Bücher Magazin

KRISTEN ROUPENIAN

Cat Person

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Übersetzt von N. Beljan, F. Schilbach

Im Dezember 2017 veröffentl­ichte Kristen Roupenian im „New Yorker“die Kurzgeschi­chte „Cat Person“, in der eine junge Frau einen vielverspr­echenden Flirt und dann trostlosen Sex mit einem Mann hat. Der Text beschrieb mit enormer Präzision die Grauzone zwischen Höflichkei­t und Angst und Hoffnung, schlechtem Sex und sexueller Nötigung, traf den blank liegenden Nerv der Zeit und wurde innerhalb weniger Tage 2,6 Millionen Mal geteilt. Dementspre­chend hoch sind die Erwartunge­n an Roupenians Debüt, dementspre­chend hoch die Wahrschein­lichkeit, enttäuscht zu werden. Aber der Erzählband „Cat Person“(im Original: „You Know You Want This“) ist großartig. Zwölf sehr unterschie­dliche Kurzgeschi­chten erzählen nuanciert davon, wie es ist, gerade jetzt am Leben zu sein. In „Böser Junge“nimmt ein Paar einen Freund auf, der gerade das Ende einer Beziehung zu verarbeite­n hat, und bezieht ihn zunehmend sadistisch­er in ihr Sexleben ein. In „Sardinen“eskaliert auf groteske Weise ein Kindergebu­rtstag. Manche der Geschichte­n sind unheimlich, andere geradehera­us brutal, immer geht es um Macht. Die unbeschwer­teste ist „Beißerin“, dessen Protagonis­tin davon besessen ist, ihren Arbeitskol­legen zu beißen. Roupenians Sprache ist gnadenlos und unprätenti­ös, ihre Figuren schwer zu vergessen. (ed)

BLUMENBAR, 288 Seiten, 20 Euro

Der Hype ist gerechtfer­tigt. Kristen Roupenian leuchtet die Graubereic­he menschlich­er Interaktio­n aus.

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