Final Cut Of The Dead
In Japan war „One Cut Of The Dead“(2017) ein Hit. Jetzt will Madame Matsuda (Yoshiko Takehara) die gleiche Nummer nochmal in Frankreich durchziehen: Für eine neue Horror-streamingplattform soll eine 30-minütige Plansequenz live … Pschhhhht! Vergessen Sie einfach das zuvor Gesagte. Das ist ein Zombiefilm! Einer von der ganz billigen Sorte, wo die Schauspieler ultraschlecht improvisieren, die Kamera versagt und die Filmcharaktere unglaubwürdige japanische Namen tragen. Wer trifft bitte solche Entscheidungen? Zum Beispiel der Zombie hier, der die lustlos kreischende Frau anfällt – das sieht noch nicht mal so aus, als würde er sie annagen. Als plötzlich echte Körperteile fliegen und das Rot massig über die Wände spritzt, verhalten sich die Filmemacher auf einmal nicht mehr ganz so unglaubwürdig. Naja, zumindest teilweise. Erst die dritte Realitätsebene gibt darüber Aufschluss, wie die Dinge zustande kamen, sodass sogar der japanische Originalfilm in die Logik mit einbezogen wird und der Film bewusst mit seinem Remake-status spielt. Mehr Meta geht also auch in einem Film über einen Zombiefilm im Zombiefilm nicht. Wie soll man die schauspielerischen Leistungen bewerten, wenn diese bereits vom Filmkonzept her schlecht sein sollen? Also, wenn es darum geht, wer am schlechtesten spielt, schneidet Romain Duris um Längen am besten ab. Das hat er echt drauf! Den miesen Regisseur und inbrünstigen Laiendarsteller könnte kaum jemand besser verkörpern, obwohl Duris bekanntermaßen zu Frankreichs Schauspiel-elite gehört. Auch Bérénice Bejo („The Artist“) bekommt den schmalen Grat zwischen merklichem Schauspiel und eventuellem Amoklauf glaubwürdig hin. „One Cut Of The Dead“quasi eine weitere Meta-ebene hinzuzufügen, ist clever, da es den Kennern des Originals etwas Neues bietet. Und doch wirkt das Konzept nicht unverbraucht wie beim japanischem Original, dem man – kennt man den Film-twist noch nicht – automatisch mit unterschiedlichsten Erwartungshaltungen begegnet. Die Verrückung der Publikumsperspektive findet daher nicht ganz so überraschend statt. Als würde jemand den erfolgreichen Witz eines anderen erzählen. Einen Witz, den die Hochzeitsgesellschaft bereits kennt, vor der er vorgetragen wird. Und doch funktioniert er nach wie vor. Milder, aber gut.
Es lebe der Film!
Die technische Qualität ist absichtlich imperfekt, aber nicht hässlich. Das Blut auf der Kameralinse tritt auch hier wieder auf. Der Einsatz von besonders günstigen Digital- bzw. Handkameras wird solide simuliert. Aber es gibt auch Realitätsebenen in diesem Film, die mit hochwertiger Technologie und ohne Geruckel gedreht wurden. Alles in allem ist das Bild also der Intention entsprechend optimal. Beim Sound brauchten die Filmemacher weit weniger Abstriche zu machen. Durch den guten 3D-ton erscheint das Mittendrin-gefühl enorm vergrößert (der Kameramann/die Kamerafrau sind schließlich Teil des Zombie-szenarios), ohne dass man das Gefühl einer Big-budget-produktion erhält. Da ohnehin einiges Mysteriöses jenseits der Kamera abläuft, ist es ganz gut, zumindest akustisch erahnen zu können, welch Abgründe sich nun schon wieder auftun. Somit bleibt eigentlich nur zu sagen, dass die Sympathien eindeutig wieder dem echten Filmteam angehören, das hier so akribisch genau geplant und umgesetzt hat, dass man es glatt für improvisiert halten könnte. Jeder, der das Medium Film liebt, wird hiermit seine Freude haben. Das 20-minütige Making-of (als weitere Meta-ebene des Films) sieht man sich eigentlich nur deshalb vollständig an, um zu erfahren, wie es dem Baby geht, das am Anfang des Featurettes aus Versehen aus einer Trage fällt. Das ist selbst für die Hartgesottenen zu viel, zumal das Making-of die Antwort schuldig bleibt.