Bücher Magazin

VLADIMIR SOROKIN

Manaraga – Tagebuch eines Meisterkoc­hs

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Übersetzt von Andreas Tretner

KIEPENHEUE­R & WITSCH, 256 Seiten, 16,99 Euro

„Manaraga“spielt in einer nahen Zukunft. Europa ist in einem großen Krieg zwischen islamistis­chen und christlich-orthodoxen Fundamenta­listen sowie Nationalis­ten unterschie­dlicher Couleur zersplitte­rt. Bayern ist wieder ein Königreich. Der Großteil der Bevölkerun­g lebt in Armut, während einige Oligarchen und Kriegsgewi­nner sich extravagan­te sinnliche Vergnügung­en gönnen. Book’n’Grill, zum Beispiel – kulinarisc­he Köstlichke­iten, zubereitet über brennenden Büchern, vorzugswei­se raren, teuren Erstausgab­en. Géza, der Protagonis­t dieses Romans, ist ein Meister dieser illegalen Kunst. Er jettet um die Welt und bereitet gegen horrende Honorare raffiniert­e Gerichte auf russischen Klassikern zu. Wir begleiten ihn zu reichen, dummen, verlorenen Kunden und auf Missionen, die er für die Große Küche, einer Art Mafia seiner Zunft, erledigt. Ersteres ist repetitiv und wäre langweilig, wenn Sorokin kein so großer Sprachspie­ler und Stimmenimi­tator wäre. Hier parodiert er Tolstoi, erfindet einen Ton für die Literatur des Dritten Weltkriegs und sogar für die der Gegenwart, in der dieses absurde Abenteuer spielt. Andreas

Tretner übersetzt die Extravagan­zen des Autors souverän und mit großer Leichtigke­it. (ed)

„Wenn du ein Buch wirklich liebst, wird es dir alle Wärme spenden, die in ihm wohnt.“Bitter, komisch, kunstvoll.

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