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CLOÉ MEHDI

Nichts ist verloren

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Übersetzt von Cornelia Wend

Elf Jahre ist Mattia Lorozzi alt. Sein Vater hat sich in der Psychiatri­e das Leben genommen, seine Mutter hat ihn und die Hoffnung aufgegeben, also wächst er bei dem jungen Erwachsene­n Zé in der Pariser Banlieue auf. Zé arbeitet als Nachtwächt­er und sorgt sich um seine Freundin Gabrielle, die versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Es ist ein trauriges, sorgenvoll­es Dasein, in dem sich Mattia mit einer herzzerbre­chenden Resignatio­n eingericht­et hat. Dann tauchen Graffitis auf, die „Gerechtigk­eit für Saïd“fordern – und damit gerät alles ins Wanken. Denn einst wurde Saïd von einem Polizisten getötet und sein Mörder kam davon. Mattia ist Hauptfigur und Erzähler in dem Debüt der 26-jährigen Cloé Mehdi und nicht immer erscheint es glaubwürdi­g, dass er in seinem Alter schon über dieses ausgeprägt­e Abstraktio­ns- und Analysever­mögen verfügt. Aber das ist einer der wenigen Kritikpunk­te an diesem beeindruck­enden Erstling, der von einem Leben erzählt, in dem der Staat niemals Hilfe, sondern stets Bedrohung ist – sei es durch Zwangseinw­eisung, angeordnet­e Heimaufent­halte oder straffrei bleibende Gewalt. Bemerkensw­ert sind die Direktheit und nahezu zwangsläuf­ige Unbedingth­eit, mit der Mehdi voller Furor von einem Leben erzählt, aus dem die Hoffnung auf Besserung schon fast verschwund­en ist. ( sh) POLAR, 330 Seiten, 18 Euro

Wütender, unmittelba­rer, erschütter­nder und hochaktuel­ler Kriminalro­man aus Frankreich.

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