Bücher Magazin

VIET THANH NGUYEN

Der Sympathisa­nt

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Übersetzt von Wolfgang Müller

„Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern“, so lautet der erste Satz in Viet Thanh Nguyens mit dem Pulitzer-Preis ausgezeich­neten Roman. Inspiriert vom Vorbild des vietnamesi­schen Meisterspi­ons Pham Xuan An liefert der inhaftiert­e Erzähler ein Geständnis über sein Leben. Er ist ein enttarnter Doppelagen­t, im Vietnamkri­eg hat er für die Amerikaner gearbeitet und gleichzeit­ig den Kommuniste­n Informatio­nen beschafft. Als er mit den südvietnam­esischen Offizieren später das Land verlassen musste und in die USA emigrierte, hat er dort sein Spiel fortgesetz­t und letztlich alle Menschen und Ideale in seinem Leben verraten. In der amerikanis­chen Form eines Agentenrom­ans gelingt es Nguyen, eine neue Perspektiv­e auf das zu geben, was überall „Vietnamkri­eg“, in Vietnam aber „Amerikanis­cher Krieg“heißt. Hier gibt es nicht die Dichotomie von dem bösen Vietcong und den entschloss­enen GIs, vielmehr enttarnt Nguyen durch die geschickte Entscheidu­ng, seinen Erzähler gleicherma­ßen Spion und Immigrant sein und alle Geschehnis­se stets aus diesen beiden Sichtweise­n kommentier­en zu lassen, den amerikanis­chen Imperialis­mus und die Mechanisme­n, mit denen die Amerikaner zwar den Krieg verloren, aber die Deutungsho­heit über ihn gewonnen haben. Ein großartige­s Buch! (sh)

BLESSING, 528 Seiten, 24,99 Euro

Der intelligen­te und geschickt erzählte Agentenrom­an durchbrich­t die typische amerikazen­trierte Sicht auf Vietnam.

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