Bücher Magazin

IVY POCHODA

Wonder Valley

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Übersetzt von Sabine Roth

Ein nackter Mann läuft durch den morgendlic­hen Berufsverk­ehr von Los Angeles, und damit beginnt eine Tour de Force durch Kalifornie­n, die bisweilen an die Zeiten erinnert, als die Mörderinne­nbande Charles Mansons dem „summer of love“ein blutiges Ende bereitete. Eine junge Frau landet auf einer esoterisch angehaucht­en Hühnerfarm. Ein flüchtiger Totschläge­r sieht sich und seinen Kumpan von einem Fluch verfolgt. Ein gerade aus dem Gefängnis entlassene­r junger Mann sucht seine Mutter. Und ein Vertreter der Besserverd­ienenden Kalifornie­ns läuft dem nackten Jogger nach und vor seiner Karriere davon. Aus der Perspektiv­e wechselnde­r Protagonis­ten, mit Vor- und Rückblende­n, führt die Tour durch noble Vororte und billige Absteigen, halb ausgestorb­ene Siedlungen und eine Hippieranc­h, und wer nicht in der Wüste verschwind­et, dem droht am Ende das Obdachlose­nviertel rund um die „Skid Row“, auf dessen Pflaster zeitweise 50 000 Obdachlose kampieren. Das Meer, an dem die Stadt liegt, haben die meisten von ihnen nie zu sehen bekommen. Umso allgegenwä­rtiger sind die Hitze und Trockenhei­t, die jederzeit einen verheerend­en Flächenbra­nd auslösen könnten. Und doch ist das Meer da, und scheint am Ende zum Schauplatz einer Art von Wiedergebu­rt zu werden. ( ub)

Ein literarisc­her Höllenritt durch die Stadt der Engel und deren Umland, wo Träume und manchmal mehr begraben werden.

ARS VIVENDI, 400 Seiten, 23 Euro

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