEEEE­EE!!!“

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