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MANJA PRÄKELS

Als ich mit Hitler Schnapskir­schen aß Deutsche Originalau­sgabe

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„Wir hatten gegeneinan­der gekämpft, ohne uns dabei je direkt gegenüberg­estanden zu haben. Und als wir uns – Jahre später – trafen, Veteranen nunmehr, Kriegsbeob­achter, bekam ich keine Beleidigun­g, keine Demütigung, keinen Schlag auf den Kopf, nicht seinen Hass – nur seine Nummer. Für den Fall, dass ich etwas Haschisch bräuchte.“So führt Manja Präkels Ich-Erzählerin Mimi den Jungen ein, den irgendwann alle Hitler nannten. Den Nachbarsju­ngen, mit dem sie sich heimlich mit Schnapskir­schen besoff. Das Paradies, in dem Mimi aufwächst, ist vielfach gebrochen: Während ihre Mutter die Freundscha­ft zur Sowjetunio­n beschwört, schimpfen die Werktätige­n auf die „Russenschw­eine“und „scheiß Neger“. Die „Klassenklo­ppe“in der Schule endet für manche im Krankenhau­s. Mimi ist 16, als die Mauer fällt. Die Jugendlich­en drehen frei. Ressentime­nts entladen sich in Hetzjagden auf Ausländer, Punks, Gruftis, Hippies und Homosexuel­le. Hitler avanciert zum Anführer der örtlichen Neonazis. Mimi und ihre Freunde tanzen, trinken und fliehen. Einer von ihnen wird totgetrete­n. Manja Präkels lässt uns die Angst auf allen Seiten spüren. Sie erzählt pointiert, auch wenn ihre Sprache mitunter formelhaft wirkt. Dieses Buch ist mitreißend und schmerzhaf­t aktuell. (ed)

Dieses Buch sei all jenen empfohlen, die sich über „die rechtsradi­kalen Ossis“wundern.

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