The Unseen
Das kanadische Drama wirkt wie eine Episode aus „Breaking Bad“: Ein von einer Krankheit zerfressener Protagonist hat sich aus seinem bürgerlichen Leben mit Frau und Tochter so weit zurück gezogen, dass er buchstäblich verschwindet. Sein Leiden ist die zunehmende Unsichtbarkeit, was aufgrund des schleichenden Prozesses unangenehme Blicke in sein
Inneres gewährt. Noch will sich Bob (Aden Young) allerdings nicht in den Hexler der Holzfabrik werfen – ähnlich wie es sein Vater tat. Vorher muss er sich von seiner entfremdeten Tochter (Julia Sarah Stone) verabschieden. Was dann geschieht, wünscht sich kein Elternteil. „The Unseen“ist der Versuch, den klassischen Monsterfilm „Der Unsichtbare“(1933) und dessen Nachfolger in ein aktuelles Alltagsszenario zu holen. Statt einer Superkraft ist es nun ein generationenübergreifender Fluch, der dank gewiefter Effekte entsprechend krankhaft erscheint. Bobs Gewaltbereitschaft, die noch aus seiner Eishockey-zeit stammt, tut ihr Übriges, um ihn zu einem „Taken“-mäßigen Vater zu machen, stets auf der Suche nach seiner Tochter. Das Bild des 2016er-films ist gestochen scharf. Die authentisch kühle kanadische Alltagsoptik spiegelt das Innere Bobs wider und passt zur erkalteten Vater-tochter-beziehung. Und auch hier gilt: Alles, was man nicht sehen kann, wird durch den Sound kompensiert.
Dieser ist dank der Signalortung extrem dreidimensional. So bleibt das Drama zwar größtenteils still, aber die Effekte holen so einiges raus. Ein Remake der Universal-horror-klassiker zu dem Thema darf man hier nicht erwarten, dafür aber eine relativ schlau umgesetzte Indie-perle.