Cloudy Mountain
Beim Absturz vom Felsen wird noch ein letztes Mal die Hand zur Schläfe geführt und salutiert. Jawohl, diese Art Film ist „Cloudy Mountain“, ein 40 Millionen Dollar teurer chinesischer Katastrophenfilm, welcher 2022 den hochbegehrten „Five One Project“-preis abräumte, der von der Propaganda-abteilung der Kommunistischen Partei Chinas verliehen wird. In der ersten Hälfte schildert „Cloudy Mountain“noch eine nachvollziehbare Geschichte, bei der ein gigantisches Tunnelprojekt in einer Bergregion nach zehnjähriger Bauzeit kurz vor der Fertigstellung steht. Erdrutsche und tektonische Verwerfungen gefährden jedoch dieses Ziel. Während alle daran arbeiten, die Gefahr zu dämmen, wird offensichtlich, dass nicht nur das Bauprojekt, sondern auch die naheliegende Stadt bedroht sind. Nun ist jede Sekunde kostbar, um Menschenleben zu retten und die größte Katastrophe zu verhindern. Der Geologe Hong Yizhou und sein Vater stellen den emotionalen Anker der Geschichte dar, denn es müssen auch die Wunden der Vergangenheit geheilt werden, wofür sich der Film in der Mitte zu viel Zeit nimmt. Doch wünscht man sich beinahe das Familiendrama zurück, wenn „Cloudy Mountain“in der zweiten Stunde die großen Parolen und den noch größeren Pathos rausholt. Viele Tränen fließen, manche für verlorene Menschenleben, mehr aber noch
für gefährdetes Staatseigentum. Leider gestaltet die Synchro die pathetischen Phrasen und Plattitüden in der Übersetzung kaum menschlicher oder weniger steif. Aufforderungen wie „Vertrauen sie der Partei und der Regierung!“erhöhen hierzulande sicher nicht die Bindung zu den Charakteren.