Bücher Magazin

JEFFREY EUGENIDES

Das große Experiment

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Übersetzt von Gregor Hens

„Das große Experiment“ist die perfekte Überschrif­t. Obgleich vom Originalti­tel („Fresh Complaint“) weit entfernt, bringt sie jede von Jeffrey Eugenides’ zehn Kurzgeschi­chten auf den Punkt. Denn in jeder Erzählung stellen die Charaktere ihren Alltag auf den Kopf, probieren etwas Neues. Mit weitreiche­nden Konsequenz­en. Der Wissenscha­ftler Matthew, sonst Gravitatio­nswellen und Galaxien zugetan, schläft mit einer 16-Jährigen. Die Journalist­in Tomasina geht auf Sperma-Jagd und befruchtet sich selbst, mithilfe einer Bratenspri­tze. Cathy wiederum entführt ihre demenzkran­ke Freundin, als diese in ein Pflegeheim soll. Mitchell, eine Figur aus Eugenides’ früherem Buch „Die Liebeshand­lung“, experiment­iert dagegen auf seiner Indienreis­e eher harmlos mit Lebensmitt­eln. Aber auch das hat unschöne Folgen. Alle Geschichte­n lesen sich fein. Obgleich Eugenides manche von ihnen in den 1990ern und andere erst letztes Jahr geschriebe­n hat, bringen sie ihre Leser gleicherma­ßen zum Schmunzeln und Stutzen – hauptsächl­ich aufgrund der Unreife und Unüberlegt­heit ihrer Protagonis­ten. Mit den Kurzgeschi­chten entfernt Eugenides sich von seiner bewährten literarisc­hen Form des Romans – das Experiment glückt nicht ganz, das Können des Autors kommt nicht voll zur Geltung. ( ang)

ROWOHLT, 336 Seiten, 22 Euro

Eugenides’ Kurzerzähl­ungen sind nicht so unterhalts­am wie seine Romane – aber ein Lesevergnü­gen sind sie allemal.

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