His Dark Materials
(Staffel 3)
Fantasy
OT: His Dark Materals L: GB, US J: 2022 V: Warner Bros. B: 2.00 : 1 T: DD 5.1 R: Weronika Tofilska, Russell Dodgson u. a. D: Dafne Keen, Ruth Wilson, James Mcavoy LZ: 8 × ca. 60 min FSK: 12 W-cover: nein
Man darf heilfroh darüber sein, dass die aufwändige Philip-pullman-verfilmung trotz Corona und kommerziell durchschnittlichem Erfolg dennoch wie geplant alle drei Staffeln erhalten hat. Den Fantasy-romanen „Der goldene Kompass“, „Das magische Messer“und „Das Bernstein-teleskop“wurde dabei jeweils ein Jahrgang gewidmet. Begann das mit HBO koproduzierte Märchen 2019 noch als teuerste Bbc-investition aller Zeiten, scheint das Budget im Laufe der Jahre zumindest etwas abgenommen zu haben. Den zunehmenden Fabrikhallenund Wald-schauplätzen sowie den Kostümen der dritten Staffel sieht man an, dass das Geld vor allem in Schauspieler wie Ruth Wilson („Luther“) und James Mcavoy („X-men – Zukunft ist Vergangenheit“) sowie in die phänomenalen und nicht gerade seltenen Cgi-effekte gesteckt wurde, die selbst aktuelle Kinoproduktionen übertrumpfen und mit den sprechenden Tieren aus diversen Disney-realverfilmungen locker mithalten können. Natürlich gibt es auch besonders zum Ende hin hochwertige Kulissen zu bestaunen – der Mix ist entscheidend. Dadurch, dass die beiden jungen Protagonisten Lyra (Dafne Keen) und Will (Amir Wilson) diesmal durch mehrere Welten wandern, bekommt man natürlich auch abwechslungsreichere Schauplätze zu sehen, selbst wenn einige davon einfach mittels Farbfilter und blasser Ödnis-optik „interessant“gemacht wurden. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass Lord Asriel (Mcavoy) in dieser Staffel den offenen Aufstand gegen das kirchliche Magisterium übt. Spätestens in der vorletzten Episode sollte es also ordentlich krachen, weshalb eine der größten Schwierigkeiten des Showrunners Jack Thorne gewesen sein dürfte, die zur Verfügung stehenden, immer noch vergleichsweise großen Mittel an die richtigen Stellen zu verteilen. Und das ist ihm absolut gelungen! Denn auch, wenn die finale Schlacht jetzt nicht so spektakulär ausfällt wie beispielsweise im Kinofilm „Der goldene Kompass“(2007) und sie hauptsächlich aus entfernten blauen und roten Punkten besteht, die aufeinander zufliegen, so wurde doch eine ansprechende Basis für das eigentliche Familiendrama zwischen Lyra, ihrem wissenschaftsfanatischen Vater Asriel und der eiskalten Gläubigen Mrs. Coulter (Wilson) geschaffen, das sich auf spektakuläre Weise zuspitzt. Und auch die letzte Folge gehört ohne Übertreibung zu den romantischsten, dramatischsten und schönsten Enden der Seriengeschichte.
Tod und ganz viel Liebe
Den Kern des Ganzen bildet Lyras und Wills Odyssee, während der sie sich mit dem magischen Messer – auch Götterzerstörer genannt – zwischen den Dimensionen bewegen und sogar die Welt der Toten besuchen, um u. a. Bekanntschaft mit dem eigenen Tod zu machen. Vergleichbar ist ihr beschwerlicher Weg mit der Reise der Ringträger aus „Der Herr der Ringe“, während Asriel und Coulter die spannendsten Auseinandersetzungen mit den Engeln und dem Magisterium haben. Aber auch die „Schlange“, die Wissenschaftlerin Mary Malone, pilgert durch die Dimensionen und entdeckt den paradisischsten Schauplatz der gesamten Serie. Neue Kreaturen gibt es sowohl auf der dunklen als auch auf der hellen Seite zu bestaunen. Vielleicht hätten sechs Episoden ebenfalls gereicht, um die abschließende Handlung zu erzählen, denn das Pacing könnte hier und da noch etwas gestraffter sein. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn Staffel 3 bietet einen runden Abschluss, große Fantasy- und leichte Grusel-momente sowie eine schöne Zeit mit den liebgewonnenen Charakteren. Hut ab für die bis zum Ende gelungene Umsetzung eines solch großen finanziellen Wagnisses, welche ähnlich der Roman-reihe aufgrund ihrer Darstellung der christlichen Religion in konservativen Kreisen eher nicht so gut ankam.