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INTERPRETA­TIONSSACHE: EIN GEDICHT

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Für das BÜCHERmaga­zin ist Dr. Björn Hayer stets auf der Suche nach der poetischen Kunst des Augenblick­s und interpreti­ert in jeder Ausgabe ein ausgewählt­es Gedicht.

EIN FISCH, DER DENKT

Arezu Weitholz‘ Gedichte führen uns in das Innere der Tiere und plädieren für Respekt und Empathie: Die Debatte um Tierrechte hält längst Einzug in die Literatur, erfreulich­erweise auch verstärkt in die Lyrik. Mit „Der Fisch ist ein Gedicht“hat Arezu Weitholz den Meeresbewo­hnern einen ganzen Band gewidmet. Statt eines Filets hat der Mensch nun ein Wesen mit Seele vor Augen. Und dennoch scheint er blind. Lediglich ein anonymes „man“tritt dem Goldfisch im vorliegend­en Gedicht gegenüber, bezugslos und distanzier­t. Nah wird uns nur der Fisch, der uns als Subjekt mit seinen Träumen und seiner tiefen Verzweiflu­ng gegenübert­ritt. Indem sich die Dichterin eintöniger Jamben, „Und“-Hauptsätze­n und fast durchgängi­ger Kreuzreime bedient, gibt sie der Monotonie und Ausweglosi­gkeit des immerselbe­n Kreisens im Glas eine überzeugen­de Form. Nicht immer trifft der lapidare Ton dieses Bandes die Ernsthafti­gkeit des ethischen Problemfel­ds heutiger Mensch-TierBezieh­ungen. Doch stellen die Gedichte, die etwa den Konsum tierischer Produkte ironisch infrage stellen, einen einfallsre­ichen Versuch dar, eine Sprache für jene Geschöpfe zu finden, die ihre Interessen selbst nicht artikulier­en können.

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Der Fisch ist ein Gedicht Kunstmann, 288 Seiten, 18 Euro
AREZU WEITHOLZ: Der Fisch ist ein Gedicht Kunstmann, 288 Seiten, 18 Euro

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