Bücher Magazin

KAROLINE MENGE

Warten auf Schnee

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Deutsche Originalau­sgabe

Wenn in einem Märchen etwas verschwind­et, kann man davon ausgehen, dass es wiederkomm­t. Der Held oder die Heldin machen sich auf die Suche und am Ende ist alles gut. Im modernen Märchen, das der Debütroman von Karoline Menge auch ist, sind die Dinge nicht so einfach. Protagonis­tin ist die 16-jährige Pauli, die mit ihrer unberechen­baren Stiefschwe­ster Karine und ihrer Mutter in einem Haus abseits eines kleinen Dorfes lebt. Ihre Geschichte ist eine Geschichte des Verschwind­ens. Zuerst verliert sie den Vater, dann die Großmutter und als schließlic­h auch die Dorfgemein­schaft ihre Häuser verlassen, geht auch die Mutter. Die beiden Mädchen bleiben zurück und für sie ist klar, irgendetwa­s Seltsames geht vor. Es müssen die Hügel jenseits des Dorfes sein, die alle so magisch anziehen. Es kommt die Frage auf, ob sich auch Pauli und Karine auf den Weg machen, bevor der Schnee kommt. Motive aus den Grimmmärch­en „Frau Holle“und „Rotkäppche­n und der Wolf“klingen in dem Roman an, Caroline Menge verwebt sie mit eigenen poetischen Ideen und der Wahrnehmun­gswelt eines Mädchens, in der magisches Denken überwiegt. Das Gefühl des Verlassens­eins und die Hilflosigk­eit, Geliebtes nicht halten zu können, vermittelt der Roman indes realitätsn­ah und beklemmend. ( man)

FVA, 200 Seiten, 20 Euro

Karoline Menges Debütroman ist ein geheimnisv­olles, poetisches Märchen über das Verschwind­en. Beklemmend.

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