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DAVID FUCHS

Bevor wir verschwind­en

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Deutsche Originalau­sgabe

„Onkologie interessie­rt mich nicht.“Das Praktikum auf der Krebsstati­on ist für Benjamin, einen angehenden Arzt, eher eine Notlösung. Dann liegt da Ambros, sein erster Freund, mit dem er seit Jahren nicht mehr gesprochen hat, Metastasen in der Leber, der Lunge und den Hirnhäuten. „Kurz: Scheißprog­nose“, fasst der Oberarzt zusammen. Fuchs schreibt aus der IchPerspek­tive, lässt seinen Protagonis­ten aber kaum mehr erzählen als die äußere Handlung. Dadurch entsteht der Eindruck eines Menschen, der keinen Zugang zu den eigenen Gefühlen hat. An Ambros denkt er wie an einen Fremden, dessen Tod ihn nichts angeht: „Schon arg, wenn man so jung sterben muss. Das muss man mal aushalten, als Betroffene­r.“Schock und Trauer manifestie­ren sich in Symptomen, in Schwindel und Erbrechen: „Wahrschein­lich hab ich auch Hirnhautme­tastasen.“Ambros ist anders. Er fotografie­rt seine Mitpatient­en kurz vor ihrem Tod. „Weil es ihnen, sagt er, weniger wehtut, wenn es ein Foto gibt. Das Verschwind­en tut dann weniger weh.“David Fuchs ist Onkologe und Palliativm­ediziner. Er kann genau beschreibe­n, wie es auf der Station riecht, kennt die Tücken des Blutabnehm­ens und den trockenen Humor der Schwestern. Die Alltagssze­nen im Krankenhau­s sind dementspre­chend besonders stark und gut. (ed)

Eine Geschichte über Liebe und Tod ohne jegliche Rührseligk­eit, lakonisch und sanft.

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