ALS GÄBE ES KEIN MORGEN
Kurz nach der Ankündigung des Weltuntergangs bekommt Magda zum ersten Mal ihre Tage. Eine „gewaltige Zahl an Naturkatastrophen ungeheuren Ausmaßes“, heißt es seitens der Regierung, wird die Menschheit binnen eines Jahres ausrotten. Auf diese Botschaft reagieren alle verschieden. Magdas Vater verlässt die Familie, um mit seiner Geliebten zusammenzuleben. Magdas bester Freund Leon kauft sich die erste Schachtel Zigaretten und beschließt, „alles Verbotene auszuprobieren“, um nicht frustriert, unwissend und unglücklich zu sterben. Und Magda fragt sich, warum ihr niemand zu ihrem 13. Geburtstag gratuliert. Unter immer schwierigeren Bedingungen versuchen die Menschen, der Zeit, die ihnen bleibt, die größtmögliche Menge Leben abzupressen. Irgendwann brennt die Schule nieder, die Infrastruktur bricht zusammen, Elektrizität und Essen werden knapp. Alte, um die sich niemand mehr kümmert, streifen orientierungslos durch die Stadt, Kinder bilden Banden. Autoren, die vom Ende der Welt erzählen, neigen zur Übertreibung. In vielen Geschichten kommt es verdächtig schnell zu Kannibalismus und Vergewaltigungen. Szenaristin Chloé Vollmer-Lo hat eine realistische Apokalypse erschaffen, in der im Grunde vernünftige Menschen gegen die eigene Verzweiflung ankämpfen, so gut sie können. Carole Maurel erzählt Magdas Geschichte in schmerzlich schönen Bildern aus lässigen Linien und intensiven Farben. „Magdas Apokalypse“ist ein kluger, melancholischer Endzeit-Coming-of-Age-Roman.