HAGAR PEETERS
Malva
Übersetzt von Arne Braun
Nach der Blume ist sie benannt worden, Malva, die 1934 in Madrid geborene Tochter Pablo Nerudas, die er verschwiegen und verdrängt hat. Doch nun tritt sie in Hagar Peeters Roman als „vergessene Verstorbene und zugleich allwissende Weiterlebende“als Erzählerin und Protagonistin in Erscheinung. Sie erzählt von der kurzen Liebe ihrer Eltern, von dem verlassenden und betrügenden Vater, vom Sterben der Mutter und ihrem eigenen frühen Tod – und bei all dem ist sie nicht alleine. Im Jenseits hat sie die Gesellschaft anderer vernachlässigter, verschwiegener oder fiktiver Kinder männlicher Intellektueller und Künstler, die wie sie mit einer Behinderung und Krankheit zur Welt kamen: die als schizophren geltende Tochter James Joyces, Arthur Millers Sohn, der das DownSyndrom hatte, und Oskar Matzerath aus Günter Grass’ „Blechtrommel“. Außerdem hat sie prominente tote Stichwortgeber wie Sokrates und Goethe – und hier verweist sie bisweilen zu stark auf deren jeweilige Relevanz. Abgesehen davon aber gelingt ihr ein einnehmender, differenzierter Roman. Zu viele Väter verlassen ihre Kinder – und allzu leicht wird ihr Verhalten mit den Werken, die sie in der dadurch gewonnenen Freiheit schaffen, entweder verteidigt oder verurteilt. Peeters aber schreibt über die Ambivalenzen dieses Verhaltens. ( sh)
WALLSTEIN, 245 Seiten, 20 Euro
Poetischer, mitunter bestechend origineller Roman, der sich einem einfachen Urteil über Pablo Neruda verweigert.