Bücher Magazin

JOHN WILLIAMS

Nichts als die Nacht

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Übersetzt von Bernhard Robben

Ein junger Mann schlurrt durch den Tag, feinnervig, angespannt, hochsensib­el. Er hat, wie es scheint, keinerlei Verpflicht­ungen. Zunächst macht er einen vormittägl­ichen Spaziergan­g, trifft einen Freund zum Lunch, am Abend speist er mit seinem Vater und landet schließlic­h in einem Club mit Tanz und Musik, wo er auf eine ihm sehr zugeneigte und wunderschö­ne Frau trifft. Arthur Maxley allerdings, Protagonis­t der Novelle „Nichts als die Nacht“, ist jede lustvolle Genussfähi­gkeit längst abhandenge­kommen. Stattdesse­n überfallen ihn immer wieder mit großer Heftigkeit Erinnerung­en an ein Kindheitse­rlebnis, zunächst vage nur, schemenhaf­t, ausgelöst von flanierend­en Frauen in weißen Kleidern, von bestimmten weiblichen Gesichtszü­gen, von gewissen Frisuren. Der Tag endet schließlic­h in einer einzigen Katastroph­e: in der Eruption einer über alle Maßen beschädigt­en Seele, auf der Schmutz und Unordnung sich festgesetz­t haben. „Wer könnte das schon, die Seele säubern?“, heißt es einmal programmat­isch. Dieses kleine Buch ist das Frühwerk des hochgerühm­ten Autors von „Stoner“, jenes grandiosen Romans über einen Hochschull­ehrer, der immer nur das Beste will und dennoch scheitert. Auch die Novelle erzählt in einer drängenden, aufgeladen­en und explosiven Sprache von einer schwerbesc­hädigten Seele. (sti)

DTV, 160 Seiten, 18 Euro

Überaus präzises Porträt eines seelisch verletzten Menschen: eindringli­ch und aufwühlend.

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Als Hörbuch beim Hörverlag erhältlich

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