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MITHU M. SANYAL: VERGEWALTI­GUNG

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Die Nautilus-Flugschrif­t der Kulturwiss­enschaftle­rin und Autorin Mithu M. Sanyal fiel mir kurz nach der Geburt meines ersten Kindes in die Hände. Einer Zeit, in der ich mir meines eigenen Körpers sowohl in seiner Verletzlic­hkeit als auch in seiner Einzigarti­gkeit besonders bewusst wurde. Es war eine erschrecke­nde und erhellende Lektüre. An vielen Beispielen aus Vergangenh­eit und Gegenwart wird aufgezeigt, wie eng der weibliche Körper mit Bildern von Gefährdung und gewaltsame­r Besitznahm­e durch den Mann behaftet ist. Betrachtet eine Frau sich selbst als Reh, das immer auf der Hut sein muss, beschneide­t sie sich in ihrer Freiheit. Leider hat diese Vorsicht aber gute Gründe, denn nach wie vor ist das Thema „Vergewalti­gung“in der Öffentlich­keit zwar mit viel Empörung aufgeladen, sobald das Verbrechen in seiner Brutalität offen liegt; in versteckte­r Form ist Gewalt gegen Frauen jedoch leider viel zu oft salonfähig. Im vergangene­n Jahr wurde darüber verstärkt diskutiert. Auch Sanyal kam dabei in einem Beitrag der Tagestheme­n zu Wort. Als Antwort auf Sexismus forderte sie darin vor allem einen respektvol­leren Umgang von Mensch zu Mensch. Neben dem Hashtag #metoo wünschte sie sich auch die Hashtags #allyouneed­islove und #hetoo für eine andere Geschlecht­erkultur, die sich bereits darin äußert, wie über Sexualität gesprochen wird. So sollen zum Beispiel auch Männer über ihre eigenen Ängste und Verletzlic­hkeiten reden. Kein schlechter Ansatz! (man)

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Nautilus (2016), 240 Seiten, 16 Euro
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