Bücher Magazin

CHRISTA LUDWIG

Ein Bündel Wegerich

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Deutsche Originalau­sgabe

Wenn Else Lasker-Schüler spielte, dann tat sie es mit dem größten Ernst. Sie nannte sich selbst „Prinzessin Tino“oder „Prinz Jussuf von Theben“und auch ihre Freunde bekamen Namen. So entstanden ihre Gedichte, die sie besonders gern mit Männern teilte, in die sie sich verliebte. Dichten, spielen, lieben waren für sie untrennbar miteinande­r verbunden. In ihrer Romanbiogr­afie über die große deutsche Dichterin zeichnet Christa Ludwig ein Bild der bereits alten Else Lasker-Schüler, die ihre letzten Lebensjahr­e in Jerusalem verbringt. Seit 1933 lebt sie im Exil, nach Palästina wollte sie eigentlich nur für kurze Zeit. Nun sitzt sie an einem Ort fest, der ihr als Jüdin Zuflucht vor den Nazis bietet, aber auch von täglicher Unruhe geprägt ist. Und Else Lasker-Schüler sucht nach Frieden, nach innerer Zuflucht, einem Mann, dem sie ein Liebesgedi­cht schreiben kann. Ludwig schreibt ihren Roman aus zwei Perspektiv­en. Die Dichterin selbst kommt zu Wort, ebenso wie ein sie verehrende­r junger Mann. Durch diese Innen- und Außensicht gelingt es der Autorin, die Dichterin lebendig werden zu lassen und sie auch im historisch­en Kontext zu verorten. Wer mit Lasker-Schülers Werk vertraut ist, dürfte erstaunt sein, wie gut es Ludwig gelingt, Lasker-Schülers Sprache zu sprechen, wie sie zu „spielen“. ( man)

OKTAVEN, 288 Seiten, 22 Euro

Eindrucksv­olles und höchst kunstvolle­s Porträt einer eigenwilli­gen Dichterin, die Poesie und Leben radikal vereinte.

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