The Unseen
Die Idee des Unsichtbaren als klassische Horrorfilmikone geht so weit zurück wie die Mumie oder Frankensteins Monster. Seit 1933 ist er auf der Leinwand zu sehen – oder eher nicht zu sehen – und genau wie die anderen „Monster“findet er heute kaum noch Platz im zeitgenössischen Horrorkino. Daran werden wohl weder „Der Unsichtbare“von 2020 noch dieses kleine kanadische Drama von 2016 etwas ändern. „The Unseen“lässt sich auch nur schwer als Horror einordnen und wenn überhaupt, dann wegen des Ekelfaktors. Protagonist Bob (Aden Young) löst sich aufgrund einer Krankheit allmählich auf. Das sieht richtig schön unangenehm aus: Freistehende Knochen und innere Organe erinnern an einen Besuch bei „Körperwelten“. Doch statt zu schockieren, will der Film mit dem Konzept des Verschwindens viele Metaphern jonglieren. So verschwand Bob vor Jahren aus dem Leben seiner Frau und Tochter und zog ohne Erklärung in eine kleine Stadt im Norden. Hier
ist er so allein, dass er regelrecht verschwinden könnte. Tochter Eva (Stone) leidet unter der Trennung und scheint darüber hinaus selbst Symptome aufzuweisen. Als Eva entführt wird, muss Bob sie retten, bevor er sich gänzlich auflöst. „The Unseen“ist eine Ansammlung netter Ideen, aber in keiner konsequent genug. Nicht spannend genug für Thriller oder Horror, zu unfokussiert für ein Drama und viel zu langsam erzählt. Die Unsichtbarkeit dient eigentlich nur den (immerhin
sehr coolen) Gore-effekten und betrifft nur einzelne Körperstellen. Ein Pluspunkt ist das Kanada-feeling. So spielen einige Szenen vor dem über 100 Jahre alten „Vernon Drive Grocery“in Vancouver, der inzwischen geschlossen wurde. Etwa noch eine Metapher für das langsame Verschwinden?