The Dry – Die Lügen der Vergangenheit
Drama/mystery
OT: The Dry L: AU, US J: 2020 V: Leonine
B: 2.40 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Robert Connolly D: Eric Bana, Genevieve O’reilly, Keir O’donnell LZ: 117 min FSK: 16 W-cover: ja
VÖ: 10.09.21 ×1 Extras: 2/10
Aaron Falk (Eric Bana) ist Bundesermittler für den australischen Staat und kehrt wegen eines Verbrechens nach 20 Jahren in seinen alten Heimatort zurück. Sein ehemaliger Kumpel aus Jugendtagen Luke Hadler (Sam Corlett) hat anscheinend seine Frau und seinen Sohn getötet. Schon im Jugendalter galt Luke als Unruhestifter und wird mit dem einstigen Tod der gemeinsamen Freundin Ellie (Bebe Bettencourt) in Verbindung gebracht. Somit scheint die Angelegenheit geklärt. Doch ist da nicht mehr dran? Nun muss Aaron Falk in der sengenden Sonne Australiens ermitteln. Und es kommt noch schlimmer, denn die Ortschaft befindet sich derzeit in einer der schlimmsten Dürreperioden aller Zeiten. „Hitze“ist ein Bestseller-roman, verfasst von der in Australien lebenden, britischen Autorin Jane Harper und erschienen 2016. Zwei Jahre später brachte Harper einen zweiten Roman rund um den australischen Ermittler Aaron Falk heraus. Die Fortsetzung bekam den Namen „Ins Dunkel“(2017). Seitdem sind von der sogenannten australischen Thriller-queen zwei weitere spannende Bücher erschienen: 2019 „Zu Staub“im Rowohlt-verlag, „The Survivors“aus dem letzten Jahr wurde noch nicht übersetzt. Romanverfilmungen sind immer eine heikle Angelegenheit. Jedes Medium hat nun mal seine eigenen Stärken. Nur weil eine Geschichte gut geschrieben ist, ist sie noch lange nicht gut erdacht. „Hitze“ist ein solider Krimi, der sich aber nicht groß von anderen seiner Gattung unterscheidet. Aus diesem Grund hat Regisseur Robert Connolly („Underground: Die Julian Assange Story“, 2012), der auch die Drehbuchumsetzung übernahm, den Film auf eine Lauflänge
von unter zwei Stunden geschnitten. Auch ohne den Roman zu kennen, merkt man an einigen Stellen, dass hier ein paar dutzend Seiten von Jane Harpers Werk gestutzt sind. Ein Beispiel wäre die Verdächtigung der Figur Gretchen (Genevieve O’reilly) gegen Ende des zweiten Aktes. Sicher, sie hat ein Motiv, dennoch lässt der Film sehr schnell davon ab, um sich für den dritten Akt aufzuwärmen.
Detektivarbeit
Regisseur Connolly weiß aber, was an der Geschichte die Besonderheit darstellt und was in der Filmversion von sinnvoller Ergänzung ist: die unbarmherzige Gluthitze Australiens zum Beispiel, die den Protagonisten das Leben erschwert. Der Film beinhaltet reichlich Panoramaszenen von Wüste und Brachland. An den Nachtszenen ist aber zu erkennen, dass viele Bilder künstlich aufgehellt sind, da der Schwarzwert in den dunkleren Handlungsorten nicht voll ausgereizt wird. Allerdings werden die hellen Szenen somit viel intensiver von der zur Schau gestellten Hitze und Trockenheit geprägt. Ob allein die gelungene Darstellung von optischer Hitze einen guten Film ausmacht, sei mal dahingestellt. Im Kern handelt
„The Dry“von einer typischen Mordermittlung. Der Held, der aus einem nie verwundenen Verlust aus der Vergangenheit zum Streiter von Recht und Ordnung mutiert ist, kehrt zurück in seine Heimat, an den Ort, wo alles begann, und muss sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen. Sogar die Geister dieser Vergangenheit suchen ihn letztendlich in Form eines Tagebuchs heim. „The Dry“ist eine der typischsten Heldenreisen, die es gibt, macht aber gleichzeitig alles richtig. Beispielsweise die Visualisierung der menschlichen Konflikte mit der unbeherrschbaren Natur. Die Motivation des Helden, die mit seiner tragischen Vergangenheit zusammenhängt – der Verlust seiner Jugendfreundin Ellie – ist komplett mit dem Haupthandlungsstrang verwebt und nicht nur schmückendes Beiwerk. Die Hintergründe zum Verbrechen sind weder zu simpel und damit zu schnell zu entlarven noch zu kompliziert. Es wird nur solange wie nötig ein Geheimnis daraus gemacht.