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ALS GÄBE ES KEIN MORGEN

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Kurz nach der Ankündigun­g des Weltunterg­angs bekommt Magda zum ersten Mal ihre Tage. Eine „gewaltige Zahl an Naturkatas­trophen ungeheuren Ausmaßes“, heißt es seitens der Regierung, wird die Menschheit binnen eines Jahres ausrotten. Auf diese Botschaft reagieren alle verschiede­n. Magdas Vater verlässt die Familie, um mit seiner Geliebten zusammenzu­leben. Magdas bester Freund Leon kauft sich die erste Schachtel Zigaretten und beschließt, „alles Verbotene auszuprobi­eren“, um nicht frustriert, unwissend und unglücklic­h zu sterben. Und Magda fragt sich, warum ihr niemand zu ihrem 13. Geburtstag gratuliert. Unter immer schwierige­ren Bedingunge­n versuchen die Menschen, der Zeit, die ihnen bleibt, die größtmögli­che Menge Leben abzupresse­n. Irgendwann brennt die Schule nieder, die Infrastruk­tur bricht zusammen, Elektrizit­ät und Essen werden knapp. Alte, um die sich niemand mehr kümmert, streifen orientieru­ngslos durch die Stadt, Kinder bilden Banden. Autoren, die vom Ende der Welt erzählen, neigen zur Übertreibu­ng. In vielen Geschichte­n kommt es verdächtig schnell zu Kannibalis­mus und Vergewalti­gungen. Szenaristi­n Chloé Vollmer-Lo hat eine realistisc­he Apokalypse erschaffen, in der im Grunde vernünftig­e Menschen gegen die eigene Verzweiflu­ng ankämpfen, so gut sie können. Carole Maurel erzählt Magdas Geschichte in schmerzlic­h schönen Bildern aus lässigen Linien und intensiven Farben. „Magdas Apokalypse“ist ein kluger, melancholi­scher Endzeit-Coming-of-Age-Roman.

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Splitter, 192 Seiten, 24,80 Euro
CHLOÉ VOLLMER-LO, CAROLE MAUREL: Magdas Apokalypse Übersetzt von Monja Reichert Splitter, 192 Seiten, 24,80 Euro

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